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Das Problem ist nicht die Technologie, sondern die Art, wie wir darüber denken

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Bis zur Jahrtausendwende mussten wir uns keine Gedanken darüber machen, dass der technische Fortschritt die Menschen entwerten könnte, denn die neuen Technologien schufen auch neue Arbeitsplätze, selbst wenn alte vernichtet wurden. Doch seit geraumer Zeit ist das dominierende Prinzip der New Economy, der Informationsökonomie, dass man den Wert von Informationen schlicht leugnet.

Wir haben entschieden, den meisten Leuten nichts für die neuen Aufgaben zu bezahlen, die im Zusammenhang mit der aktuellen Technologie von entscheidender Bedeutung sind. Gewöhnliche Menschen »teilen« Informationen mit anderen, während ein paar elitäre Netzwerke gigantische Gewinne machen.

Ob es sich dabei um Netzwerke mit direktem Kontakt zum Verbraucher wie Google handelt oder um Transaktionen, die eher im Verborgenen stattfinden wie etwa der Hochfrequenzhandel, ist in erster Linie eine Frage der Definition. Auf jeden Fall schaffen die größten und am besten vernetzten Computer die Voraussetzungen dafür, dass aus Informationen Geld wird. Die breite Masse dagegen wird mit ein paar Almosen abgespeist, um die falsche Hoffnung zu nähren, dass diejenigen, die die notwendigen Informationen liefern, von der kommenden Informationsökonomie am Ende auch profitieren werden.

Wenn im Informationszeitalter ehrlich und umfassend abgerechnet würde, würden möglichst viele Informationen ökonomisch berücksichtigt und gewertet werden. Wenn jedoch »rohe« Informationen oder Informationen, die in den Rechenzentren noch nicht verknüpft wurden, nicht als Wert an sich gelten, kommt es zu einer massiven Entrechtung. Mit der Entstehung der Informationsökonomie erhebt sich wieder das alte Schreckgespenst, das wir aus unzähligen Science-Fiction-Geschichten und totalitaristischen Albträumen kennen, und nimmt apokalyptische Ausmaße an. Gewöhnliche Menschen werden in der neuen Wirtschaft keinen Wert haben, während diejenigen, die Zugang zu den großen Rechnern haben, Hyper-Werte scheffeln.

Die Idee der kostenlosen Informationen ist tragfähig, wenn nur eine begrenzte Zahl von Menschen entrechtet wird. Ich sage es nur höchst ungern: Wir würden es überleben, wenn wir lediglich die Mittelschicht der Musiker, Journalisten oder Fotografen vernichten. Nicht tragbar ist dagegen die zusätzliche Vernichtung der Mittelschichtberufe im Transportwesen, im Handwerk und im Energiebereich, in der Verwaltung oder im Bildungs- und Gesundheitsbereich. Doch zu dieser Vernichtung wird es kommen, wenn die vorherrschende Idee einer Informationsökonomie nicht verbessert und ergänzt wird.

Die Entwickler digitaler Technologien legen fest, wie Menschen heute leben, wie sie arbeiten, wie sie denken – und das anhand der Erwartungen, die sie aufgrund dummer utopistischer Szenarien hegen. Wir wollen selbstverständlich kostenlose Online-Dienste nutzen und nehmen dafür in Kauf, dass wir für die Informationen, die wir beständig liefern, nicht bezahlt werden. Das hat zur Folge, dass die meisten von uns, je wichtiger Informationen in unserer Wirtschaft werden, immer weniger wert sein werden.

Wem gehört die Zukunft?

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