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Mittwoch, 3. Juni 1998, Erwachen

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Anna wacht ziemlich spät am Morgen und dazu verkatert auf. Sie wirft einen Blick auf ihren Radiowecker. Es ist zehn Uhr. Viel zu spät, um bei Max anzurufen und ihm Glück zu wünschen. Außerdem will er nicht angerufen werden. Er meldet sich lieber bei ihr.

Ein wenig mühsam richtet sie sich im Bett auf. Mit ihrer Nachbarin Nina ist Anna gestern versumpft und das macht sich an ihrem dicken Schädel gerade deutlich bemerkbar.

Das so oft verregnete Hamburg präsentiert sich heute von seiner schönsten Seite, blauer Himmel pur. Nina ist auch erst vor Kurzem in das Haus eingezogen und nur wenig älter als Anna. So erkunden sie oft zusammen die für sie beide neue Stadt oder besuchen sich gegenseitig, wann immer es Annas Arbeit oder Ninas wechselnde Schichten zulassen. Na, macht nichts, bis zum Nachmittag läuft Anna wieder «rund» und die nächsten Tage hat sie ohnehin frei. Wie gut, dass sie die Überstunden, den Urlaub und eigentlich alles mit in den neuen Vertrag, die neue Stadt und die neue Wohnung übernehmen konnte. Alles verläuft in geraden Bahnen, so wie sie es gerne hat. Fehlt nur noch Max. Aber irgendwie ist ihr mächtig komisch. Übel und ein bisschen schwindelig. Vielleicht sollte sie die Abende demnächst etwas weniger «flüssig» gestalten.

Nach einem kurzen späten Frühstück, das vor allem aus Zähneputzen und jeder Menge Mineralwasser besteht, geht Anna zunächst einmal in den Keller, um die schönen Gläser nach oben zu holen. Einige der Umzugskartons hat sie noch gar nicht ausgepackt. Die neuen Weingläser, die sie nach längerem Suchen in einem der Kartons findet, sind für heute Abend gedacht. Jetzt scheint ihr der rechte Moment dafür zu sein. Denn eines ist klar, es soll ein schöner Abend werden, überhaupt eine schöne Zeit mit Max. Jetzt, da er sogar für zwei Tage hier sein und sie ihn nur für sich haben wird. Anna möchte Max Dinge und Orte zeigen, die sie zum Teil selbst entdeckt oder in einem Stadtführer gefunden beziehungsweise von Kollegen oder Nina genannt bekommen hat. Vielleicht bleiben sie aber auch nur zu Hause, das wäre auch sehr schön.

Max hatte Anna davor gewarnt, alle Sachen unaussortiert einfach mitzunehmen, aber sie hatte sich nicht darum gekümmert und weder Zeit noch Lust dazu gehabt. Er ist immer so praktisch. Vielleicht ist er gerade deswegen eine so gute Ergänzung zu ihrer fröhlichen und spontanen Art.

Also kann sie heute einmal mit den Kisten im Keller weitermachen. Anna legt sich, wie auch beim Putzen, ihre derzeitige Lieblingsmusik ein; wie bei allem, was ihr unangenehm ist, denn damit wird es schon gut gehen. Anna hat ein gutes Gefühl bei dem Termin. Vielleicht klappt es ja diesmal und Max bekommt den Job! Dann ist es wirklich überschaubar, wann er zu ihr zieht. Mit viel Liebe hat sie schon den Tisch gedeckt, damit sie gleich essen können, wenn er nachher von seinem Gespräch nach Hause kommt. Nach Hause kommen. Hört sich gut an. Ob er das auch so sieht?

Zurück im Keller macht sie mit der Durchsicht der Dinge weiter. Der Kopf ist schon fast wieder ihrer. Und ihrer Kehle wird es bestimmt auch bald wieder besser gehen. Großvater hat immer gesagt «Wer feiern kann, kann auch arbeiten.»

Da ist so viel in den Kisten und scheint gar kein Ende zu nehmen. Dabei gefällt ihr die Wohnung oben so wie sie jetzt ist sehr gut. Hell, sonnig und vorwiegend weiß eingerichtet. Soll sie die Stehlampe wegtun? Ist ziemlich sperrig, das Ding, aber für eine größere Wohnung wiederum genau das Richtige. Und größer wird sie ja wohl werden, die Wohnung, wenn Max nach Hamburg kommt. Was er dazu meint? Und hier ist auch noch ein Karton aus dem Büro. Wie ist der denn hier gelandet? Anna erinnert sich vage, dass sie beim Verlassen ihres alten Büros einen Karton mit Privatsachen gepackt und mit nach Hause genommen hatte.

Unglück

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