Читать книгу Tempus Z - Jo Caminos - Страница 19
Eintrag V - Ice Core Scientific Facility Antarktika III
Оглавление21:00 Uhr Ortszeit
Wie hatten wir das nur übersehen können?
Ich greife vor, aber ich bin innerlich aufgewühlt. Und das ist noch gelinde ausgedrückt. Die Männer und Frauen der Station, diese zerstückelten, zerfressen wirkenden Menschenleiber, waren nicht alle tot gewesen.
Ich kann es einfach nicht begreifen.
Jackson war am frühen Morgen im Flugzeug gewesen. Er sollte im Laderaum einige Werkzeuge holen. Als er zurückkam, sollte sich unser Weltbild von einem Moment auf den anderen für immer ändern.
Jackson war am Arm verletzt. Irgendetwas hatte ihn gebissen. Die Wunde war tief und blutete stark. Einer der mitgeflogenen Ärzte kümmerte sich sofort um ihn. Jackson stand unter Schock. Er stammelte wirres Zeug, und kurz darauf brach das Chaos aus, als eine der Leichen aus dem Flugzeug unbemerkt durch die Schleuse trat, die Jackson in seiner Panik wohl hatte offenstehen lassen. Das Ding schlurfte durch den Verteilerraum und gab grunzende, stöhnende Laute von sich. Schreie ertönten. Es schien sich um eine Frau der alten Stammbesatzung zu handeln, aber so ganz sicher war ich mir nicht, als ich sie - oder es - erblickte. Rodriguez, der Senior im Team packte die Frau an den verstümmelten Armen und warf sie zur Seite. Der Kiefer dieses Dings schnappte wie wild. Ihr Kopf ruckte giftig nach vorne.
Sie will beißen!, durchfuhr es mich.
Das Ding rappelte sich auf und schwankte auf Rodriguez zu, der seine Waffe zog, doch der Chief kam ihm zuvor. Er war schneller und schoss der Frau in das linke, mehrfach gebrochene Bein. Doch das Ding reagierte überhaupt nicht. Das Etwas grunzte und krallte die seltsam verformten Hände zu Klauen. Der Kiefer schnappte wilder, die seltsamen Laute klangen wütender.
Rodriguez zielte auf ihre Stirn. Er warf dem Chief einen schnellen Blick zu, der zustimmend nickte - und Rodriguez drückte ab. Der Schuss riss den Kopf der Frau nach hinten. Blut und Hirnmasse spritzten gegen die Wand. Dann endlich sank das Ding zu Boden und blieb regungslos liegen. Und auch der Kiefer hatte endlich aufgehört, sich zu bewegen. Das seltsame Schnappen war vorbei.
Wir standen schweigend und ratlos um den Korpus der Frau, die wir alle nur noch als Ding betrachteten. Ich konnte am Blick der Gefährten erkennen, dass sie genauso dachten ...
„Fast als wäre sie tollwütig ...“, murmelte einer der herbeigeeilten Ärzte. Es war schlimmer, aber das wussten wir zu diesem Moment noch nicht.
Ich sah später bei Jackson auf der Krankenstation vorbei. Er war zwar noch etwas blass um die Nase, aber er lächelte schon wieder.
„Es gibt Sachen, was ...“, meinte er scherzhaft.
„Kannst du laut sagen.“
„Habt ihr die andern ... Leichen noch einmal untersucht?“
„Ja, wurde gemacht.“
„Und?“
„Die sind wirklich tot.“
„Scheißformulierung, oder? Wirklich tot ...“
„Was Besseres fällt mir nicht ein. Wie lange musst du auf der Krankenstation bleiben?“
Jackson verzog das Gesicht. „Mit dem kleinen Biss. He, Junge, ich bin doch keine Pussy. Gehen wir nachher einen trinken?“
„Okay.“ Ich tippte an die Stirn, drehte mich dann um und verließ die Krankenstation. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, kam einer der Ärzte mit einem Spritzen-Set auf mich zu. Er wollte zu Jackson und grinste sardonisch. „Tollwutimpfung, wir sind auf alles vorbereitet.“
Ich schluckte, als ich die monströsen Spritzen sah, sagte aber nichts.
Der Arzt hatte ja recht. Das Konsortium scheute keine Kosten, wenn es um die Gesundheit der Wissenschaftler und Techniker ging. Die Ausstattung war top, trotzdem würde Jackson in genau zwölf Stunden tot sein.
Leider würde er nicht tot bleiben ...