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Über Konflikte wegen des Verhaltens hinausgehen: Das Verhältnis zu religiös geprägten Patienten wird rehumanisiert

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Auseinandersetzungen über offenkundiges Verhalten im Umgang mit der eigenen Gesundheit können zu Konflikten zwischen Klinikern und religiös geprägten Patienten führen. Im schlimmsten Fall zeigen Kliniker und Patienten sich einander nur von ihrer feindseligen Seite, mit Ablehnung und Trotz. Ein freundlicher und auf Gegenseitigkeit beruhender Umgang, wie er das therapeutische Verhältnis im besten Fall kennzeichnen sollte, ist häufig nur ein Zufallsprodukt. Kliniker und Patient als Person werden oft auf die Position, die sie in der Debatte einnehmen, reduziert.

Wenn aus der Debatte ein Dialog wird, stellen Kliniker und Patienten beide fest, dass ihre grundsätzlichen Identitäten und Überzeugungen erhalten bleiben, während sie aufmerksam der Realität des anderen zuhören. Im Dialog wird der andere aus einer gewissen Entfernung heraus berührt. Es gibt mehr Ziele als nur Vereinbarungen darüber auszuhandeln, welche Verhaltensweisen vorherrschen. Warum sollte ein religiös geprägter Patient dem Beachtung schenken, was ein naturwissenschaftlich orientierter Kliniker zu sagen hat? Haben religiös geprägte Patienten etwas zu sagen, dem ein Kliniker Aufmerksamkeit schenken sollte? Können dort, wo im Hinblick auf Überzeugungen und Verhaltensweisen kein gemeinsamer Standpunkt gefunden werden kann, trotzdem Sorge, Mitgefühl und Respekt Ausdruck finden? Über das Lösen von Konflikten über religiöse Verhaltensweisen hinaus in den Begegnungen zwischen Klinikern und religiös geprägten Patienten eine Beziehung von Mensch zu Mensch möglich zu machen ist eines der Hauptziele dieses Buches. Die Aufgabe liegt darin, den Bereich des Dialogs auszuweiten, wenn die verallgemeinernden Sichtweisen der Kliniker und der religiös geprägten Patienten ineinander verzahnt sind. Soziobiologie und Neurobiologie können durch die neuen Perspektiven, die sie bieten, zu dieser Ausweitung des Dialogs beitragen. Wenn es nicht möglich ist, einen Dialog zu erreichen, können soziobiologische und neurobiologische Perspektiven noch immer die Empathie vertiefen, das Mitgefühl fördern und den Ausdruck des Respekts erleichtern.

Religion hilft, Religion schadet

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