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Erwachsen sein heißt entscheiden können

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Natürlich entscheiden wir nicht von Anfang an frei über unser Leben. In unserer Kindheit tun das unsere Eltern für uns. Aber je älter wir werden, desto mehr wählen wir selbst: erst das Shirt, das wir unbedingt im Kindergarten anziehen wollen, dann unsere Freundinnen und Freunde und ob wir die Hausaufgaben wirklich erledigen oder unseren Eltern bloß vorschwindeln, wir hätten sie längst fertig. Im Normalfall machen wir dabei auch Schritt für Schritt die Erfahrung, dass alle unsere Entscheidungen Konsequenzen haben. Wenn das Lieblingsshirt für den Herbsttag zu kühl ist und wir anfangen zu frieren, zieht uns hoffentlich noch eine Erzieherin etwas Wärmeres über. Aber die Klassenarbeit versemmeln wir schon allein, wenn wir dafür nicht gelernt haben, und spätestens wenn wir mit vierzehn strafmündig werden, ist klar: Für das, was wir tun, müssen wir auch geradestehen.

Trotzdem stellen wir viele Weichen, ohne groß darüber nachzudenken, und im Nachhinein fühlen sich diese Momente kaum wie Entscheidungen an. Die wenigsten, die ein Gymnasium besuchen, stellen sich vor Ende der zehnten Klasse ernsthaft die Frage, ob sie wirklich Abitur machen möchten oder lieber die Schule verlassen, sobald die Schulpflicht endet. Die meisten machen einfach weiter – weil die Eltern es erwarten, die Lehrerinnen und Lehrer selbstverständlich davon ausgehen und die meisten anderen in der Klasse auch ihre Oberstufenkurse wählen … Aber auch wenn uns diese Momente oft unbewusst bleiben: Es sind Scheidepunkte, denn wir hätten uns auch ganz anders entscheiden können. Und dann wäre die weitere Geschichte wohl anders verlaufen.

Das Leben verlangt uns an jedem einzelnen Tag so viele Entscheidungen ab, dass wir Routinen entwickeln, um nicht laufend Hirnkapazitäten darauf verschwenden zu müssen. Zum Frühstück gibt es immer Müsli mit Obst, die Brötchen kaufen wir immer beim selben Bäcker, und wir gehen jeden Morgen zur Arbeit. All das erleichtert uns den Alltag enorm. Wer will schon ständig das Für und Wider von Müsli abwägen?

Unsere Routinen verstellen uns allerdings den Blick dafür, dass wir eigentlich die Freiheit hätten, uns an jedem dieser Punkte jederzeit auch anders zu entscheiden. Theoretisch könnten wir morgen beschließen, einfach nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Ja, wir müssten die Konsequenzen tragen: Jobverlust, kein Einkommen mehr, die Enttäuschung und das Unverständnis von Menschen, die uns nahestehen. Vielleicht sind wir dazu nicht bereit – dann entscheiden wir uns eben dafür, diesen Weg nicht einzuschlagen. Aber die Freiheit, entweder zur Arbeit zu gehen oder aber nicht, die haben wir.

Und täglich grüßt die Freiheit

Der Film »Und täglich grüßt das Murmeltier« zeigt, dass wir es selbst in der Hand haben, aus unseren festgefahrenen Gewohnheiten und Rollen auszubrechen. Bill Murray erlebt dort als Fernseh-Wetteransager denselben Tag immer wieder – er ist in einer Zeitschleife gefangen. Doch nach und nach entdeckt er, dass er selbst durch sein Verhalten beeinflussen kann, wie diese 24 Stunden im Detail verlaufen, und er probiert alle möglichen Varianten durch. Genau diese Varianten würden ihm ohne Zeitschleife genauso zur Verfügung stehen, aber am ersten Tag verhält er sich halt so, wie es ihm die selbst gewählte Routine und die Rolle als Miesepeter vorgeben. Erst nach und nach entdeckt er seine Handlungsfreiheit – die zugegebenermaßen im Film keine Konsequenzen hat, weil ja immer wieder der gleiche Tag von vorn beginnt, egal, was er in der vorigen Version getan hat. Am Ende des Films hat er sich trotzdem verwandelt, weil er neue Entscheidungsmöglichkeiten für sich entdeckt hat. Das hilft ihm – Achtung, Spoiler! – schlussendlich auch, aus der Zeitschleife auszubrechen.

Stress dich richtig!

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