Читать книгу Der literarische Realitätenvermittler - Joachim Hoell - Страница 12
Formen
ОглавлениеIn dieser Untersuchung wird der dekonstruktivistische und postmoderne Ansatz eines universalen Intertextes abgelehnt; das soll nicht bedeuten, daß nicht auch der Gedanke einer »Bibliothek von Babel« bei Bernhards literarischen Unternehmungen mitschwingt, jedoch ist dieser Ansatz untauglich, um im Konkreten tiefere Schichten eines Textes bloßzulegen:
Denn wenn die Individualität und Subjektivität des Autors als intentionale Instanz zum bloßen Medium herabsinkt, dessen sich das universelle Spiel intertextueller Referenzen undifferenziert bedient, wenn auch die Instanz des Lesers ihre klare Identität verliert und stattdessen aufgeht in der Pluralität eines universellen Intertextes, und wenn schließlich auch der Text sich entgrenzt zu einer Momentaufnahme in einem Universum der Texte, einem Kontinuum der pluralen Codes, bei denen selbst die elementare Verbindung von Signifikant und Siginfikat nicht mehr trägt, dann wird in gleichem Maße auch die Frage nach der Funktion entgrenzt und zunehmend gegenstandslos.47
Der Begriff des Textes wird auf einen literarischen eingeschränkt48; diese Subkategorisierung gilt nicht nur für die Auslöschung, die eindeutig dem Genre der sogenannten »Belletristik« zuzuordnen ist, sondern auch für die Prätexte. Muraus Selbsteinschätzung eines "literarischen Realitätenvermittlers" impliziert bereits eine solche Einengung des Terminus.
Außerdem werden nur die im Roman erwähnten Autoren und Werke betrachtet, denn eine intertextuelle Arbeit darf "kein Freibrief für beliebige Assoziationen des Rezipienten"49 sein.
Diese Abgrenzungen sollen dem Text als Intertext am gerechtesten werden, damit einerseits das Sinnpotential der vergleichenden Prätexte voll auszuschöpfen, andererseits den Text nicht unnötig aufzublähen.