Читать книгу Rayan - Der Stich des Skorpions - Indira Jackson - Страница 4

Prolog

Оглавление

Rayan beobachtete den dicken, ungepflegten Mann mit einer Mischung aus Entsetzen und aufsteigender Panik. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. Selbst sein Stolz und sein Hass waren mittlerweile verflogen.

Gleich, als dieser in den Kerker gekommen war, hatte er an dessen lüsternem Blick sein Vorhaben erkannt.

Obwohl der Scheich in den vergangenen Stunden schon mehrfach versucht hatte, die eisernen Schellen, die seine Handgelenke umkrallten, zu lockern, zog er nun verzweifelt aufs Neue mit all seiner Kraft daran. Die Ketten, die seine Arme nach oben in Richtung Kerkerdecke zwangen, rasselten lautstark. Blut begann an seinen Unterarmen entlang herunterzulaufen und von den Ellenbogen auf seine Schultern zu tropfen, doch er merkte es nicht einmal. Seine Fesseln rührten sich keinen Millimeter. Seine Feinde hatten ganze Arbeit geleistet.

Von seinen Füßen hatte man ihm die eleganten Reiterstiefel gezogen; vermutlich hatte sich einer der Verbrecher diese inzwischen einverleibt. Stattdessen zierten auch hier schwere Eisenringe seine Sprunggelenke, die auch seine Beine aufgrund schwerer, im Boden verankerter Ketten zur Unbeweglichkeit zwangen. Breitbeinig wie ein menschliches X stand er also völlig hilflos mitten in dem kargen Raum.

Seine Muskeln schmerzten aufgrund der vielen Stunden in dieser unangenehmen Haltung. Doch er wusste, dass dies gerade einmal der Anfang war.

Der Bewacher beobachtete seine Bemühungen einen Moment lang mit einem sadistischen Vergnügen, dann wandte er sich wieder seinem ursprünglichen Plan zu.

„Mach mit mir, was du willst, aber lass die Frau in Ruhe!“, bettelte Rayan verzweifelt, doch der andere lachte nur.

Dieser Satz riss Carina aus ihrer Lethargie. Auch sie war angebunden, allerdings hatte man sie gnädigerweise in einer bequemeren Haltung, auf dem Boden sitzend, mit Stricken verschnürt. Ihr Blick fiel auf den ekelerregenden Mann und erst jetzt erkannte sie die Gefahr, in der sie schwebte. Sie wimmerte entsetzt und sah Rayan Hilfe suchend an.

Allein dieser Blick war für den Scheich schlimmer, als alle körperlichen Qualen, die er je durchlitten hatte. Denn er wusste genau, dass er ihr nicht würde helfen können. Wäre er frei gewesen, wäre es ihm ein Leichtes, das Leben des anderen zu beenden. Er hätte ihn in seinem Hass mit bloßen Händen das Genick gebrochen.

„Du kommst später noch dran“, antwortete ihm der Dicke. Dann packte er Carina brutal an den Haaren, sodass diese gepeinigt aufschrie. „So mein Engel mit den leuchtenden Haaren, jetzt haben wir beide mal ein wenig Spaß. Eine Schönheit wie du wartet doch nur darauf, dass ich mich um sie kümmere“, krächzte er mit vor Erregung zitternder Stimme.

……...

Der Scheich starrte entsetzt auf das grob geflochtene Leder. Er war blass geworden. Nicht etwa, weil er den Schmerz fürchtete, sondern weil er nicht fassen konnte, dass der Mann, der da vor ihm stand, wirklich Hanif war, sein Freund, der ihn in den vergangenen vierzehn Jahren unzählige Stunden begleitet hatte. Und der ihm mehrmals das Leben gerettet hatte! Sein Verstand weigerte sich, diese Wandlung zu begreifen.

Und gleichzeitig war ihm klar, dass sie gerade an einer Schwelle standen. Sie hatten auch in der Vergangenheit ab und zu ihre Differenzen gehabt, die sie aber immer wieder beigelegt hatten. Selbst die Ohrfeigen von vorhin waren unter Umständen noch verzeihlich. Würde Hanif dieser Aufforderung aber nun nachkommen und die Peitsche an Rayan anwenden, konnte nichts ihn noch retten.

Rayan - Der Stich des Skorpions

Подняться наверх