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|124|7. Das Rationalitätsprinzip in den Sozialwissenschaften

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Zum zweiten Anwendungsbeispiel: Karl Popper gehört zu den vehementesten Verfechtern des Rationalitätsprinzips in den Sozialwissenschaften. Die Annahme, dass Menschen auf situative Anreize optimal zu reagieren versuchen, ist bis heute umstritten, auch innerhalb der Wirtschaftswissenschaften. Damit stellen sich drei Fragen: Wie ist die heutige Problemsituation beschaffen? Was kann man heute noch von Poppers Methodologie der Sozialwissenschaften lernen? Und wie lässt sich Poppers Verteidigung des Rationalitätsprinzips verbessern?

(1) Zur Kennzeichnung der Problemsituation ist es zweckmäßig, zwei Begriffe von Rationalität zu unterscheiden und zueinander ins Verhältnis zu setzen, den Begriff einer Verfahrensrationalität und den einer Ergebnisrationalität. Für beide Begriffe ist die Vorstellung eines Lernprozesses konstitutiv. Der Begriff einer Verfahrensrationalität, z.B. eines Lernens aus Fehlern, stellt auf den Prozesscharakter des Lernens ab. Der Begriff einer Ergebnisrationalität, z.B. die Annahme optimalen Verhaltens, bezieht sich hingegen auf einen Zustand, in dem der Lernprozess sein Ende bereits erreicht hat. Der methodologische Streit um das Rationalitätsprinzip dreht sich darum, inwiefern die Sozialwissenschaften, insbesondere die Wirtschaftswissenschaften, von der Kategorie einer Ergebnisrationalität Gebrauch machen dürfen oder sogar müssen.

Zusätzlich zu diesen beiden Rationalitätskategorien lassen sich zwei Rationalitätsebenen unterscheiden. Individuellen Lernprozessen korrespondiert die Ebene individueller Rationalität, und gesellschaftlichen Lernprozessen korrespondiert die Ebene gesellschaftlicher Rationalität. Mit Hilfe dieser Unterscheidungen lassen sich drei Theorievarianten innerhalb der Wirtschaftswissenschaften identifizieren (Abb. 7).

Die erste Variante, der i.e.S. ‚ökonomische Ansatz‘, verwendet auf den beiden Analyse-Ebenen jeweils unterschiedliche Rationalitätskategorien. Auf der individuellen Ebene arbeitet er mit dem Konzept einer Ergebnisrationalität. Auf der gesellschaftlichen Ebene hingegen arbeitet er mit dem Konzept einer Verfahrensrationalität. Einerseits wird angenommen, dass sich Individuen optimal |125|verhalten und dass dieses Verhalten als Nutzenmaximierung modelliert werden kann. Andererseits wird angenommen, dass das soziale Zusammenspiel optimierender Akteure nicht ebenfalls als Maximierung, sondern vielmehr als institutionelle Koordinierung modelliert werden muss und dass sich gesellschaftliches Lernen vornehmlich im Modus institutioneller Reformen vollzieht. Der zweiten Variante entspricht die Wohlfahrtstheorie. Sie verwendet auf beiden Analyse-Ebenen die Kategorie der Ergebnisrationalität und arbeitet folglich mit Modellen individueller Nutzenmaximierung und – nomen est omen – gesellschaftlicher Wohlfahrtsmaximierung. Die dritte Variante schließlich bemüht sich um eine sog. verhaltenswissenschaftliche Fundierung der Wirtschaftswissenschaften. Die Verhaltenstheorie verwendet auf beiden Analyse-Ebenen die Kategorie einer Verfahrensrationalität. Die heutige Problemsituation ist dadurch gekennzeichnet, dass diese drei Varianten in Konkurrenz zueinander stehen.

Abbildung 7:

Die heutige Problemsituation in den Wirtschaftswissenschaften

(2) Zieht man vor dem Hintergrund dieser Konkurrenz Poppers Methodologie der Sozialwissenschaften zu Rate, so folgt eine eindeutige Stellungnahme zugunsten der ersten Variante, die der von Popper befürworteten Methode einer Situationslogik entspricht, während gegenüber der zweiten und dritten Variante gravierende Vorbehalte geltend gemacht werden können. Gegen die zweite Variante spricht Poppers Utopie-Kritik, gegen die dritte sein methodologischer Anti-Psychologismus.

Die Wohlfahrtstheorie arbeitet mit dem Idealbild eines gesellschaftlichen Pareto-Optimums, eines Zustandes, in dem nicht weiter gelernt werden kann, weil bereits alle Optionen bestmöglich ausgeschöpft sind. Politische Maßnahmen werden dann von diesem Referenzmodell her entworfen. Das Denken nimmt seinen Ausgangspunkt in einer Utopie, nicht jedoch im Status quo. Es entsteht eine utopische Lücke, die nur schwer zu überbrücken ist, was sich in entsprechenden Implementationsschwierigkeiten niederschlägt. Insofern ist es kein Zufall, dass sich, wie allgemein bekannt, wohlfahrtstheoretische Vorschläge in der politischen Praxis nur äußerst schwer umsetzen lassen. – Popper würde hier mit der |126|Asymmetrie zwischen Freude und Leid argumentieren. Er würde folgern, dass es generell zweckmäßiger sei, sich an konkreten Missständen anstatt an einer abstrakten Utopie zu orientieren. Dies würde bedeuten, schrittweise Verbesserungen anzustreben. Wollte man Poppers Utopie-Kritik Rechnung tragen, so müsste man – in der Sprache der Wohlfahrtstheorie ausgedrückt – das Ergebniskriterium gesellschaftlicher Pareto-Optimalität ersetzen durch das Verfahrenskriterium gesellschaftlicher Pareto-Superiorität. Dies aber käme einem Wechsel von Variante 2 zu Variante 1 gleich, wie insbesondere die Arbeiten James Buchanans zeigen, dessen Forschungsprogramm einer ‚konstitutionellen Ökonomik‘ genau diesen Wechsel propagiert.[188]

Die Verhaltenstheorie versucht, die Sozialwissenschaften und insbesondere die Wirtschaftswissenschaften von der Psychologie her zu entwickeln. Die Erforschung individueller Lernprozesse soll die Grundlage für die Erforschung gesellschaftlicher Lernprozesse bilden. Das Forschungsprogramm wird im Schema ‚Teil-Ganzes‘ gedacht: Die Gesellschaft ist das Ganze, die Individuen sind die Teile, die sozialen Elemente. Das Ganze gilt hier als die Summe seiner Teile. Folglich, so das Argument, muss man zunächst einmal über die Individuen (möglichst genau) Bescheid wissen, bevor man die Gesellschaft verstehen kann, also z.B. in Laborexperimenten erforschen, wie Menschen wirklich denken und welche Fehler sie hierbei machen. – Popper würde hierauf antworten, dass sich das plausibel anhört, dass aber die Plausibilität ein schlechter Ratgeber in solchen Fragen ist. Um für gedankliche Klarheit zu sorgen, würde Popper auf die Metapher des Scheinwerfers zurückgreifen: Theorien sind Scheinwerfer. Sie bringen Licht ins Dunkel, erhellen Sachverhalte. Das, was uns interessiert, können wir mit Theorien beleuchten. Wenn wir etwas über die Gesellschaft erfahren wollen, dann müssen wir den Scheinwerfer auf die Gesellschaft richten. Wenn wir ihn hingegen auf uns selbst richten, d.h. auf die Individuen, dann werden wir geblendet und können gar nicht erkennen, was uns eigentlich interessiert.

Popper würde versuchen, mit Hilfe dieser Metapher folgendes Zurechnungsproblem zu erläutern: Wenn wir etwas über die Anreizwirkung gesellschaftlicher Institutionen in Erfahrung bringen wollen, dann müssen wir mit einer Theorie arbeiten. Eine solche Theorie hat mindestens zwei Bestandteile. Erstens arbeitet sie mit einem Situationsmodell: einer skizzenhaften Beschreibung der situativen Anreize, die durch das institutionelle Arrangement gesetzt werden, und zweitens arbeitet sie mit einer Annahme darüber, wie Individuen auf Anreize reagieren. Weiter würde Popper argumentieren, dass theoretisches Lernen auf Fehlerelimination angewiesen ist und dass eine solche Fehlerelimination prinzipiell an beiden Theoriebestandteilen ansetzen kann. Allerdings würde er darauf hinweisen, dass es gute Gründe gibt, an der getroffenen Annahme festzuhalten und statt dessen ausschließlich das Situationsmodell zu variieren, d.h. sämtliche theoretischen Lernprozesse auf den ersten Theoriebestandteil zu konzentrieren. Wer die Frage stellt, ob Individuen sich rational verhalten, lernt möglicherweise etwas über Individuen, aber er lernt nichts über die situativen Anreizeigenschaften gesellschaftlicher Institutionen.

|127|Insofern ist es kein Zufall, dass der in den letzten Jahrzehnten erzielte Erkenntnisfortschritt innerhalb der Ökonomik darin bestanden hat, den formalen Opportunitätskostenbegriff inhaltlich immer besser zu spezifizieren. Institutionen kanalisieren individuelles Handeln, indem sie auf die situativen Zeitkosten, Informationskosten und Transaktionskosten einwirken. Dieser Erkenntniszuwachs über die institutionellen Beeinflussungsmöglichkeiten individueller Handlungsspielräume verdankt sich jedoch nicht der dritten Variante, sondern der ersten Variante, die das Rationalitätsprinzip: die Annahme optimalen Individualverhaltens, für ein leistungsfähiges Zurechnungsverfahren in Dienst nimmt. Dies zeigt sich vor allem in den Arbeiten Gary Beckers, dessen Forschungsprogramm eines ‚ökonomischen Imperialismus‘ genau dieses kostenorientierte Zurechnungsverfahren propagiert.[189]

(3) Poppers Methodologie der Sozialwissenschaften liefert eine eindrucksvolle Begründung für die situationslogische Vorgehensweise der ersten Variante, des i.e.S. ökonomischen Ansatzes, und insbesondere für die Verwendung des Rationalitätsprinzips innerhalb der ökonomischen Situationslogik. Popper hat die Annahme situationsadäquaten Verhaltens in vielen Beiträgen verteidigt. Die konziseste Darstellung freilich findet sich in einem Aufsatz mit dem Titel „Das Rationalitätsprinzip“[190]. Dieser Aufsatz macht deutlich, wo die Stärke seiner Verteidigung des Rationalitätsprinzips liegt: Sie liegt in einer lerntheoretischen Argumentation, in einer Argumentation, die neben dem individuellen und gesellschaftlichen Lernprozess noch einen dritten Lernprozess ins Spiel bringt, nämlich den Lernprozess sozialwissenschaftlicher Theorien, für den sich das Rationalitätsprinzip als funktional erweist. Der Aufsatz lässt aber auch eine Schwäche erkennen: Während Popper das Rationalitätsprinzip einerseits für schlechthin unverzichtbar hält, stuft er es andererseits zugleich als „einfach falsch“[191] ein. Sein lerntheoretisches Argument zugunsten des Rationalitätsprinzips liest sich im Original so: „Wir lernen nicht viel, wenn wir lernen, dass dieses Prinzip, streng genommen, nicht wahr ist: das wissen wir schon. Zudem ist es, trotz der Tatsache, dass es falsch ist, der Wahrheit in der Regel hinreichend nahe“[192]. Popper argumentiert hier mit einer angeblichen Realitätsnähe der Rationalitätsannahme. Dies ist geradezu eine Einladung, die Gültigkeit dieser Annahme empirisch zu überprüfen, d.h. eine Einladung zum methodologischen Psychologismus. Wie lassen sich solche Missverständnisse vermeiden? Gibt es eine Alternative zu Poppers angestrengtem Versuch, ein falsches Prinzip als unverzichtbar zu rechtfertigen? Kann man das Rationalitätsprinzip vielleicht besser verteidigen? Gibt es durchschlagendere Argumente? Zur Beantwortung dieser Fragen seien folgende Überlegungen zur Diskussion gestellt.

Das Rationalitätsprinzip impliziert nicht, dass Individuen keine Fehler machen. Es impliziert lediglich, dass sie versuchen, aus ihren Fehlern zu lernen. Genaugenommen drückt es nämlich die Annahme aus, dass die Individuen in der konkret untersuchten Situation aus ihren Fehlern schon gelernt haben. Unterstellt |128|wird, dass das Potential individueller Lernprozesse angesichts einer gegebenen Anreizkonstellation bereits vollständig ausgeschöpft ist. Diese Annahme enthält zweifellos eine Übertreibung. Wie aber lässt sich eine solche Übertreibung methodologisch rechtfertigen? Im Prinzip gibt es hierfür nur zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit unterscheidet zwischen großen und kleinen Übertreibungen und rechtfertigt letztere pragmatisch: als tolerierbare Fehler. Die zweite Möglichkeit setzt völlig anders an und unterscheidet zwischen unzweckmäßigen und zweckmäßigen Übertreibungen. Letztere werden systematisch gerechtfertigt: als Übertreibungen in die richtige Richtung. Beispiel: Will man eine verlässliche Kostenuntergrenze schätzen, so ist es zweckmäßig, die zu addierenden Schätzpositionen im Zweifelsfall stets zu niedrig anzusetzen. Wenn schon Ungenauigkeiten in Kauf genommen werden müssen – und hierin liegt ein Spezifikum von Schätzungen –, dann kommt es darauf an, dass jede einzelne Angabe in die richtige Richtung übertrieben – im Beispiel: untertrieben – wird. Eine einzige Abweichung nach oben zerstört die Verlässlichkeit der Kostenuntergrenze, d.h. sie macht das Erkenntnisinteresse zunichte. In bezug auf dieses Erkenntnisinteresse lassen sich zweckmäßige und unzweckmäßige Übertreibungen eindeutig voneinander unterscheiden.

Die erste Rechtfertigungsmöglichkeit macht sich die überaus populäre Vorstellung zu eigen, das Verhältnis von Theorie und Realität dadurch bestimmen zu wollen, dass man nach der Realitätsnähe theoretischer Annahmen fragt, wobei von vornherein unterstellt ist, realitätsnahe Annahmen seien besser als realitätsferne Annahmen. Die zweite Rechtfertigungsmöglichkeit setzt grundlegend anders an. Sie erörtert den Realitätsbezug theoretischer Annahmen, indem sie zunächst – rein theorie-immanent – nach dem Problembezug theoretischer Annahmen fragt und sodann – mit Blick auf die Realität – die Folgefrage stellt, inwiefern die jeweilige Problemstellung Relevanz beanspruchen kann. Aus dieser differenzierten Perspektive sind die Schlüsse der ersten Rechtfertigungsmöglichkeit in aller Regel Kurzschlüsse, weil sie das zugrunde liegende Problem ausblenden und folglich jenen Maßstab vermissen lassen, ohne den methodologische Erörterungen notorisch unfruchtbar sind. Was heißt das nun konkret?

Das Rationalitätsprinzip, die Annahme nutzenmaximierenden Verhaltens, unterstellt den Individuen, dass sie ihre eigenen Ziele bestmöglich verfolgen wollen. Die Intentionalität individuellen Verhaltens wird hier übertrieben. Es gibt viele Problemstellungen, für die eine solche Annahme unzweckmäßig wäre: als Übertreibung in die falsche Richtung. Dem i.e.S. ökonomischen Ansatz liegt jedoch eine Problemstellung zugrunde, in bezug auf die das Rationalitätsprinzip eine Übertreibung in die richtige Richtung darstellt, denn hier geht es um die Erforschung der (aggregierten) nicht-intendierten Effekte intentionalen Handelns. Die methodologische Pointe des ökonomischen Ansatzes liegt gerade darin, dass das soziale Zusammenspiel gesellschaftlicher Akteure Ergebnisse zeitigt, die sich der Intentionalität der Akteure entziehen, und zwar insbesondere auch dann entziehen, wenn man diese Intentionalität übertreibt. Beispiel: Angebotsausdehnungen führen zu Preissenkungen, d.h. zu einem nicht-intendierten Ergebnis, das den Intentionen gewinnmaximierender Unternehmen zuwiderläuft. Im übrigen hat dies niemand klarer gesehen als Popper selbst, der ähnliche Beispiele anführt und explizit schreibt: „Die Hauptaufgabe der Sozialwissenschaften |129|besteht … in dem Versuch …, die unbeabsichtigten sozialen Rückwirkungen absichtlicher menschlicher Handlungen zu analysieren … Eine Handlung, die genau unseren Plänen gemäß verläuft, führt zu keinem Problem für die Sozialwissenschaften.“[193]

Die Pointe des ökonomischen Ansatzes liegt im Hiatus zwischen der Intentionalität individuellen Verhaltens und der Nicht-Intentionalität – schärfer noch: der Kontra-Intentionalität – sozialer Verhaltensergebnisse, wie sie für Dilemmastrukturen charakteristisch ist.[194] In bezug auf diese spezifische Problemstellung erweist sich das Rationalitätsprinzip als zweckmäßig, als Übertreibung in die richtige Richtung. Wie relevant ist nun diese Problemstellung? Der Rekurs auf soziale Dilemmata erlaubt es, die institutionelle Bedingtheit zivilisatorischer Fortschrittsleistungen herauszustellen, seit Adam Smith ein wichtiges Anliegen der Ökonomik: Der Wohl-Stand breiter Bevölkerungsschichten hängt nicht vom Wohl-Wollen der Unternehmer ab, sondern davon, dass diese – nicht zuletzt durch Wettbewerb – mit Anreizen versorgt werden, ihre Leistungen in den Dienst anderer Menschen zu stellen. Für ein solchermaßen institutionalisiertes Wohl-Verhalten aber ist Wohl-Wollen weder notwendig noch hinreichend. Der Rekurs auf soziale Dilemmata erlaubt es ferner, soziale Missstände auf institutionelle Fehlanreize zurückzuführen, angefangen von Aufrüstungswettläufen und Abwertungsspiralen über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen, über Umweltverschmutzung und die Erosion von Standards bis hin zu Arbeitslosigkeit und Inflation. Ökonomische Erklärungen kommen ohne Schuldige aus. Dies beugt „Verschwörungstheorien“ vor, wie insbesondere Popper (1945, 1992b; S. 111ff.) betont hat. Zugleich wird die Perspektive auf den Modus gesellschaftlichen Lernens fokussiert. Institutionelle Reformen rücken in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der Umsetzbarkeit solcher Reformen ist es außerordentlich förderlich, aufzeigen zu können, dass an den Missständen niemand ein unmittelbares Interesse hat, da sie sich als soziale Ergebnisse individueller Intentionalität entziehen; dass aber sehr wohl – mittelbar – ein gemeinsames Interesse besteht, die Missstände zu beseitigen, indem man mit Hilfe institutioneller Reformen die Anreize für Handlungen verändert, an denen die Akteure unmittelbar interessiert sind. Als These zusammengefasst: Der ökonomische Ansatz generiert politisch relevante Informationen für ein institutionell differenziertes Management sozialer Dilemmastrukturen. Dieses situationslogische Verfahren basiert auf der kategorialen Unterscheidung zwischen der Intentionalität individuellen Verhaltens und der Kontra-Intentionalität sozialer Ergebnisse in Dilemmastrukturen. In bezug auf die Problemstellung, die institutionelle Kanalisierung der nicht-intendierten Effekte intentionalen Verhaltens zu erforschen, erweist sich das Rationalitätsprinzip als zweckmäßig, als Übertreibung in die richtige Richtung.[195]

Moderne Klassiker der Gesellschaftstheorie

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