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2.7. Der Kontext der Entstehung von Proto-Ester

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Proto-Ester, die erste Textfassung des Buchs109, wurde weit nach den Ereignissen abgefasst, von denen es erzählt. Da die Verfasser über fundierte Kenntnisse der griechischen Literatur über Persien verfügen, wurde das Werk wahrscheinlich in einem stark von der griechischen Kultur geprägten Milieu geschaffen.

Proto-Ester zeigt jüdische Figuren, die in der Diaspora leben, die Probleme, mit denen diese konfrontiert sind, und die Beziehungen dieser Figuren zu jener fremden Welt, in der sie leben. Der Text setzt also die Existenz jüdischer Gemeinschaften in den großen Städten des Perserreichs voraus. Die Taten von Ester und Mordechai stimmen mit den Werten und Strategien überein, die von einer sozialen Gruppe in einer Diaspora, einer Minderheit in einer Schwächeposition, erwartet werden. Als Mordechai sich weigert, sich vor Repräsentanten der Macht niederzuwerfen, wehrt er sich zwar gegen eine Forderung der Mehrheit, gerät dadurch aber in eine heikle Situation. Unter den Angehörigen der Mehrheit hat er wenig Unterstützung (3,3–4) und muss daher Hilfe bei einer Person seines eigenen Volkes suchen (Kap. 4). Was Ester betrifft, so handelt auch sie aus einer Position sozialer Unterlegenheit und muss auf eine List zurückgreifen, um die Unterstützung des Königs zu gewinnen (Kap. 5 und 7).110

Proto-Ester enthält nicht den protomasoretischen Schluss (Kap. 8–10), worin die Juden sich zuletzt mit Waffen verteidigen, um ihre Feinde zu bezwingen. Es ist hier vielmehr der Herrscher, der Hamans Pläne vereitelt und die Juden rettet. Der Blick auf das persische Imperium ist viel wohlwollender als im MT. Proto-Ester vermittelt den Eindruck, dass es Juden möglich ist, harmonisch in einem Reich zu leben, dessen System im Allgemeinen und sein Herrscher im Besonderen nicht böswillig sind. Die Rede, die den jüdischen Partikularismus angreift, inszeniert Proto-Ester bereits als Androhung eines Pogroms gegen die Juden (3,8–9). Aber wenn in Proto-Ester, ähnlich wie in der Josefsgeschichte, gefährliche Personen wie Haman die Juden bedrohen, erlaubt die Berufung auf die Gerechtigkeit und die Gesetze des Reichs den Juden, die Zugang zu den Mächtigen haben, diesen Bedrohungen entgegenzuwirken.

Diese Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass Proto-Ester in einer jüdischen Diasporagemeinde in einem hellenisierten städtischen Milieu geschrieben wurde. Indem die Autoren von Proto-Ester Codes und Motive der hellenistischen Kultur verwenden, um eine Erzählung nach Art der Persika für die Juden zu schaffen, versuchen sie, sich in die dominierende Kultur zu integrieren und sich zu assimilieren. Die Redaktoren spiegeln sich in den Figuren der Erzählung und gehören demnach zu jener Elite, die aus der städtischen Gesellschaft ihrer Zeit hervorging und Zugang zu Kreisen herrschaftlicher Macht hat. Dennoch sehen sie sich mit Anfeindungen konfrontiert, die ihre eigenen Lebensgewohnheiten infrage stellen.

Ester

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