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13. Kapitel Im Camper - Zwischenspiel

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Es ging langsam auf Mitternacht zu. Noch immer regnete es ununterbrochen. In der Ferne grollte Donner.

Joshua sah müde nach draußen und wischte sich über die Augen. Er trank den letzten Rest Whisky, lehnte aber ab, als Charlotte ihm nachgießen wollte.

„Ich kann verstehen, wenn ihr neugierig seid, wie es weitergeht, aber ich bin hundemüde“, sagte er nach einer Weile. „Können wir den Rest auf morgen verschieben?“ Er sah Roland und Peter sowie Charlotte der Reihe nach an.

Roland presste die Lippen aufeinander. „Okay, aber ... um es noch einmal klarzustellen: Man muss nicht gebissen werden, um sich in einen Untoten zu verwandeln?“

„Sag einfach Zombie, da gibt es nichts zu beschönigen, auch wenn es trashig klingt“, warf Peter ein, doch Roland ging nicht darauf ein.

„Ja, die Infektion scheint verschiedene Phasen zu durchlaufen. Wer das Virus in sich trägt, bekommt irgendwann zuerst eine erhöhte Temperatur. Sie steigt auf fast 41 Grad an, fällt dann aber wieder ab und bleibt nur leicht erhöht. Es folgen Phasen von Ruhelosigkeit und Angespanntheit, dann folgt die Wut. Während dieser Wut-Phase scheint es so, dass die Befallenen alles und jeden angreifen, es braucht keinen besonderen Anlass. Medikamente können die Wut eindämmen, aber es gibt - bis jetzt - keine Heilung. Später dann kommt es zu einer Art Apathie, dem schließen sich Gedächtnisverlust und Desorientierung an, danach eine Art Koma und letztendlich der Tod. Bis zur Wiederkehr ...“

„Und die Zombies haben den Wunsch, alles und jeden zu beißen. Und zu fressen „, stellte Charlotte fest.

„Genau“, erwiderte Joshua. „Aber es scheint, als wäre der Beißvorgang den Zombies am wichtigsten, fast so, als würden sie irgendwie getrieben, das Virus zu verbreiten. Dem Fressen messe ich weniger Bedeutung bei. Die Körper der Zombies funktionieren ja nicht mehr wie lebende menschliche Körper. Da ist nichts mit Verdauung etc. Ich konnte - musste - zusehen, wie Menschen gefressen wurden, das war mehr ein wütendes Reinhacken der Zähne, als wollten diese Scheißdinger auch ja sicher sein können, dass sich die Infektion verbreitet.“

„Eine schöne Gutenachtgeschichte“, stellte Roland trocken fest. „Ich musste gerade an Harold und Justin denken. Das schwule Pärchen vom Anfang unserer Reise. Sie sagten, dass man ihnen mit großer Ablehnung - ja, und Wut begegnet ist ... Langer Rede, kurzer Sinn. Ich frage mich, ob die Bevölkerung von Billings ebenfalls schon infiziert war.“

„Du meinst, dass es keine pure Homophobie war, sondern dass die Menschen infiziert waren?“, fragte Charlotte nach. „Aber Harold und Justin lebten doch auch in Billings, sie zeigten jedenfalls keine Symptome.“

Joshua meldete sich zu Wort. „Es ist wie bei jedem Virus. Es trifft nicht jeden - zumindest nicht gleich stark ... - vermute ich jetzt einfach mal.“

„Schön und gut“, beteiligte sich jetzt auch Peter an der Diskussion. „Aber die Bewohner von Billings wurden in die Safe Zone auf Whitehawk Air Force Base evakuiert. Das haben Harold und Justin berichtet. Und wenn das Virus dort ausgebrochen ist, in der Safe Zone ...“

„Dann fahren wir geradewegs in die Scheiße“, schloss Roland.

Schweigen stellte sich ein.

Joshua gähnte. Er war unglaublich müde. Erst hier im Camper schien sein Körper bereit gewesen zu sein, die Anspannung der letzten Wochen loszulassen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Charlotte leise. „Wenn Whitehawk Air Force Base von den Untoten überrannt wurde, fahren wir geradewegs in die Katastrophe.“

Joshua schüttelte den Kopf. „Nein, fahren wir nicht. Wir sind vorgewarnt. Wir wissen, was es bedeutet, wenn jemand extrem aggressives Verhalten zeigt. Wir akzeptieren, dass die Toten zurückgekehrt sind. Und wir können uns wehren. Abgesehen davon spielt es keine Rolle, es ist nirgendwo mehr sicher. Nur in den Wäldern, in aller Abgeschiedenheit. Aber irgendwann gehen uns Wasser und Nahrungsmittel aus, und ich will einfach nicht akzeptieren, mich irgendwo in der Pampa für den Rest meines Lebens verstecken zu müssen. Noch nicht ... Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, dass keine andere Möglichkeit mehr bleibt, aber bis dahin werde ich mich nicht verkriechen. Ich will wissen, ob es irgendwo Bemühungen gibt, wie man der Katastrophe entgegentreten kann. Das kann ... das darf es einfach nicht gewesen sein! Und was euch angeht - ihr wollt zurück nach Deutschland, was ich nicht empfehlen würde, aber ich kann euren Standpunkt verstehen. Whitehawk Air Force Base war - ist - eine große Air Base, und sie liegt am nächsten. Das Areal ist riesig. Es dürfte Vorräte geben, Kraftstoff, Medikamente - alles, was man braucht.“

„Und du kennst dich dort halbwegs aus. Ich meine die Führung mit diesem Barrows ...“, warf Peter ein.

„Auskennen wäre zu viel gesagt, aber ja, grundsätzlich denke ich, mich auf dem Areal zurechtfinden zu können“, schloss Joshua. „Wir können nach Westen gehen, Osten, Süden - nach Norden. Es bleibt sich gleich. Gehen wir mal davon aus, dass es die ganze Welt erwischt hat. Whitehawk Air Force Base liegt am nächsten. Und wenn es dort nichts mehr zu holen gibt, können wir uns immer noch entscheiden, wie es weitergeht. Und jetzt ...“ Er gähnte erneut. „Leute, ich haue mich aufs Ohr, mir fallen gleich die Augen zu. Den Rest meiner Geschichte erzähle ich zum Frühstück. Whitehawk Air Force Base dürfte über die Seitenstraße noch circa eine bis maximal anderthalb Stunden entfernt sein. Wir sollten auch das Wetter abwarten. Bei dem Regen - und vor allem, wenn es so duster ist, möchte ich mich nicht unbedingt der Air Base nähern. Aber - neuer Tag, neues Glück ...“

Damit wünschten sie sich eine gute Nacht.


8:30 Uhr. Sie hatten gefrühstückt, beschlossen aber, erst loszufahren, wenn die Sicht draußen noch besser werden würde. Der Regen hatte sich gegen Morgen etwas gelegt, und im Westen konnte man schon sehen, wie die Wolkendecke an verschiedenen Stellen aufriss und einige Flecken Himmelblau freigab.

Joshua hatte sich den Bart abrasiert, und Charlotte hätte ihm fast eins mit der Bratpfanne über den Schädel gezogen, als er aus der kleinen Dusche des Campers gekommen war.

Nun saßen sie erneut um die Essnische verteilt, gestärkt von Eier und Schinken und starkem Kaffee. Charlotte rauchte, was ihr einen missbilligenden Blick von Roland eingebracht hatte, doch es war ihr egal. Er rauchte ja selbst, wenn auch nur selten im Camper. Sie hatte den Krebs überlebt, hatte die Chemos überstanden. Und wusste der Teufel, was noch auf sie zukommen würde ...

„Wir war das mit dem Helikopter?“, begann Roland, den Faden von gestern Abend aufzunehmen. „Die Interstate war gesperrt worden, wenn ich mich recht entsinne. Deine letzte Bemerkung war, ihr wäret niemals angekommen. Gab es keinen freien Flug mehr? Oder war ein Flugverbot erlassen worden ...?“

Joshuas Blick schien sich im Nichts zu verlieren. Er dachte an Jack, der nun nicht mehr lebte. Und an die Odyssee danach.

„Nein“, sagte er schließlich.„Der Pilot wollte zuerst nicht fliegen, weil wir nicht bereit waren, den total überhöhten Preis zu bezahlen. Viele wollten fliegen in dieser Nacht, wir waren nicht die Einzigen am Heliport. Aber Jack hatte kein Problem damit, unsere Kreditkarten weit übers Limit zu belasten. Es war mal wieder die lächerliche Frage des Geldes, nach dem richtigen Preis. Und zurückblickend verfluche ich mich dafür. Es wäre besser gewesen, wenn wir versucht hätten, über die Seitenstraßen nach Kansas City durchzukommen, aber geschehen ist geschehen ... Und die Zeit hat gedrängt.“

Er sah Roland in die Augen. „Wir sind abgestürzt, und dann ...“

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