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3.5. Der Ort der Vetus Latina

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Die Vetus Latina (VL) spielt bei der Diskussion des Redaktionsprozesses von Ester nur am Rande eine Rolle, zweifellos deshalb, weil sie a priori für eine Tochterversion der LXX gehalten wird.

Haelewyck74 stellt diese Auffassung infrage. Nach seiner Hypothese ist die VL die Übersetzung eines (verlorengegangenen) griechischen Texts, der sowohl der LXX als auch dem A.-T. vorausging. Er nennt diesen Text La-griechisch III. Ihm zufolge wäre La-griechisch III die Erweiterung eines hebräischen Texts, der dem MT ähnlich ist. Dieser Text wäre durch die Streichung des Schlusses über das Massaker an den Feinden der Juden und durch die Einbeziehung der Zusätze abgeändert worden. Haelewycks Argument baut auf der Beobachtung auf, dass der Text der Vetus Latina logischer und kohärenter ist als der der LXX und des A.-T., und dass die Zusätze harmonischer integriert sind.75 Ihm zufolge wäre die LXX eine Erweiterung von La-griechisch III, die jedoch überarbeitet worden wäre, um besser mit dem MT übereinzustimmen. Die Wiederaufnahme der Erzählung vom Massaker an den Feinden der Juden hätte aber einige Spannungen hervorgerufen, die in der LXX zu spüren sind.

Diese These weist mehrere Schwierigkeiten auf: Die Existenz einer griechischen Vorlage der VL, die sich von der LXX unterscheidet, bleibt hypothetisch; die Spannungen in der LXX zwischen der Haupterzählung und den Zusätzen sind geringfügig und können durch die umständliche Integration von Zusätzen erklärt werden, die ursprünglich unabhängig waren; und schließlich erklärt eine Vorlage der VL, die den anderen Texten vorausginge, die Besonderheiten des A.-T. in der gemeinsamen Erzählung nicht.76

Demzufolge ist es immer noch wahrscheinlicher, dass der Übersetzer der Vetus Latina mit einem Text arbeitete, der nahe an der LXX war. Den Abschnitt in Kapitel 9, der vom Massaker an den Feinden der Juden erzählt, dürfte er gestrichen haben, um die Rachevorstellungen aus dem Werk zu entfernen und damit Nichtjuden keinen Anlass zur Feindseligkeit zu geben.77 Dieser Übersetzer hätte die Zusätze A1, B, und E verändert und das Datum vom 13. auf den 14. Adar korrigiert, damit es besser zum neuen Schluss des Buchs passte. Dubletten wären getilgt worden, vor allem A2, um den Text flüssiger lesbar zu machen.

Ester

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