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aa) Bekanntheit der Marke

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Voraussetzung für einen Markenschutz aus § 9 Abs 1 Nr 3 ist das Vorliegen einer bekannten Marke. Eine solche ist gegeben, wenn sie im Inland einem bedeutenden Teil des Publikums, das von den durch die Marke erfassten Waren oder Dienstleistungen betroffen ist, bekannt ist, ohne dass bestimmte Prozentsätze des Bekanntheitsgrades zu fordern sind (BGH MarkenR 2016, 599 Rn 37 – Wunderbaum II, juris; Urt v 23.9.2015 – I ZR 105/14, MarkenR 2015, 552 Rn 20 – Goldbären, juris; Urt v 2.4.2015 – I ZR 59/13, MarkenR 2015, 486 Rn 10 – Springender Pudel – juris; MarkenR 2011, 475 Rn 42 – TÜV II; GRUR 2003, 428, 432 – BIG BERTHA; GRUR 2002, 340, 341 – Fabergé; EuGH GRUR 2009, 1158 Rn 24 – Pago/Tirolmilch; GRURInt 2000, 73, 75 – Chevy). Die Bekanntheit muss als Kennzeichnung für bestimmte Waren oder Dienstleistungen gegeben sein (BGH U MarkenR 2015, 486 Rn 10 – Springender Pudel – juris; MarkenR 2011, 475 Rn 42 – TÜV II; GRUR 2004, 235, 238 – Davidoff II).

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Für die Beurteilung einer Markenbekanntheit ist auf das Publikum abzustellen, an das sich die ältere Marke richtet, welches von der Ware oder Dienstleistung betroffen ist (BGH GRUR 2003, 428, 432 – BIG BERTHA; GRUR 2002, 340, 341 – Fabergé). Dies ist nach der Waren- bzw Dienstleistungsgattung zu bemessen. Für Waren oder Dienstleistungen, die sich nicht an ein bestimmtes Spezialpublikum wenden, ist auf die Gesamtbevölkerung abzustellen (BGH GRUR 2002, 340, 341 – Fabergé; EuGH GRURInt 2000, 73, 74 – Chevy), sonst auf diese speziellen Kundenkreise (BGH GRUR 2003, 428, 433 – BIG BERTHA).

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Die Bekanntheit richtet sich nach allen Umständen des Einzelfalles, insb dem Marktanteil der Marke, der Intensität, der geografischen Ausdehnung, der Dauer der Benutzung und dem Umfang der Investitionen, die das Unternehmen zu ihrer Förderung getätigt hat (BGH MarkenR 2015, 552 Rn 20 – Goldbären, juris; Urt v 02.04.2015, I ZR 59/13, MarkenR 2015, 486 Rn 10 – Springender Pudel – juris; GRUR 2003, 428, 432 – BIG BERTHA; GRUR 2002, 340, 341 – Fabergé; EuGH GRURInt 2000, 73, 74 – Chevy). Ein weiterer Anhaltspunkt für die Markenbekanntheit kann auch deren öffentliche Erwähnung durch Dritte sein (OLG München ZUM 1999, 268, 269 – Dr. Sommer).

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Die Bekanntheit lässt sich zwar nicht anhand eines prozentualen Bekanntheitsgrades der Marke beim Publikum messen (BGH MarkenR 2016, 599 Rn 37 – Wunderbaum II, juris; MarkenR 2015, 552 – Goldbären; GRUR 2003, 428, 432 – BIG BERTHA; GRUR 2002, 340, 341 – Fabergé; EuGH GRURInt 2000, 73, 74 – Chevy), dennoch sind die Ergebnisse entspr demoskopischer Umfragen stets von bes Bedeutung. Das OLG Hamburg geht von einem Richtwert von 30 % aus (OLG Hamburg MarkenR 2003, 401, 406 – VISA; GRUR 1999, 339, 342 – Yves Rocher), das KG hält einen Mindestwert von 35 % für erforderlich (KG GRUR 2000, 906, 907); in der Lit werden sowohl höhere (vgl Fezer § 14 Rn 762: Mindestens 30 %, der Richtwert sei 50 %) als auch niedrigere Werte vorgeschlagen (Ingerl/Rohnke § 14 Rn 1333 lehnen jegliche absolute Untergrenze ab). Der BGH lässt eine Bekanntheit vonmehr als 30 % jedenfalls ausreichen, wenn einMarktanteil von 50 % und hohe Werbeaufwednungen hinzukommen (BGH MarkenR 2016, 599 Rn 38 – Wunderbaum II, juris).

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Weder aus der Anzahl der Internetbesucher auf einer Website noch auf dem Ranking bei Suchmaschinen ist auf die Bekanntheit der Marke zu schließen (OLG Köln MarkenR 2007, 123 – International Connection).

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Der für die Beurteilung einer Markenbekanntheit maßgebliche Zeitpunkt ist im Widerspruchs- und Löschungsverfahren der Tag der Anmeldung der jüngeren Marke (BGH GRUR 2003, 428, 433 – BIG BERTHA), im Verletzungsverfahren ist zu differenzieren: Für einen wegen einer Verletzungshandlung in der Vergangenheit geltend gemachten Schaden ist auf den Tag der Verletzungshandlung abzustellen, der mit Benutzung des jüngeren Zeichens beginnt (EuGH GRUR 2006, 495, 497 – Levi Strauss/Casucci). Die Feststellung obliegt im Wesentlichen dem Tatrichter (BGH MarkenR 2015, 486 Rn 10 – Springender Pudel, juris). Die zu Grunde liegenden Tatsachen können allgemein geläufig und deshalb offenundig iSd § 291 ZPO sein, wenn die Marken über einen längeren Zeitraum in weitem Umfang auf dem Markt erscheint und jedermann gegenübertritt (BGH MarkenR 2015, 486 Rn 10 – Springender Pudel, juris; GRUR 2014, 378 Rn 27 – OTTO Cap; GRUR 2011, 1043 Rn 49 – TÜV).

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