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Religion als Streben nach Geborgenheit in der Gruppe

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Die Suche nach Sicherheit innerhalb einer starken Gruppe zählt zu den ursprünglichen Schutzfunktionen der Religion im Leben des Menschen (Barnes 2003). Wenn der Homo sapiens einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen frühen Hominiden hatte, war es die Fähigkeit unserer Spezies, sich zum Wohl der Allgemeinheit in intelligent organisierten sozialen Gruppen zusammenzuschließen (Mithen 1996). Durch die gesamte Geschichte der Menschheit hindurch hat die Religion einen starken Kitt für die Rollen und die Verantwortlichkeiten gebildet, die Gruppen zusammenhalten.

Die Bereitschaft von Menschen, ihr eigenes Leben aus Loyalität gegenüber religiösen Gruppen zu opfern, zeigt deutlich, wie groß deren Bedeutung ist.

Die Hugenotten im Frankreich des 16. Jahrhunderts erduldeten eher Folterungen als dass sie ihren protestantischen Glauben verraten hätten, während die Katholiken auf der anderen Seite des Englischen Kanals ähnliche Schicksale unter ihren protestantischen Herrschern erlitten. Der Tod wurde als angemessener Preis für die Loyalität gegenüber dem jeweils eigenen Typ christlicher Überzeugung betrachtet. Ähnliche Überzeugungen waren durch die Geschichte hindurch regelmäßig zu beobachten, von den Juden, die in russischen Pogromen und deutschen Konzentrationslagern starben, über Muslime, die in christlichen Gesellschaften verfolgt wurden, bis hin zu den von den chinesischen Kommunisten gefolterten tibetanischen Buddhisten und zu den amerikanischen Mormonen, die von amerikanischen Protestanten getötet wurden. Auch heute noch riskieren viele ihr Leben, wenn sie ihre religiöse Identität in einer politisch konfliktgeladenen Umgebung bekennen.

Religiöse Gruppenloyalität kann sich aber auch ins durch und durch Perverse wenden. Oft genug hat die Loyalität gegenüber der eigenen religiösen Gruppe Menschen dazu gebracht, die grundlegenden Prinzipien der Moral zu verletzen. Die überzeugten Christen der Südstaaten aus meiner Jugend am Mississippi schwiegen über Generationen hinweg zu dem Rassismus und den aus Rassenhass begangenen Verbrechen, die regelmäßig bei ihnen vorkamen. Ebenso kämpfen heute die Gläubigen des Islam, einer integrativen und toleranten Religion, darum, diejenigen anzuprangern, die den Koran und die Hadith als Rechtfertigung für Willkür und Gewalt benutzen. Vor unserer eigenen Haustür haben Irritation und Ärger durch die Enthüllungen über pädophile Priester, die über Jahrzehnte von ihren Kirchenführern geschützt worden waren, welche um die Missbrauchsfälle an Kindern wussten, tiefe Spuren in der katholischen Kirche hinterlassen. Die moralische Blindheit religiöser Menschen aus vermeintlich schützender Loyalität gegenüber der eigenen Religionsgemeinschaft heraus ist so häufig anzutreffen, dass man sie schon als normal ansehen würde, wenn sie nicht so furchtbare Konsequenzen hätten.

Religion hilft, Religion schadet

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