Читать книгу Das magische Armband - Janine Zachariae - Страница 14

7. Neu Anfang

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Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Irgendwann saß ich im Zug, hörte über meinen MP3 Player Musik, las ein Buch über meinen eBook Reader und genoss diesen modernen Luxus. Ich wollte kein schweres Buch mit mir rum tragen. Ein Koffer und meine Umhängetasche, die groß genug war, sollten reichen. Meinen Laptop hatte ich sicher verstaucht und auch andere Wertgegenstände waren ordentlich weggepackt. Mein Abteil war nicht sonderlich voll. Natürlich saß ich im Nichtraucher und hatte neben mir platz um meine Tasche drauf zustellen. Der Koffer war unter mir. Da mir das Ding zu schwer war, konnte ich es nicht über dem Sitz verstauen. Die Fahrt dauerte lange. Somit hatte ich das Buch, welches ich las, bald beenden können. Als ich aufblickte, beobachtete ich die vorbeiziehende Landschaft. Es war friedlich. Die meisten schliefen oder blickten ebenfalls hinaus. Manche hörten, wie ich, Musik über Kopfhörer, andere lasen oder schrieben. Kleine Kinder schlummerten sanft im Schoß ihrer Eltern. Für wenige Stunden konnte die Welt schlafen und träumen. Ich gestattete es mir nicht. Wenn ich schlief, träumte ich immer von meiner Oma. Sie waren schmerzlich und verwirrend. Es war, als ob sie mir etwas sagen oder zeigen wollte. Aber das konnte nicht sein. Als ich doch die Augen schloss, war sie wieder da:

›Hallo, Liebes, ich hab dich lange nicht mehr gesehen.‹

›Oma.‹

›Du brauchst keine Angst zu haben.‹

›Du bist nicht real.‹

›Nein‹, bestätigte sie.

›Es fühlt sich aber so an.‹

›Ich weiß.‹

›Ich vermisse dich, Oma.‹

›Ich bin hier. Du brauchst nur die Augen schließen und schon bin ich hier.‹

›Ich habe dein Haus verschenkt.‹

›Ich weiß.‹ Sie lächelte mir zu.

›Darf ich dich umarmen?‹ Sie streckte die Arme aus und ich kuschelte mich hinein. So wie Früher. ›Ich bin so alleine‹, gestand ich.

›Das ändert sich bald.‹

›Woher weißt du das?‹

›Ich weiß es, Liebes.‹ Ich nickte, als ob ich wirklich glauben würde. ›Alles wird wieder gut.‹

›Sicher?‹

›Bestimmt. Halte die Augen offen.‹

›Ich habe dein Tagebuch gefunden.‹

›Hast du es verstanden?‹ Sie schien nicht böse zu sein.

›Du hast diesen Jack geliebt, warst aber mit Opa verheiratet.‹ Erneut nickte sie.

›Hast du auch wirklich alles gelesen, Maja?‹

›Es sind zu viele Seiten raus gerissen. Aber ich hab gelesen, was du ziemlich zum Schluss geschrieben hattest. Versteh es aber nicht. Wer ist nicht menschlich?‹

›Du musst tiefer graben. Finde den Rest. Finde die Briefe, dann wirst du es herausfinden. Finde Jack. Er wartet auf dich.‹

›Was?‹

Ich war verwirrt.

In diesem Moment wurde ich geweckt. Von irgendwo kam ein Geräusch her, klang wie ein Handy. Danach war ich zu perplex, um noch einmal zu schlafen. Was sollte dieser Traum? Es machte keinen Sinn.

›Finde Jack‹?

Wenig später hielt der Zug an und ich stieg in meiner neuen Heimatstadt aus. Ein eigenartiges Gefühl verbreitete sich in mir. Es war früh am Morgen und mein Magen knurrte. Als Erstes musste ich einen Bäcker aufsuchen. Mit meinem Koffer und meiner Umhängetasche machte ich mich auf den Weg. Kurz darauf saß ich, mit einem Vollkornbrötchen, Doughnut und einem Cappuccino bei einem Bäcker. Ich studierte den Zettel mit der Adresse und kramte den neuen Haustürschlüssel hervor.

Gedankenversunken nahm ich die anderen Kunden kaum wahr, die den Bäcker betraten und wieder verließen. Doch irgendwas veranlasste mich dazu aufzublicken.

Er stand da und bezahlte gerade. Kurz blickte er in meine Richtung und ein Schauer durchlief mich. Er kam mir so bekannt vor! Es musste ihm ähnlich ergangen sein, denn er drehte sich - kurz bevor er den Laden verließ - noch einmal um. Er sah unglaublich gut aus. Wow! Plötzlich nahm ich mein Armband wahr. Es war wie ein Kribbeln, welches davon ausging. Ich umfasste es mit der anderen Hand und spürte irgendwas.

Aber ich konnte es nicht unterordnen. Und kurz war mir, als würde der Anhänger aufleuchten. Die Blüte, die an dem Armband hing, war wunderschön. Welche Blume es sein sollte, wusste ich nicht, aber es war ein schönes Blau. Nicht einmal das Material konnte ich zuordnen. Auf jeden Fall hatte es die Farbe von Silber. Irgendwas faszinierte mich an ihm. Egal, ich würde ihn eh nie wiedersehen.

Nachdem ich aufgegessen hatte, fragte ich kurz die Verkäuferin - als es gerade ruhig war -, wo ich jene Straße finde, in die ich hinmusste. Sie beschrieb den Weg, was gar nicht so weit von hier war. Sehr schön, denn ich war müde und wollte Duschen und - vor allem - auf die Toilette. Im Zug konnte ich nicht. Nicht nur, weil ich öffentliche WCs versuchte zu vermeiden, es ging auch um meine Sachen. Schließlich wollte ich es nicht riskieren, dass sie geklaut werden. Keine zehn Minuten später schloss ich die Tür zu unserem neuen Haus auf. Die Umzugsfirma war bereits weg und alle Kisten und Möbel waren in den dementsprechenden Räumen. Es war gut, denn so konnte ich alles einräumen, ohne es zu lange stehen zu lassen. Aber erst einmal musste ich in mein eigenes Badezimmer. Ich kramte meine Kulturtasche raus und meine Kosmetikartikel fanden direkt platz auf dem Regal über dem Waschbecken und unter dem Spiegel. Die Dusche war wohltuend. Ich fühlte mich sehr schmutzig und ekelhaft.

Einseifen, Beine rasieren, Haare waschen und hinterher benutzte ich eine Bodylotion, doch all das machte ich nur nebenbei, denn meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Mann beim Bäcker zurück und die Reaktion meines Armbandes darauf. Was hatte das nur zu bedeuten?

Anschließend fühlte ich mich erfrischt genug, um in die Stadt zu gehen. Nur noch die Haare föhnen, etwas Make-up und ich war wieder Ich. Das Stadtzentrum war nicht weit vom Haus entfernt. Mein erstes Shopping Ziel war ein Klamottenladen für Jugendliche. Dort gab es die neusten Trends und Accessoires für den Spätsommer/Herbst. Mit drei vollen Tüten verließ ich den Laden und machte mich auf zu einem Schuhgeschäft. Auch dort besorgte ich mir direkt zwei neue Paar. Aber es war okay mit dem Schleppen.

Als ich anschließend ein wenig schlenderte, entdeckte ich wieder diesen Mann von vorhin. Er hatte dunkle Haare und - auch wenn ich ihn nicht direkt sehen konnte - sah er umwerfend aus. Ich musste mich noch ein paar Mal umdrehen. Bis er irgendwann weg war und ich mit einem seltsamen Gefühl nach Hause ging. Es war so eigenartig. Wie eine unsichtbare Anziehung. Ein Kribbeln durchfuhr mich.

Meine neuen Klamotten sortierte ich und schmiss sie, farblich getrennt, in die Waschmaschine. Waschmittel hatte ich ebenfalls besorgt und es roch sehr lecker. Den restlichen Tag verbrachte ich mit dem Einrichten meines Zimmers. Bezog mein Bett, zog mich um, machte meine abendliche Routine im Bad und ließ mich aufs Bett nieder. Es hat nicht lange gedauert und ich war eingeschlafen.

Dieses Mal träumte ich von dem unbekannten Mann. Mitten in der Nacht erschrak ich, weil ich ein Geräusch am Fenster hörte. Ich verkroch mich unter meine Decke. Bevor ich ins Bett ging, hatte ich mir einen Schraubenzieher geschnappt und ihn unters Kissen gelegt. Ja, ich hatte furchtbare Angst. Alleine in einem fremden Haus, in einer mir unbekannten Stadt und dazu donnerte es. Ich hatte entsetzliche Angst. Wir hatten zwar eine Alarmanlage, aber in den Filmen funktionierte das auch nie. Mein Kuscheltier, welches ich, seit meiner Geburt hatte, hielt ich ganz fest gedrückt. Zum Glück war die Nacht bald vorbei und ich konnte durchatmen. Meine Eltern sollten endlich da sein.

Als ich die Kartons meiner Oma in den Keller stellte, stolperte ich und ließ eine fallen. Dabei kullerte jene Kiste raus, die verschlossen war. Die kleine Truhe sah wunderschön aus und ich wollte sie nicht kaputt machen, nur um an den Inhalt zu gelangen. Es war aber auch weit und breit kein Schlüssel zu sehen. Ich durchsuchte schon, während ich es fand, den gesamten Keller. Aber nichts dergleichen tauchte auf. Ich behielt sie bei mir.

Um die Zeit besser über die Runden zu bekommen, erkundigte ich täglich mehrere Stunden die Stadt. Ging in den Park und las oder ich schaute mir die Schule genauer an. Und immer wieder sah ich diesen unbekannten Mann. Es schien, als würde ich direkt zu ihm hinzogen. Mein Armband pulsierte oftmals dabei und manchmal hatte ich das Gefühl, als würde auch er zu mir blicken.

Eine Woche bevor die Ferien zu Ende waren, riefen meine Eltern an und meinten, sie wollen noch einige Tag dranhängen, da mein Dad einen neuen Auftrag bekam, den er unbedingt noch erledigen musste. Was auch immer das bedeutete. Oh Mann. Es nervte. Ich war immer noch sehr jung, viel zu jung, um den ganzen Sommer alleine zu sein, und die Hälfte davon in einer neuen Umgebung.

Verantwortungsvolle Eltern waren es nicht. Ein junges Mädchen alleine in einer fremden Stadt.

Da konnte absolut gar nichts schiefgehen.

Das magische Armband

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