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EMMA

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»Fanni redet ein bisschen zu viel vom Tod«, sagt Joel, als wir einmal still zusammen auf der Terrasse sitzen. Das geschieht leider zu selten, obwohl wir auch deswegen hergekommen sind, wegen uns, weil wir dafür jetzt mehr Zeit haben und Fanni uns nicht mehr permanent braucht.

»Das ist typisch für ihr Alter«, antworte ich und ahne bereits, wohin das Gespräch führen wird. Muss dieser schöne Augenblick mit solchen Themen kaputt gemacht werden? Wenn einmal gute Stimmung zwischen uns herrscht, wissen wir sie nicht mehr zu wahren, sondern ruinieren sie abwechselnd.

»So typisch ist es auch wieder nicht. Was du ständig redest, bringt sie durcheinander. Eine Fünfjährige sollte spielen und sich nicht den Kopf über den Tod zerbrechen.«

Ich schweige. Wir sind unterschiedlicher Meinung, auch darüber. Joel geht den unangenehmen Wahrheiten des Lebens aus dem Weg, er hat sich noch immer nicht vom Tod seiner Mutter erholt, darum ist es für ihn schwer, über den Tod zu sprechen. Ich selbst glaube nicht, dass Kinder durch irgendwelche Themen einen Knacks abbekommen, sondern nur dadurch, dass man sie vermeidet oder dass gelogen wird.

Und schließlich bringt Joel das heraus, worum er schon seit Wochen kreist, weshalb er den Mund oft aufgemacht, aber ebenso häufig wieder zugemacht hat: »Wir sollten von hier wegfahren.«

»Nein«, entgegne ich strikt, denn das ist die einzige mögliche Antwort.

Joel sitzt still da, starrt auf die Terrassenbretter und schlägt zornig eine Mücke tot, die sich auf seine Hand verirrt hat.

Solch eine Stille herrscht mittlerweile oft zwischen uns, angespannt, voller heruntergeschluckter Sätze und Gefühle, verschwiegener Konflikte.

Wann ist das passiert? Es gibt keinen Grund dafür, wir hatten nie schwere, ermüdende Babyjahre, die eine Kluft zwischen uns aufgerissen hätten, Fanni hat immer gut geschlafen und ist ein unkompliziertes Kind, vielleicht sogar zu problemlos und anpassungswillig.

Wir sollten entspannt nebeneinandersitzen können, ohne etwas zu sagen, so wie es Paare tun, die lange zusammen sind, so wie Großvater und ich beieinandersitzen. Es ist seltsam, dass ich inzwischen besser mit dem Vater meines Mannes schweigen kann als mit meinem Mann.

»Vielleicht fahre ich dann mal allein in die Stadt, bevor ich hier selbst noch verrückt werde«, sagt Joel schließlich.

»Fahr nur«, antworte ich versöhnlich. »Wir Verrückten kommen schon klar.«

Aber Joel findet auch das nicht lustig, ich weiß nicht, was ihn überhaupt noch zum Lachen bringt.

Heute beißen die Fische nicht

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