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Religion als Suche nach einem Weg, Leiden zu beenden

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In der Legende von den vier vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten bemüht sich der Vater von Siddhartha Gautama, ihn vor dem Leiden der Welt zu bewahren, indem er ihm eine idyllische Kindheit bereitet, in der er kein menschliches Leid zu sehen bekommt. Siddhartha begegnet jedoch auf einem Weg einem alten Mann, einem kranken Mann und einem Leichnam auf einer Bahre (Noss 1963). Nachdem er über dieses Leid nachgedacht hatte, weihte er sein Leben der Suche nach einem Weg, der andere Menschen von diesen Gegebenheiten befreien konnte. Nach Jahren des Suchens kam er zu dem Schluss, dass alles Leben Leiden ist, denn wir leiden, weil wir begehren, und die Rettung liegt darin, sich von allen Begierden, Sorgen und Bindungen abzukehren. In diesem Sinne erweist sich der Buddhismus in seiner einseitigen Ausrichtung auf den Umgang mit persönlichem Leid vielleicht als die puristischste der Weltreligionen.

Die meisten anderen Religionen haben sich nicht in so vollkommener Weise den Weg der Abkehr von der Begierde, um dem Leiden zu entgehen, zu eigen gemacht. Dennoch hat jede von ihnen Methoden, Rollen und Ideologien entwickelt, um eine Widerstandskraft gegen die unausweichlichen Traurigkeiten des Lebens aufzubauen. So mag ein Muslim vielleicht das Leiden als göttliche Prüfung des Charakters und des Glaubens erfahren, die dann das Bemühen und die nötige Energie mobilisiert, die man braucht, um Leid verkraften zu können. Christliche Überzeugungen können ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, dass Gott dem Menschen so viel Stärke verleiht, dass er in der Lage ist, das Leid, das das Leben bringt, zu ertragen, und vor allem schafft es eine Identifikation mit Christus als dem leidenden Gottesknecht. Jede Religion gibt Hinweise, wie die Leiden des Lebens zu umschiffen sind, wie man die Intensität mildern und einen Weg finden kann, damit umzugehen. Unglücklicherweise bringt das Streben nach Erleichterung von Leiden auch zahllose religiöse Verhaltensweisen hervor, die unerwünschte Folgen nach sich ziehen. In dem Maße, in dem sich jemand aus der materiellen Welt zurückzieht, um Leid zu verringern, stellt er die Bemühungen, praktische Probleme in der Gesellschaft zu lösen, ein, wodurch wiederum für andere langfristig die Leiden vergrößert werden können. Gewalt, wie sie Asketen sich selbst und Zeloten anderen antun, wird oft genug in der Erwartung angewendet, durch Gehorsam und Opfer die Gunst Gottes gewinnen zu können.

Religion hilft, Religion schadet

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