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8. Kapitel Joshua - Fat Big Bobby Bartleys Ahnung ...

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Nach der Ankunft in Kansas City hatte Joshua Big Bobby Bartley auf dessen Handy angerufen. Bartley war zu anfangs misstrauisch gewesen, da es sich um seine private Handy-Nummer handelte, doch als Joshua Mary-Ann erwähnte, war der Mann zugänglicher geworden. Bald darauf war ein Treffen im Seven Oaks Park für den frühen Nachmittag vereinbart. Mary-Ann selbst hatte sich kurz vor dem Abflug noch einmal bei Joshua gemeldet und ihm Bartleys private Handy-Nummer vertraulich durchgegeben. Er sollte sie später wieder löschen und zusätzlich das Handy tauschen. Auch verwarf sie den Vorschlag vom Vorabend, zusätzlich bei anderen Magazinen vor Ort zu recherchieren. Offensichtlich hatte sie sich mit Bartley besprochen, aber das war Spekulation. Auf jeden Fall sollten sie sich ganz auf Bartley konzentrieren und das, was er zu sagen hätte. Die anderen Nachrichtenmagazine wären sekundär. Bartley sagte am Handy, sie sollten sich nicht in der Redaktion treffen, sondern außerhalb in einem Park. Joshua kam das alles sehr geheimnisvoll, fast paranoid vor. Aber er und Jack hatten zugestimmt. Mit einem Taxi fuhren sie schließlich zum Seven Oaks Park. Es war gegen 14:00 Uhr. Das Wetter hatte umgeschlagen und brachte eine steife Brise mit sich, die die beiden frösteln ließ. Der Park war nur spärlich besucht. Es war noch zu früh im Jahr, um draußen zu sitzen. Treffpunkt sollte das Seven Oaks Shelter sein, eine überdachte, hölzerne Raststelle mit vier Bänken, Brunnen und Grill. Nicht unbedingt ein pittoresker Ort. Als sie sich dem Shelter näherten, erkannten sie einen ziemlich fetten Mann, der in einen weiten Mantel gehüllt auf einer der Bänke saß und ihnen den Rücken zuwandte.

„Mr. Bartley?“, fragte Joshua, als sie bei dem Mann angekommen waren.

Der fette Mann drehte sich schwerfällig um. Ein feines Lächeln zierte die vollen Lippen. „Josh und Jack?“

„Eigentlich Joshua, aber Mary-Ann bevorzugt Josh, und wer könnte ihr widersprechen ...“

Bartley lachte kehlig.

Sie schüttelten sich kurz die Hände, dann nahmen Jack und Joshua gegenüber von Bartley Platz.

„Ziemlich verlassener Ort und viel zu kühl für ein Picknick“, sagte Joshua und stellte den Kragen seines Mantels. „Sie wissen, worum es geht?“

Bartley nickte. „Mary-Ann hat gestern Abend noch spät bei mir angerufen und mich informiert. Zumindest im Groben.“ Ein breites Lächeln huschte über seine Lippen, als er Joshua in die Augen sah. „Man merkt bei Ihnen Mary-Anns Schule. Immer direkt auf den Kern der Sache vorstoßen, nicht wahr ...“ Er beugte sich zur Seite und griff nach einer flachen Aktentasche, die neben ihm auf der Bank platziert war. Er fischte einen blauen Aktendeckel aus der Tasche, den er vorsichtig auf den Tisch legte, als enthielte er etwas Zerbrechliches. Der Aktendeckel enthielt Fotos.

„Das sind Aufnahmen aus Whitehawk Air Force Base von den zwei Spezialisten ...“

Joshua und Jack betrachteten die auf Hochglanzpapier vergrößerten Aufnahmen. Die Gesichter der Männer auf den Fotos wirkten wutverzehrt. Sie schienen auf jemanden zuzugehen. Sowohl Porters als auch Hensen hielten die Arme von sich gestreckt, als wollten sie ihr Gegenüber packen. Die Gesichter der Männer wirkten wie Fratzen. Wut, unglaubliche Wut stand in ihren Augen. Mordlust. Den Wunsch zu töten, zu zerreißen, zu fressen. Weitere Fotos folgten, andere Perspektiven, dann Fotos von Bewaffneten, die auf die beiden Spezialisten anlegten. Und schließlich Abzüge mit den Leichen der erschossenen Spezialisten. Die Eintrittswunden der Kopfschüsse waren gut zu erkennen, trotz der eher durchschnittlichen Qualität der Abzüge.

„Wie viele Schüsse haben die Soldaten auf sie abgefeuert?“, fragte Joshua. Die Leiber der beiden getöteten Männer waren regelrecht von Kugeln durchsiebt worden.

Bartley antwortete nicht. Stattdessen ließ er sich die Fotos geben und legte sie in einer anderen chronologischen Folge vor sich auf dem Tisch ab.

„Fällt euch etwas auf?“, fragte er.

Joshua stutzte.

„Sie sind wieder aufgestanden, obwohl sie von Kugeln durchlöchert waren ...“, stellte Jack mit trockener Stimme fest.

„Genau, und schaut jetzt auf die letzten Fotos“, forderte Bartley sie auf. „Erst als man den beiden Spezialisten Kopfschüsse verpasst hatte, gaben sie Ruhe und blieben liegen.“

„Kein Mensch kann wieder aufstehen, wenn er dermaßen von Kugeln durchsiebt ist“, stellte Joshua ratlos fest. „Gut, im Hollywoodkino findet man so einen Blödsinn ... Wer hat die Fotos gemacht? Sind Sie sicher, dass das kein Fake ist?“

Bartley schüttelte den Kopf. „Kein Fake. Sicher nicht. Es sind Einzelbildaufnahmen von Überwachungskameras, etwas digital bearbeitet, da die Qualität nicht so gut war. Und sie wurden auf Whitehawk Air Force Base gemacht. Sicher.“

„Ist die Quelle verlässlich?“, fragte Jack. „Und warum nicht gleich der ganze Film, warum nur Einzelbilder?“

„Weil die Zeit knapp war, weil die USB-Ports gesperrt waren und nur, während die Videoaufnahmen abgespielt wurden, direkt vom Überwachungsbildschirm abfotografiert werden konnte. Deshalb die miese Qualität. Und ja, die Quelle ist verlässlich.“

Joshua fragte erst gar nicht nach der Quelle. Er kannte den Ehrenkodex nur zu genau: Niemals eine Quelle namentlich nennen!

„Also haben sich die beiden nicht gegenseitig attackiert, sondern die anderen Soldaten angegriffen und wurden dabei getötet. Der Artikel im Inquirer und die Pressemitteilung der Militärs sind gefälscht.“ Joshua sah Bartley fragend an. „Da ist noch mehr, nicht wahr?“

„Ja, offensichtlich wurden vor diesem Zwischenfall zwei Soldaten von den Spezialisten gebissen. Man hat sie weggebracht. Einen nach Phoenix, den anderen nach San Francisco. Danach verliert sich die Spur.“

Joshua und Jack warfen sich einen schnellen Blick zu. Sie mussten an die Fotos denken, die von unzähligen Kugeln durchlöcherten Männer ...

„Mary-Ann sagte mir am Telefon nur das Allernotwendigste. Sie traut der Leitung nicht. Der Große Bruder ist in den Staaten viel zu mächtig geworden. Aber ich gehe davon aus, dass ihr direkt vor Ort auf Whitehawk Air Force Base noch recherchieren sollt, auch wenn es wahrscheinlich nicht viel bringen wird, oder?“

„Ja. Wir sollen uns umsehen. Gegebenenfalls Fotos machen, von was auch immer. Augen und Ohren offenhalten“, antwortete Joshua.

Bartley nickte. „Meine Quelle wird euch kontaktieren, wenn ihr dort angekommen seid. Und da ist noch mehr ...“

„Warum erzählen Sie es uns nicht jetzt?“, fragte Joshua. Er sah zu Bartley, der aber irgendwie abwesend wirkte, sein Blick schien in die Ferne zu gehen.

„Weil ihr es doch nicht glauben würdet, weil es zu unglaublich ist“, antwortete Bartley nach einem Moment. Er lächelte müde.

„Wir sind ganz Ohr“, meldete sich Jack zu Wort und sah schnell zu Joshua, der ihm zustimmend zunickte.

Bartley schwieg erneut. Er wirkte sehr nachdenklich. Es war kühler geworden, von Westen her näherte sich eine Regenfront.

„Ich wurde in St. Louis geboren und habe kreolische Vorfahren. Habt ihr euch mit der Mystik und Magie der Karibik schon einmal auseinandergesetzt? Mit Voodoo, mit Geistern und Dämonen ...“ Bartley sah kurz unter sich. Die Skepsis in den Blicken seiner Gegenüber war ihm nicht entgangen.

Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kehren die Toten zurück, heißt es. Und diese Toten nennt man Zombies ...“, sagte er leise.

Joshua und Jack erwiderten nichts. Sie schenkten sich einen langen, nachdenklichen, aber auch skeptischen Blick.

„Gehen wir noch ein wenig spazieren“, sagte Bartley, der seine Fettmassen plötzlich von der Bank wuchtete. „Vielleicht wird es bald nicht mehr möglich sein, so unbeschwert und sorglos spazieren zu gehen. Wann ist euer Termin auf Whitehawk Air Force Base?“

„Morgen Mittag um 15:00 Uhr“, antwortete Joshua. Sie wollten einen Mietwagen nehmen. Über die Interstate 70 würden sie in gut drei Stunden auf der Air Force Base ankommen.

„Gut. Darf ich euch für heute Abend zum Essen einladen? Ich kenne hier ein vorzügliches Lokal mit kreolischer Küche.“ Bartley lachte. „Ich glaube, das ist bei mir nicht zu übersehen ...“

Joshua und Jack nahmen die Einladung dankend an, obwohl beiden im Moment der Appetit vergangen war. Bartley war kein Spinner, das konnten sie beide spüren. Aber Zombies ... Sie mussten wieder an die von unzähligen Schüssen durchlöcherten Spezialisten denken. Nein, derart zugerichtete Menschen blieben am Boden liegen, die standen nicht wieder auf.

Die schweren Wolken von Westen hatten schneller als erwartet die Parkanlage erreicht, und ein heftiger Regen setzte ein. So viel zum Thema Spaziergang, dachte Joshua, als sie in Bartleys alten Mercedes einstiegen und Richtung Downtown fuhren.

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