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Ende Juni 2015 – Zarifa: Großes Tal – Das Leben ist nicht immer fair

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Als sie ins Tal kamen, hielten sie nicht an, sondern ritten direkt weiter bis zum Trainingsparcours der Krieger. Dort würden sie mit Sicherheit, Achmed, Alesers Gruppenführer, finden.

Erstaunt sah der Krieger auf, als er seinen ehemaligen Schützling an der Seite des Scheichs heranreiten sah. Auch die anderen Trainierenden hielten kurz inne, wandten sich dann jedoch wieder ihren Übungen zu. „Mein Herr“, verneigte sich Achmed vor Rayan.

„Sieh mal, auf wen ich zufällig in den Bergen gestoßen bin? Ich habe großes Glück gehabt, denn der junge Aleser hier hat mir das Leben gerettet“, log der Scheich ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte schließlich etwas gutzumachen. „Hätte er nicht kurzentschlossen die Schlange mit der Armbrust erschossen, hätte sie mich gebissen. Eine Sandrasselotter, ich wäre sicher tot gewesen, bis wir hier ins Krankenhaus gekommen wären. Ich finde seine Reaktionsfähigkeit wirklich außergewöhnlich.“

„Was für eine glückliche Fügung“, stimmte Achmed zu, doch seine Augen verengten sich misstrauisch. „Aber woher hatte Aleser wohl die Armbrust, frage ich mich? Wo er doch keine Waffe mehr tragen darf?“ – „Das ist meine“, unterbrach ihn Rayan herrisch und warf Achmed einen warnenden Blick zu. Er hatte keine Lust, sich von einem seiner Männer in der Öffentlichkeit befragen zu lassen. Das stand diesem nicht zu und der verstand prompt den Hinweis und fluchte innerlich. Die Bemerkung war ihm herausgerutscht. Wenn er nicht aufpasste, stand wegen Respektlosigkeit plötzlich für ihn eine Strafe an. „Aber natürlich mein Fürst.“ Er verneigte sich besonders tief. „Wir sind Aleser alle zu großem Dank verpflichtet!“

„Ganz meine Meinung. Und deswegen habe ich ihn überzeugt, dass wir auf einen derart wertvollen Krieger in unserer Mitte nicht verzichten können. Ich möchte dich bitten, ihn nochmals vor die Wahl zu stellen“, dabei betonte der Scheich das Wort „bitten“ derart, dass Achmed klar war, dass es eigentlich ein Befehl war.

„Aber natürlich, mein Herr. Ich denke, dass Aleser durch diese edle Tat bewiesen hat, wie sehr er für unsere Aufgabe geeignet ist. Daher bin ich sogar bereit, die Strafe auf die Hälfte zu reduzieren.“ Es war klar, dass er das nur sagte, um seinen Scheich für sein gedankenloses Verhalten milde zu stimmen. Er wandte sich an Aleser: „Bist du bereit, die Strafe anzunehmen?“, fragte er ernst.

Mit stolz erhobenem Kopf und feierlicher Stimme antwortete Aleser: „Ich nehme an.“

Zufrieden überließ Rayan die beiden sich selbst. Die Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, war gelöst. Und obwohl er noch immer der Meinung war, dass das Leben nicht immer fair war, hatte er doch das Gefühl, dass diese Geschichte relativ glimpflich abgelaufen war.

Rayan - Der Stich des Skorpions

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