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Religion als Streben nach Selbstbewusstsein

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Selbstbewusstsein steht im Zusammenhang mit den eigenen persönlichen Fähigkeiten. Ein gutes Selbstbewusstsein zu haben bedeutet, dass ein Mensch sich in der Lage fühlt, den eigenen Erwartungen und denen anderer gerecht zu werden (de Figueiredo 1993; Frank 1961). Auch wenn das Selbstbewusstsein von dem Individuum selbst empfunden wird, reflektiert es oft eher den Status der eigenen Gruppe innerhalb der Gesellschaft und den eigenen Status innerhalb dieser Gruppe (Tajfel 1981; Pratto et al. 1994). In persönlicher Hinsicht reflektiert das Selbstbewusstsein das Vertrauen eines Menschen in sich selbst als unabhängige, autonome Person. Das Selbstbewusstsein kann auf jeder Ebene beeinflusst werden, von außen, durch das Ansehen als Mitglied der Gruppe oder des Teams oder intern, über die persönlichen Kompetenzen, die das Selbstgefühl unterstützen.

Frank und Frank (1991) fanden in einer Vielzahl von Quellen Hinweise darauf, dass gewöhnlich einer religiösen Konversion oder der Initiation in einen religiösen Kult ein demoralisierendes Ereignis vorausgeht. Kildahl (1972) beispielsweise beobachtete, dass mehr als 85 % der Menschen, die in Zungen reden können, bevor sie diese Fähigkeit der Zungenrede entwickelten, eine persönliche Krise durchlebt haben.

Die Krise war gewöhnlich von Gefühlen der Wertlosigkeit und Machtlosigkeit begleitet. Die Erfahrung der Glossolalie führte gleichermaßen zu einem erhöhten Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit.

Religiöse Führungspersonen und Gruppen betreiben häufig Bekehrungen, indem sie einen Menschen dadurch gewinnen, dass sie bewusst die Demoralisierung der Person, die sie ins Visier genommen haben, verstärken und dann die Bekehrung als Lösung dafür anbieten. Zuerst werden Predigten über Schuld und Verderbnis der Seele gehalten, dann folgt das Angebot von Gnade und Rettung. Im täglichen Leben ist es wahrscheinlicher, dass man sich in Zeiten ungewöhnlicher Belastung auf die Religion beruft als bei eher alltäglichen Herausforderungen. Pargament (1997) beispielsweise hat Hinweise darauf gefunden, dass es wahrscheinlicher ist, dass Menschen bei Katastrophen oder gesundheitlichen Problemen beten als bei kleineren Problemen wie Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Es gibt also entscheidende Hinweise darauf, dass die Religion, wie auch die Psychotherapie, eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung des persönlichen Selbstwertgefühls einnehmen kann (Griffith & Dsouza, im Druck).

Das Streben nach Selbstwertgefühl kann ebenfalls von dunklen Energien angetrieben werden. Religiöse Praktiken, die Hass gegenüber außerhalb der eigenen Gruppe Stehenden schüren, scheinen das Selbstwertgefühl genauso sehr, wenn nicht noch mehr zu heben als diejenigen religiösen Praktiken, die Mitgefühl fördern. Das Empfinden von Sinnhaftigkeit, Macht und Kameradschaft innerhalb der eigenen Gruppe wird gespeist aus dem moralischen Bedauern, das man gegenüber den nichtgläubigen Außenstehenden zeigt. Diese Prozesse können zu dem beitragen, was Marc Galanter (1999) mit dem Begriff „Erleichterungseffekt“ bezeichnet hat, ein Aufwallen des Selbstwertgefühls, das Neubekehrte oft empfinden, nachdem sie einer geschlossenen religiösen Gruppe beigetreten sind.

Religion hilft, Religion schadet

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