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2. Die hellenistische Zeit: Kontext der Entstehung des Werks
ОглавлениеDas Buch Ester ist kein Produkt der Perserzeit. Der vorliegende Kommentar sieht es als Produkt der hellenistischen Zeit. Wie viele andere Werke – in der Bibel und anderswo –muss es nicht zwangsläufig in jener Zeit geschrieben worden sein, in der die Handlung spielt, und ebenso wenig sind die Ereignisse, von denen es berichtet, unbedingt historisch gesichert. Die Bestimmung, wann das Buch entstanden ist, ist jedoch von grundlegender Bedeutung für das Verständnis des intellektuellen Gepäcks seiner Verfasser, der sie beschäftigenden Fragen und damit des Inhalts ihres Werks.
Mögliche EntstehungsdatenMögliche Daten für die Abfassung von Ester reichen vom fünften bis zum ersten Jahrhundert v. u. Z. Da sich das Buch auf Xerxes I. bezieht (mit ihm wird der König des Buchs üblicherweise identifiziert), kann es nicht früher entstanden sein als 486 v. u. Z.87 Und da 2 Makkabäer 15,36 von Mordechai und wohl auch von der mit ihm verbundenen Erzählung wusste, kann es nicht später als Mitte des ersten Jahrhunderts v. u. Z. zustande gekommen sein. Der Kolophon der LXX (F,11) datiert die Übersetzung des Buches auf das Ende des zweiten Jahrhunderts oder auf das erste Jahrhundert v. u. Z.
Die meisten Exegeten datieren Ester daher in die persische oder hellenistische Zeit. Diejenigen, die der Perserzeit den Vorzug geben, rechnen mit der redaktionellen Arbeit meist für die zweite Hälfte dieser Periode (viertes oder beginnendes drittes Jahrhundert), wonach die Erzählung also lange nach Xerxes entstanden wäre.88 In zunehmendem Maße datieren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen das Buch in die hellenistische Zeit zwischen dem dritten Jahrhundert und der Zeit des Hasmonäerreichs.89
Bevor wir darangehen können, genauer zu bestimmen, wann Proto-Ester, der MT und die griechischen Texte zustande kamen, müssen wir uns die Argumente für die Datierung der verschiedenen literarischen Stufen des Werks zu verschiedenen Zeitpunkten des hellenistischen Zeitalters vor Augen führen. Zwei wichtige Beobachtungen: Alle Redaktoren des Buches Ester scheinen die griechische Kultur gut zu kennen, aber nur die protomasoretische Redaktion spielt auf makkabäische Probleme an.