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Die Dosis macht’s

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Moment mal – wieso brauchen? Wer braucht denn Stress?

Die Antwort lautet schlicht: wir alle. Vielleicht abgesehen von Personen wie Buddha, der sämtliche Wünsche und Leidenschaften in sich überwinden wollte, um ins Nirwana einzugehen. Das ist bewundernswert, aber ich muss sagen: nichts für mich. Ich möchte Dinge erleben, Gefühle spüren und menschliche Erfahrungen machen. Und vor allem habe ich Wünsche und Ziele, die ich erreichen möchte. So dürfte es den meisten Menschen gehen.

Um Dinge zu erreichen, die uns wichtig sind, hilft ein gesundes Maß Stress ungemein. Der Adrenalinkick sorgt dafür, dass wir plötzlich ungeahnte Energie zur Verfügung haben und mit fantastischer Konzentration auf unser Ziel zusteuern können – ob das nun der Sieg in einem Wasserballmatch ist, das Vorstellungsgespräch für den Traumjob oder die Deadline für das wichtige Projekt.

Entsprechend werden in der Wissenschaft heute zwei Ausprägungen von Stress unterschieden:

 Eustress (von der griechischen Vorsilbe εὖ – gut, leicht) ist positiver Stress. Er fühlt sich gut an, beflügelt uns mit zusätzlicher Energie und spendiert nach der Anspannung sogar eine Portion Glückshormone. Alle, die Sport treiben oder schon einmal hochmotiviert Tag und Nacht an einem spannenden Projekt gearbeitet haben, kennen diese Art der Anspannung gut.

 Distress (von der griechischen Vorsilbe δύς – schlecht) ist negativer Stress, der uns belastet, reizbar und krank macht. Meistens meinen wir ihn, wenn wir von Stress sprechen.

Was ist aber der Unterschied zwischen dem guten Stress, der uns nützt, und dem schlechten, der schadet? Der liegt zumindest teilweise im Maß. Das englische Wort »Stress« heißt ja nichts anderes als Druck oder (An-)Spannung. Wir können uns die Sache so ähnlich wie eine Gitarrensaite vorstellen: Solange die schlaff herunterhängt, ist sie nur ein nutzloses Stück Draht oder Kunststoff. Erst wenn sie jemand spannt und stimmt, kann sie schöne Töne hervorbringen, und die Gitarre wird zum Musikinstrument. Wird die Saite aber zu stark gespannt, dann reißt sie irgendwann.

Genauso kann auch ein Zuviel an eigentlich positivem Stress ins Gegenteil umschlagen. Das war es, was ich in meinen Zwanzigern am eigenen Körper erfahren musste, als ich plötzlich merkte: Nichts geht mehr. Die Stressreaktion ist für kurzfristige Energieschübe gedacht – so lange, wie es eben braucht, um vor dem großen Feind mit den beängstigenden Zähnen und Klauen wegzurennen oder den aufdringlichen Rivalen zu bekämpfen.

Danach brauchen wir dringend eine Phase, um runterzukommen: um die Stresshormone im Körper abzubauen, Puls und Blutdruck wieder zu normalisieren, ruhig und tief zu atmen und die Anspannung in den Muskeln zu lösen.

Gönnen wir uns diese Phase nicht, sondern bleiben im Anspannungsmodus, wird der Stress irgendwann chronisch – und dann fangen die Probleme an. Denn chronischer Stress nützt uns nicht mehr, indem er uns Schwung verleiht, sondern er schadet uns. Auf sein Konto geht eine beeindruckende Liste von Beschwerden und Krankheiten:

 Schlaflosigkeit

 Konzentrationsschwierigkeiten

 Verspannungen

 Kopfschmerzen

 Anfälligkeit für Infekte

 Entzündungen

 Übergewicht

 Hautprobleme

 Herz-Kreislauf-Erkrankungen

 Magen-Darm-Beschwerden

Wenn wir über die Gefährlichkeit von Stress reden, dann meinen wir eigentlich chronischen Stress. Und dass wir den und seine bedrohlichen Folgen für die Gesundheit vermeiden sollten, ist klar, oder? Was wir brauchen, ist (zumindest phasenweise) so viel positive (Stress-)Energie, dass wir in den Flow kommen, aber nicht in chronische Anspannung. Ich nenne den Punkt, an dem das möglich ist, den Magic Spot. Im Detail wird es darum ab > gehen.

Inzwischen sollte klar geworden sein: Stress ist nicht einfach eine Sache von zu viel Arbeit und zu wenig Erholung. Zum einen können viel Arbeit und Anstrengung sogar richtig guttun und beflügeln – wenn wir nämlich motiviert sind und den Adrenalinkick nutzen, um unseren Zielen näher zu kommen. Zum anderen gibt es durchaus Menschen, die von außen betrachtet eigentlich einen lauen Job haben und trotzdem ständig unter Strom stehen, sich über jede Kleinigkeit aufregen und sich nachts schlaflos im Bett herumwälzen.

Was uns belastet und negativ stresst, muss nämlich überhaupt nichts mit Arbeit zu tun haben. Es können genauso gut Sorgen sein, Ängste oder auch Langeweile. Die Stressfaktoren sehen individuell ganz unterschiedlich aus. Auf jede Herzchirurgin, die täglich die höchst komplexen Herausforderungen ihres Berufs gelassen meistert, kommen vermutlich Hunderte von Menschen, denen allein der Gedanke an so viel Verantwortung den kalten Schweiß ausbrechen lässt. Dafür ist es gut möglich, dass die Herzchirurgin nervös wird, wenn sie daran denkt, auf eine Party zu gehen, auf der sie niemanden kennt.

Woher kommen diese Unterschiede? Und was hat das alles mit dir zu tun? Genau darum wird es im nächsten Kapitel gehen.

Stress dich richtig!

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