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10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Zwischen Bedauern und Liebe

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Obwohl Ahmad keine medizinische Ausbildung hatte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis er beides ausgepackt und die Nadel auf die Spritze aufgesetzt hatte. „Es ist ja nicht so, als müsste ich auf die korrekte Vorgehensweise ihm Hinblick auf Sterilität achten“, dachte er nervös. Dann brach er die Ampulle auf und zog den klarflüssigen Inhalt in die Kanüle. Schnell steckte er die leeren Verpackungen und das kleine Glasfläschchen in seine Hosentasche unter seinem Obergewand. Auch die Spritze würde er dort verschwinden lassen müssen. „Hoffentlich kommt Jassim nicht auf die Idee, mich beim Verlassen des Zimmers noch einmal zu durchsuchen!“, fuhr es ihm erschrocken durch den Kopf. „Nein! Was für einen Sinn sollte diese Vorgehensweise haben?“, beruhigte er sich selbst.

Er verschwendete keinen Gedanken daran, was für ein Stoff es eigentlich war, den er da in der gezückten Spritze in seiner Hand hielt. Sedat hatte es nicht gesagt und er hatte nicht weiter gefragt. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Versicherungen seines Erpressers wahr waren: Dass das Mittel einen sanften, unauffälligen Tod für den Scheich bedeutete. „Wenn es dich beruhigt: er wird es nicht merken, wenn er in die Ewigkeit hinübergleitet“, hatte Sedat mit vor Sarkasmus triefender Stimme gesagt. „Dies ist allerdings kein Gefallen für dich oder gar für unseren sauberen Herrscher. Es geht darum, dass es keiner merkt. Ich brauche dich schließlich noch.“

Wenn Ahmad jetzt an diesen Ausspruch dachte, schauerte er erneut. Wie hatte Sedat das gemeint? Zuvor hatte er ihm doch versprochen, dass er ihn danach in Ruhe lassen würde. Welche Pläne verfolgte der kleine unattraktive Mann eigentlich? Die Ereignisse der letzten Wochen und vor allem der vergangenen Tage hatten Ahmad gelehrt, diese Person zu hassen! Er hatte ihm und vor allem seinen doppelzüngigen Bruder vertraut. Wie hatte er sich jemals so täuschen lassen können?

Sein Blick fiel erneut auf Rayan und wieder wurde er sich der Liebe bewusst, die er für ihren Scheich empfand. Und trotzdem würde er seinen Plan jetzt durchziehen. Was sonst blieb ihm zu tun? Er war kein Krieger und alleine die Aussicht auf seine Hinrichtung versetzte ihn in Angst. Nicht zu reden von der Panik, die sich seiner bemächtigte, wenn er an die Art und Weise dachte, mit der man seinem Leben ein Ende setzen würde.

Allerdings schwor er sich in diesem Moment, dass er Sedat alles heimzahlen würde, was dieser ihm, ihrem Herrn und den Tarmanen angetan hatte. Und dann die vielen Toten, die er und sein sauberer Bruder in Damaris hinterlassen hatten!

Er trat mit der Spritze in der Hand an den Beutel heran. Seinen Blick fest auf Rayans Gesicht gerichtet, schwor er leise Rache. Ahmad würde von nun an alles daran setzen, Sedat zur Strecke zu bringen! Doch dafür musste er ihn in Sicherheit wiegen. Und das ging nur, wenn er jetzt noch tat, was dieser verlangte. Der Tod des Scheichs wäre der ultimative Vertrauensbeweis. Diese Gewissheit beruhigte Ahmad, und auf einmal zitterte seine Hand nicht mehr, als er sich daran machte, die Nadel in dem für Injektionen vorgesehenen Gummipfropfen zu versenken. Mit einem letzten bedauernden Blick auf den Mann im Koma stach Ahmad bis in die Infusionslösung hindurch. Energisch leerte er daraufhin die Spritze und zog im Anschluss die Nadel wieder heraus. „Perfekt!“, dachte er. Genau, wie er gehofft hatte, war das Material des Pfropfens so geschaffen, dass es beliebig oft verwendet werden konnte. Seine Tat hinterließ also keine sichtbaren Spuren.

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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