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Mittwoch, 3. Juni 1998, Fehl am Platz

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Dann hatte Anna die Büroakten beim Ausräumen des Büros versehentlich mitgenommen. Sie kann die Ordner also getrost zu den Akten legen, diesmal allerdings in die Firma. Da, wo sie hingehören – die haben nun wirklich nichts mit ihrem Privatleben zu tun. Als Anna den Karton neben die Kellertür stellen will, bricht der Pappboden auf. Sie flucht kurz, nimmt dann die Sachen und legt sie in die alte Holzkiste, die sie wegen ihrer dunkelgrünen Farbe eigentlich aussortieren wollte. Die wird ja wohl halten, denkt Anna, und macht mit einem satten Rums den Deckel zu. Firmenunterlagen sollte sie eh besser verschließen.

Genug von den Kartons und dem Staub im Keller möchte sie in ihre sonnige Wohnung zurückgehen. Einmal die Füße hochlegen und vielleicht den Fernseher anschalten, um sich statt vom Staub von anderen Dingen berieseln zu lassen. Als sie sich wegen eines erneuten Schwindelanfalls auf die Treppe setzen muss, überlegt sie, dass das nicht nur der Alkohol sein kann. Irgendwie fühlt sich heute alles falsch an. Vielleicht hat sie sich ja den Magen verdorben? Alte Häuser sind ja wirklich toll, aber ein Aufzug wäre auch nicht schlecht, denkt Anna. Glücklicherweise hat sie immer ein paar kleine Scheine in ihrem Schlüsseletui, das erspart ihr den für sie jetzt noch unangenehmeren Gang hinauf in den vierten Stock.

Die Apotheke ist nicht weit entfernt, und als das Drehen um sie herum schwächer wird, macht sie sich langsam auf den Weg dorthin. Die freundliche Frau hinter dem Tresen bietet ihr einen Stuhl an. Ob Anna den Schwindel und die Übelkeit schon länger habe, fragt sie, und ob sie am Vortag viel Alkohol getrunken habe, ob sie sich im Einzelnen daran erinnern könne, was sie gegessen habe? Oder ob es sein könne, dass?

Zuerst kann Anna der Apothekerin nicht ganz folgen, als diese aber um die Augen herum zu lächeln beginnt, dämmert es Anna. Es kann doch nicht sein, dass sie schwanger ist? Nein! Oder doch? Sie hat doch sonst alles so gut im Griff! Ihre Gedanken beginnen miteinander zu flüstern, ohne dass sie viel davon verstehen kann. Und schließlich verändert sich das dumpfe Gefühl in der Magengegend und wird zu einem Ziehen. Für alle Fälle hat sie neben einem schwangerschaftskompatiblen Mittel gegen Übelkeit auch einen Test gekauft. Anna nimmt noch in der Apotheke etwas von der Arznei ein, die Apothekerin dabei fest im Blick, und hofft, dass es ihr damit gleich besser gehen wird.

Auf dem kurzen Weg nach Hause denkt Anna nicht viel oder alles zugleich. Den Test lässt Anna jedenfalls erst einmal in der Packung. Bis Max da ist, denkt Anna und will sich etwas hinlegen. Was, wenn doch?

Das Blinken des Anrufbeantworters im Flur lenkt Annas Aufmerksamkeit von der Tüte in ihrer Hand ab. Sie drückt die Taste für die Wiedergabe und erfährt von einem Kollegen im Büro von einem Unglück. Ein Zug sei entgleist. Anna solle sich sofort melden und am besten führe sie dann gleich los! Sie solle die Kamera mitnehmen und das Diktiergerät, falls sie eines zu Hause habe. Alles Nötige eben für die Dokumentation, ach ja, und die Sicherheitsschuhe nicht vergessen. Was für ein Wichtigmacher, die hat sie dafür immer dabei, denkt Anna leicht angewidert, und ruft den Kollegen zurück.

Unglück

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