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3.5.4 Die Familie als Team nutzen

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Die wichtige Funktion der Familie in der Pflege von Angehörigen kann nicht ohne Verluste an externe Pflegedienste delegiert werden. Diese Verluste sind nicht nur gesamtgesellschaftliche, finanzielle Verluste. Wie bereits erwähnt, Beziehung ist heilsam und hilfreich für Anpassung. Diese Funktion können professionelle Dienste nur eingeschränkt wahrnehmen. Der Arzt kann seine Autorität nutzen, um die Familie zu ermutigen und durch Loben die Fürsorge der Familienmitglieder würdigen; er kann helfen, dass pflegende Familienangehörige eine finanzielle Anerkennung ihrer Leistungen erhalten. Er kann pflegende Angehörige vor eigener Überforderung bewahren und dringend notwendige Entlastung anregen, die vielleicht von Angehörigen in einer Fehleinschätzung eigener Kräfte zu Beginn einer krankheitsbedingten Krise nicht gewollt werden; zum Beispiel der Ehefrau empfehlen, zumindest eine Haushaltshilfe zur eigenen Entlastung einzustellen und nicht alles selber zu machen. Er kann durch Information über soziale Hilfen für Entlastung der Pflegenden sorgen. Doch auch bei dieser Aufgabenstellung lauern Gefahren. Er könnte seine Position nutzen, um Familienmitglieder zu Mit-Therapeuten zu machen, die das gar nicht wollen oder leisten können. Vielleicht ist es die Ehefrau, die sich schon immer hat auszunutzen lassen. Vielleicht ist es die Tochter, die dazu neigt, sich zu überfordern, damit sie endlich die Anerkennung bekommt, die sie sich lebenslang von den Eltern wünschte. Vielleicht ist es ein neuer Partner, der sich den rasant verändernden Umständen einer dementiellen Entwicklung seiner neuen Partnerin oder Partners nicht gewachsen fühlt. Unter dem Druck des Arztes überfordern sie sich möglicherweise selbst. Die Reflexion seiner Rolle im System Familie kann den Arzt vor Interventionen schützen, die die Familie überfordern.

Schon 2018 gab es 3,4 Mio. pflegebedürftige Menschen, von denen 2,6 Mio. zuhause und eine knappe Mio. stationär oder teilstationär versorgt wurden. Ihre Zahl steigt, und mit zunehmendem Alter der Pflegebedürftigen ihre stationäre oder teilstationäre Versorgung. Viele Familien sind mit der Pflege überfordert und weichen auf ambulante Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern aus, um ein Leben der Angehörigen in ihrem Zuhause zu ermöglichen. Die Covid-19-Pandemie zeigt, wie anfällig dieses System ist, und macht die Not der Pflegebedürftigen und ihrer Pflegerinnen und Pfleger sichtbar. Vor diesem Hintergrund werden neue Formen des Zusammenlebens im Alter wichtig, die Ressourcen der Gleichaltrigen, vielleicht weniger eingeschränkten Mitbewohner nutzen, um Krankheit, Altern und Sterben zu bewältigen (www.lebendigaltern.de).

Die Hausarztpraxis von morgen

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