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2.4. Der griechische Minderheitstext: der Alpha-Text (A.-T.)

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Der Alpha-Text, eine griechische Version des Esterbuchs, die sich sehr von der LXX unterscheidet, ist in vier Handschriften aus der Zeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert u. Z erhalten.12 Dieser Minderheitstext wurde gelegentlich als „lukianisch“ bezeichnet.13 Hanharts kritische Ausgabe und mehrere andere14 benutzen deshalb das Sigel L. Die Bezeichnung „Alpha-Text“, die von neueren Autoren häufiger benutzt wird, ist dem vorzuziehen.

Die Verszählung des A.-T. variiert je nach Ausgabe. Der vorliegende Kommentar verwendet die folgende Ordnung im Anschluss an Hanhart.15

MT ø 1,1–3,13 ø 3,14–4,17 ø 5,1–2 5,3–7,10 8,1–12 ø 8,13–10,3 ø
LXX A 1,1–3,13 B 3,14–4,17 C D 5,3–7,10 8,1–12 E 8,13–10,3 F
A.-T. A 1,1–3,13 B 3,19–4,12 C D 5,13–7,14 7,15–21 E 7,33–52 F

In 1,1–3,13 + 3,19–4,12 + 5,13–7,14 korrespondiert A.-T. recht gut mit der masoretischen Erzählung von 1,1–7,10 und mit ihrer Übersetzung in LXX (1,1–3,13 + 3,14–4,17 + 5,3–7,10LXX). Deshalb kann man von einer „gemeinsamen Erzählung“ sprechen, denn diese drei Texte erzählen ungefähr die gleiche Geschichte. Die Erzählsequenz des A.-T., die derjenigen von MT/LXX sehr ähnlich ist, ist lediglich etwas kürzer. Sätze und Satzteile im hebräischen MT haben keine Entsprechung im A.-T., doch in den übrigen Fällen scheint der A.-T. eine wörtliche Übersetzung des MT zu sein. Neben den zahlreichen Versteilen, die im A.-T. fehlen16, hat die Gesamtheit der Verse 1,17–18.22; 2,10–16.19–23; 3,12–14; 4,5–8a aus dem MT keine Entsprechung im A.-T. Außerhalb der Zusätze sind A.-T.-Passagen ohne Entsprechung im MT selten; sie erscheinen nur in den Kapiteln 6 und 7 (6,4–6a.13–18; 7,2.4b–7.14). Zwischen 1,1 und 7,14 ist der A.-T. um ungefähr 25 Prozent kürzer als seine Parallele im MT, und mehrere Motive des MT fehlen dort. Die Notwendigkeit, die eigene jüdische Identität am fremden Hof zu verbergen (V. 2,10–11.19–20MT), spielt im A.-T. keine Rolle, und der absurde Charakter bestimmter Gebräuche und des Hofzeremoniells wird weniger stark hervorgehoben. Zudem sollte beachtet werden, dass jene Verse oder Versteile des A.-T., die eine strenge Parallele zum MT darstellen, in einer sehr anderen Weise wiedergegeben werden als in der LXX, sodass eine direkte Abhängigkeit des einen griechischen Texts vom anderen bei diesen Abschnitten schwer zu verteidigen ist.17

Im Gegensatz zu dem, was in der „gemeinsamen Erzählung“ auszumachen ist, bietet der A.-T. die Zusätze A bis F in einer griechischen Fassung, die jener der LXX sehr nahe ist. Daraus lässt sich schließen, dass in diesen Abschnitten die griechischen Texte direkt voneinander abhängig sind.18

Der Schluss des A.-T. weist nicht die gleichen Besonderheiten auf wie die der „gemeinsamen Erzählung“. In 7,15–21.33–52A.-T. werden die Ereignisse der Kapitel 8 bis 10 des MT in einer viel knapperen und etwas anderen Form erzählt (die Unwiderruflichkeit der persischen Gesetze erklärt nicht das Massaker an den Feinden). Mehrere Dubletten tauchen auf.19 Was die Parallelen zu anderen Textzeugen angeht, ist festzustellen, dass nur 7,15–16 und 33–34 Konstruktionen aufweisen, die denen des MT ähnlich sind (8,1–2.5.8.10), und dass es nur thematische Gemeinsamkeiten sind, die 7,17–21A.-T. in die Nähe von 9,6–15MT und 10,1–3MT bringen. Der Rest des Schlusses des A.-T. enthält griechische Phraseologie, die nahe an der LXX ist. 7,35–38A.-T. ist nahe bei E,17–19LXX, und 7,39–52 bietet einen Text, der kürzer ist als 8,15–10,3LXX, aber sehr ähnliche griechische Konstruktionen enthält.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der „gemeinsamen Erzählung“ von 1,1–7,14A.-T. der A.-T. mit der generellen Ordnung des MT korrespondiert, aber einen kürzeren Text bietet, in dem das Griechische keine direkte Verbindung zur LXX zu haben scheint. Hinsichtlich der sechs Zusätze ist der A.-T. nahe an der LXX. Der Schluss von 7,15–21.33–52A.-T. ist heterogen: Einige Verse (V. 15–16, 33–34) rufen in Erinnerung, was in der „gemeinsamen Erzählung“ geschieht; andere sind mehr indirekt mit dem verbunden, was sich in MT/LXX (7,17–21) findet; und was übrig bleibt (7,35–52), ist kürzer als der LXX-Text von E,17–19 und 8,15–10,3LXX, doch das Griechisch darin weist phraseologische Verbindungen mit der LXX auf.

Ester

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