Читать книгу ROMY - Isabella Maria Kern - Страница 20

Richard, Winter 2012, auf der Post

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„Ich möchte das Päckchen für Herrn Zimmermann Richard abholen“, sagte Richard und sah der Dame am Schalter lächelnd ins Gesicht.

Die Frau schaute auf ein Formular und antwortete, „tut mir leid, aber da muss der Herr Zimmermann schon selbst kommen.“

Richard war etwas amüsiert.

„Nein. Ich hole das Päckchen aber ab“, meinte er und sah sie durchdringend an.

„Herr Zimmermann kann diese Sendung aber nur persönlich entgegennehmen“, sagte sie hartnäckig.

Richard genoss diesen Augenblick und wartete eine Weile.

Die Frau am Schalter wirkte etwas genervt, weil sich hinter Richard schon eine kleine Schlange gebildet hatte.

„Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen das Päckchen nicht geben kann, aber Herr Zimmermann muss es persönlich abholen“, wiederholte sie, sah demonstrativ an Richard vorbei und winkte bereits den nächsten Kunden an den Schalter.

Doch Richard blieb hartnäckig stehen.

„Haben Sie mich verstanden?“, fragte sie nun etwas lauter und sah ihn wieder an.

„Natürlich habe ich Sie verstanden“, Richard lachte amüsiert.

Die Dame verlor beinahe die Geduld.

„Ja, dann sagen Sie ihm das bitte“, sagte sie unfreundlich.

„Aber ich bin doch der Herr Zimmermann!“, rief nun Richard lachend aus und genoss den irritierten Blick der Frau am Schalter.

Da sie nichts dazu sagte, kramte er seinen Pass hervor und legte ihn vor sie hin.

„Das kann ich nicht akzeptieren“, sie schüttelte den Kopf.

„Er muss schon persönlich kommen“, sie gab ihm den Pass zurück.

„Aber das bin ich!“, Richard freute sich über die Schwierigkeiten, die sie ihm machte.

„Sind Sie die Schwester?“

Sie griff wieder nach dem Pass, den Richard noch in der Hand hielt und sah vom Pass zu Richard und wieder zurück.

„Entschuldigen Sie“, meinte sie irritiert und reichte ihm das Päckchen.

Als er mit dem Päckchen aus der Postfiliale heraustrat, erhielt ich sofort einen Anruf.

„Isa, das kannst du dir nicht vorstellen“, ich verstand ihn kaum, weil er so lachen musste.

„Ja, du hast dich tatsächlich verändert“, lachte ich und hörte mir zum x-ten Male an, wie er den Gesichtsausdruck der Bediensteten beschrieb, als er ihr sagte, dass ja ER der Herr Zimmermann war.

„Ja, aber man erkennt ja trotzdem, dass ich keine Frau bin“, sagte er nach einer Weile.

„Nein, Richard, du siehst ja, dass sie dich für eine Frau gehalten hat“, entgegnete ich.

„Ja, aber nur, weil ich lange Haare habe“, widerspricht er mir schon wieder.

„Nein, weil du eine frauliche Stimme hast und weil du einfach unmännlich bist“, sagte ich.

„Naja, egal. Ich habe mich trotzdem gefreut… und wie sie mich dann angesehen hat“, wieder brach er in schallendes Gelächter aus.

Ich stimmte mit ein und stellte mir die Frau mit offenem Mund vor.

„Ja, ihr blieb wirklich der Mund offenstehen, als ich ihr sagte, dass ja ICH der Herr Zimmermann bin“, er konnte es nicht oft genug wiederholen.

„Jetzt bist du ja bald wirklich eine Frau“, sagte ich und zählte an den Fingern, „Sieben Monate noch.“

„Meinst du, dass ich das Richtige mache?“, fragte er unsicher.

„Weißt du schon, wie du heißen wirst?“, lenkte ich von der Frage ab, die ich schon zur Genüge mit bestem Wissen und Gewissen beantwortet hatte.

Was war schon das Beste oder das Richtige?

Wie in Gottes Namen sollte ich das wissen?

Was war schon richtig, was war falsch?

„Riccarda. Der weibliche Name für Richard eben?“, antwortete er unsicher.

„Ja, gefällt mir“, sagte ich, war mir aber nicht so sicher.

„Aber meinst du nicht, dass mich die, die mich kennen, dann doch immer wieder Richard nennen, weil die beiden Namen sehr ähnlich sind?“, fragte er unsicher.

„Hm. Das könnte schon sein, was den Nachteil hat, dass vielleicht wieder jemand „er“ sagt. Wenn du einen völlig anderen Namen wählst, dann ist das bestimmt einfacher“, bestätigte ich ihm.

„Was hältst du von Emma?“, fragte er, „oder Viktoria, Katharina oder Celine?“

„Also wenn du mich fragst, dann würde ich einen einfachen Namen wählen. Ja, so wie Emma oder so“, meinte ich abwägend.

„Was sagst du zu Romy?“, fragte er plötzlich lebhaft.

Ich brauchte nicht lange zu überlegen: „Ja, ausgezeichnet, finde ich gut.“

In Gedanken stellte ich mir ihr Gesicht vor und fand Romy auf Anhieb passend.

„Ja, Romy Riccarda“, sagte sie feierlich.

Natürlich begleitete ich sie zum Gemeindeamt.

Ihr war etwas mulmig zumute, als wir das Büro des Gemeindesekretärs betraten, der uns freundlich und etwas neugierig begrüßte und den sie schon als Kind kannte.

Aber er reagierte sehr gelassen auf Romys Ansuchen auf Namensänderung und erzählte uns, dass das nicht seine erste Namensänderung in einer solchen Situation war.

Das fanden wir sehr interessant.

Es war irgendwie eigenartig.

Beim Eintreten ins Gemeindeamt war er noch Richard, beim Verlassen hatte sie eine neue Geburtsurkunde in der Hand.

ROMY RICCARDA war geboren!

ROMY

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