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Einleitung Wenn Religion schadet: Eine Frage psychischer Gesundheit?
ОглавлениеEs war die vierte Operation in fünf Monaten, die Ms. Johnson über sich hatte ergehen lassen, nachdem man bei ihr Krebs diagnostiziert hatte. Da er sich wegen ihrer depressiven Stimmung Sorgen machte, bat mich ihr Chirurg um eine psychiatrische Konsultation. Bei meiner Untersuchung fand ich jedoch kaum wesentliche Kennzeichen einer Depression. Die Patientin war eher niedergeschlagen und einsam, wie es aufgrund der körperlichen Schwäche durch ihre Krankheit, ihrer Sorge um ihre Kinder zuhause und der Unzuverlässigkeit der emotionalen Unterstützung durch ihren Ehemann jeder sein würde. Als ich in ihr Zimmer gekommen war, hatte ich eine aufgeschlagene Bibel am Kopfende des Bettes von Ms. Johnson bemerkt. Ich hörte mir ihre Beschreibung des Kampfes der vergangenen fünf Monate an und fragte dann: „Woher nehmen Sie die Kraft, um so eine Zeit durchzustehen?“
„Von Gott und von meinen Freunden“, antwortete sie. Sie erzählte, wie sie immer wieder die Passagen der Bibel las. Auch betete sie und ging in eine Kirche in ihrer Nachbarschaft.
Ich fragte sie, welches ihre Lieblingsverse in der Schrift seien. Nach einer Pause antwortete sie: „Durch Seine Wunden bin ich geheilt.“
„Wenn ich Sie diesen Vers sagen höre“, bemerkte ich, „scheint es mir, als ob sie wüssten, dass Gott Ihren Schmerz fühlt.“
Darauf begann Ms. Johnson zu weinen und erzählte mir, wie ihr Vertrauen auf die Fürsorge Gottes tatsächlich ihre Schmerzen gelindert hatte. Sie glaubte nicht, dass sie in der Lage gewesen wäre, die Belastung durch ihre Krankheit zu ertragen, wenn sie nicht auf Gott hätte vertrauen können.
Die Geschichte von Ms. Johnson ist eine von vielen. Viele Menschen, die mit einer – körperlichen oder geistigen – Krankheit leben müssen, können dies, weil sie sich auf ihren Glauben an einen personalen Gott und die persönliche Beziehung zu ihm stützen können. Dennoch ist nicht jede Geschichte, die von Gott und von Krankheit handelt, so konstruktiv.
Mr. Lankton, ein 62-jähriger Mann, war nach Komplikationen bei der Krebstherapie an die Dialyse angeschlossen. Man holte psychiatrischen Rat ein, nachdem er blutüberströmt und mit herausgezogenem Dialysekatheter aufgefunden worden war. Das Pflegepersonal war nicht sicher, ob dies versehentlich oder mit Absicht geschehen war. Eine Zeitlang bestritt Herr Lankton, irgendetwas von diesem Vorfall zu wissen. Mitten in dem Interview machte er eine seltsame Bemerkung bezüglich seiner Sorge um die Krankenschwestern draußen auf dem Flur. Als ich auf Einzelheiten drängte, sagte er schließlich: „Ich habe Angst, sie könnten verbluten.“ Da wurde mir klar, dass er psychotisch war und nicht in der Lage, seine Innenwelt von der Außenwelt um ihn herum zu unterscheiden, und dass er seine Befürchtungen auf die Krankenschwestern projizierte. Als ich fragte, ob er jemals befürchtet habe, dass so etwas ihm passieren könnte, fragte er abrupt, ob wir zusammen beten könnten. Ich stimmte zu, vorausgesetzt, dass er vorbetete. Er begann, indem er Gott pries und Gott für alle Segnungen seines Lebens dankte. Dann sagte er: „Lieber Gott, bitte hilf den Ärzten zu verstehen, dass sie dann, wenn Du jemanden in Dein himmlisches Reich rufst, beiseitetreten müssen.“ Wie Ms. Johnson vertraute auch Mr. Lankton auf seinen Glauben und auf seine persönliche Beziehung zu seinem Gott. Die von psychotischen Gedanken beeinflussten Aspekte seines Glaubens jedoch trieben ihn nun in den Selbstmord.