Читать книгу ROMY - Isabella Maria Kern - Страница 12

Richard, 1992, Hauptschulezeit

Оглавление

Der Einstieg in die Hauptschule war eines der einschneidendsten Erlebnisse in seiner Jugend.

Mit Sporttasche und Waschzeug ausgestattet, ging er mit einem mulmigen Gefühl zum ersten Turnunterricht.

Der Sportlehrer war ein junger, gutaussehender, durchtrainierter und lässiger Mann.

Richard fand ihn sympathisch, hatte aber großen Respekt vor ihm und fühlte sich, so wie die meiste Zeit seines Lebens, nicht wohl in seiner Haut.

In der Garderobe suchte er sich das hinterste Eck, um sich möglichst ungestört umziehen zu können.

Umständlich schlüpfte er in seine Sporthose, die er grässlich fand. Seine Beine waren mager, er fühlte sich zu dünn und zu schwach.

Fußball. Er hasste Fußball.

Die anderen Jungs grölten.

Im Vorbeigehen schlug ihm jemand auf den Hinterkopf.

Er hörte ein paar Burschen schallend lachen.

Richard suchte verzweifelt den Blickkontakt zum Lehrer, der ihn aber nicht weiter beachtete.

Dann wollte er an einer Gruppe von Burschen vorbei, um sich etwas abseits der Mannschaft zu platzieren, sah aber das Bein nicht, das ihm ein besonders gemeiner Schulkollege stellte und fiel der Nase nach auf den Boden.

Diesmal lachten ausnahmslos alle.

„Der ist ja zu blöd zum Gehen“, brüllte einer, die anderen lachten, bis sie der Lehrer zur Ruhe aufforderte.

„Du blöde Schwuchtel, dich mach ich fertig“, flüsterte der Kollege, der ihm das Bein gestellt hatte im Vorbeigehen und rempelte ihn mit dem Ellbogen an.

Die erste Turnstunde war der Anfang der Hölle.

Richard dachte nicht, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber es kam noch schlimmer.

Am Ende der Turnstunde liefen die verschwitzen Burschen in die Garderobe, zogen sich nackt aus und drängten in die Gemeinschaftsduschen.

Bis dahin hatte Richard noch nie einen nackten Burschen gesehen.

Erst als er mit den anderen in der Dusche stand, wusste er, warum ihn sein Gefühl, das gemeinsame Duschen um jeden Preis verhindern zu müssen, nicht trog.

Er wusste jetzt warum.

Es verstörte ihn.

Von den Mitschülern blieb sein viel zu kleiner Penis nicht unbemerkt, welcher eine weitere Angriffsfläche bot, Richard das Leben zur Hölle zu machen

„Wir wussten ja, dass du kein Bub bist!“, grölte die Bande nun beinahe im Chor.

Nun hatte er die Gewissheit.

Er war eine Missgeburt.

Und es war das einzige Mal, dass er mit seinen Schulkollegen geduscht hatte.

Ein einschneidendes Erlebnis, dass er nie vergessen würde und das ihm eindringlich bestätigte, dass er ein Monster war.

Das war der Anfang der langen Tortur des Turnunterrichts, der sich auch in der Handelsakademie fortsetzte.

ROMY

Подняться наверх