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Eine Razzia in Lüttich

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Ungeachtet der wiederholten Klage über ihre personelle Unterbesetzung waren die Besatzungsbehörden dazu imstande, Großverhaftungen von Juden auch dann durchzuführen, wenn sie nicht von einheimischen Polizeikräften unterstützt wurden. Dies hat sich am Beispiel Brüssels gezeigt, und dies gilt ebenfalls für die wallonische Stadt Lüttich. Dort lebten wesentlich weniger Juden (registriert wurden 1300 Personen über 15 Jahren), doch das Verfahren war in beiden Fällen dasselbe: Es kam zum Zusammenwirken verschiedener deutscher Polizei- und Wehrmachteinheiten. Bei der um den 25. September eingeleiteten Razzia in Lüttich brachten Eichmanns Helfershelfer 100 Juden in ihre Gewalt, die am 26. September 1942 mit dem XI. Transport aus Malines nach Auschwitz deportiert wurden142. Was die Exekutoren der Razzia betrifft, so mangelt es an zeitgenössischen Quellen. Einer von ihnen, 1942 Kriminaloberassistent und SS-Hauptscharführer der BdS-Außenstelle Lüttich, hat die Arbeitsteilung zwischen SS und Wehrmacht indes 1968 in einer polizeilichen Vernehmung beschrieben:

„Ich selbst habe an einer Festnahmeaktion teilgenommen, die ich nun schildern werde: Diese Aktion fand nach meiner Erinnerung vor Oktober 1942 statt und war der eigentliche Beginn aller weiteren Festnahmen von Juden im Raume Lüttich. Es war die erste und zugleich auch einzige Aktion, an der die gesamte Dienststelle der AD [Außendienststelle] Lüttich beteiligt war. Die weiteren Festnahmen wurden von den Angehörigen des Judenreferats allein durchgeführt. Nach meiner heutigen Erinnerung wurden alle Angehörigen der Dienststelle am Vorabend der Aktion zusammengerufen und mit einem Großeinsatz, der für den nächsten Tag geplant war, vertraut gemacht. […] Am nächsten Morgen hat sich die Dienststelle versammelt. Zu uns stießen Angehörige der Wehrmacht und der FG [Feldgendarmerie] mit PKW’s und LKW’s. Es wurden Festnahmetrupps gebildet. […] Der Einsatz wurde am frühen Vormittag gestartet. Schon in den Vormittagsstunden kamen die ersten Festnahmetrupps mit Juden zu unserer Unterkunft.“143

Dies war die einzige Razzia in Lüttich. Sie erstreckte sich – ebenso wie die September-Razzia in Antwerpen – auf die Tagesstunden und auf öffentliche Einrichtungen wie die Räume der AJB. Die Verhaftung von Juden in Lüttich für die „Endlösung“ hatte allerdings schon früher begonnen. Am 27. August waren bereits 75 Personen aus ihren Wohnungen abgeholt worden, die mit dem VIII. Transport am 8. September in den Tod fuhren144. Auch im August hatten deutsche Exekutivkräfte die Juden festgenommen.

Die Shoah in Belgien

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