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3.1. Der Alpha-Text als späte Revision in Abhängigkeit von LXX und/oder MT

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Eine der Strömungen der Ester-Forschung geht davon aus, dass der A.-T. aus einer Umarbeitung innerhalb der Mehrheitstradition entstanden sei, die in LXX und MT ihren Niederschlag gefunden hat. In der „gemeinsamen Erzählung“ ist der A.-T. wesentlich kürzer als LXX und MT, was darauf schließen lasse, dass der Redaktor des A.-T. das Werk gekürzt habe.

Frühe Forschungen sahen im A.-T. das Ergebnis einer lukianischen Revision des griechischen Alten Testaments.36 Heute wird diese Auffassung kaum noch geteilt, da die charakteristischen Merkmale der lukianischen Revision im A.-T. fehlen.37 Die Unterschiede zwischen A.-T. und LXX gehen weit über eine einfache Überarbeitung hinaus, sodass die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, für die der A.-T. von der LXX abhängig ist, im Allgemeinen eine starke Umarbeitung annehmen.38 In einer wichtigen Monographie39 analysiert Kristin de Troyer den letzten Teil des A.-T. und seine Parallelen im MT sowie in der LXX und gelangt zu dem Schluss, dass der A.-T. von 7,14–41 eine Neufassung darstellt, die ausschließlich auf der LXX von 8,1–17 basiert. De Troyer datiert diese Neufassung auf die Zeit von Agrippa, um ca. 40–41 u. Z.40 Die Erkenntnisse aus dem Vergleich von 7,14–41A.-T. und 8,1–17LXX überträgt de Troyer schließlich auf den Rest dieser beiden Texte und folgert, dass auch die Gesamtheit des A.-T. eine Umarbeitung der LXX sei. Diese Extrapolation aber ist problematisch, denn sie erklärt nur unzureichend, dass der A.-T. am Ende des Textes und in den Zusätzen häufig griechische Formulierungen verwendet, die mit denen der LXX identisch sind, während er seine griechischen Formulierungen im Rest des Buches jedoch nicht aus der LXX zu beziehen scheint.

Deshalb denken manche, dass der A.-T. eine neue Übersetzung eines hebräischen Texts ist, der demjenigen ähnelt, den die Übersetzer der LXX benutzten, und damit auch dem MT der „gemeinsamen Erzählung“. André Lacocque41 nimmt an, dass die hauptsächlichen Unterschiede zwischen dem A.-T. und dem Inhalt des MT – vor allem hinsichtlich der „Leerstellen“ des A.-T. – durch die apologetische Absicht des A.-T.-Übersetzers erklärt werden könnten, eine Textfassung, die dem MT nahekommt, so zu korrigieren, dass die Erzählung für eine nichtjüdische Leserschaft annehmbarer wird. Sein Argument, das in erster Linie auf den unterschiedlichen Themen basiert, die im A.-T. und im MT in den Vordergrund gerückt werden, erklärt allerdings nicht, warum LXX und A.-T., abgesehen vom Ende des Werks und den Zusätzen, keine gegenseitige Abhängigkeit zu zeigen scheinen. Laut Emanuel Tov42 handelt es sich beim A.-T. um eine Überarbeitung der LXX, die auf der Grundlage eines anderen hebräischen Texts erstellt wurde, nicht auf der des MT. Dieser Text wäre im Bereich der „gemeinsamen Erzählung“ relativ nahe am MT geblieben, aber eine hebräische Fassung der Zusätze A, C, D und F wäre hinzugefügt, der Schluss jedoch gekürzt worden.

Ester

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