Читать книгу Ester - Jean-Daniel Macchi - Страница 15
2.5. Flavius Josephus
ОглавлениеIn seinen Antiquitates Iudaicae (11,184–296) gibt Flavius Josephus die Geschichten wieder, von denen das Buch Ester erzählt.20 Seine Darstellung korrespondiert großenteils mit den Inhalten von MT/LXX. Die Zusätze finden sich bei Josephus jedoch nur zum Teil. Die Zusätze B, D und E sind vorhanden in einer Fassung, die dicht an LXX/A.-T. ist, die Inhalte von Zusatz C werden nur kurz berichtet, und die Zusätze A und F fehlen.
Es ist unklar, auf welchen biblischen Text sich Josephus für seine Nacherzählung von Ester gestützt hat.21 Seine Paraphrase der biblischen Quellen scheint eine Vorlage zu benutzen, die entweder der LXX oder dem MT oder beiden entspricht.22 Die wesentlichen Elemente, die den A.-T. von anderen Textzeugen unterscheiden, sind bei Josephus nicht auszumachen.23
Josephus’ Bearbeitung hat mehrere Besonderheiten.24 Ester und Mordechai leben in Babylon, und Ester ist königlicher Abstammung (Ant. 11,185.198.204). Waschtis Weigerung wird mit einem persischen Verbot erklärt (Ant. 11,191.205–206). Der König liebt Waschti weiterhin sehr, nachdem er sie verstoßen hat (Ant. 11,195). Die Versammlung der jungen Frauen besteht nur aus vierhundert Kandidatinnen (Ant. 11,200). Mordechai reagiert mit Eleganz, als Haman ihn suchen kommt (Ant. 11,257–258). Der Eunuch sieht den Galgen und findet heraus, was es damit auf sich hat (Ant. 11,261). Das Werfen der Lose wird weggelassen, ebenso die Nachricht, dass Ester dreißig Tage nicht mehr zum König gerufen wurde. Schließlich erwähnt Josephus – wie in der LXX – das Motiv des göttlichen Handelns und betont die Frömmigkeit der Juden und Jüdinnen (Ant. 11,227–233.237.268).
Josephus’ Bericht zeigt, dass die komplexe Vielfalt der Ester-Texte und ihrer Traditionen auch am Ende des 1. Jahrhunderts u. Z. noch Bedeutung hatte.