Читать книгу Der literarische Realitätenvermittler - Joachim Hoell - Страница 19
1.1. Jean Paul: Siebenkäs
ОглавлениеAch, wenn jedes Ich sein eigner Vater und Schöpfer ist, warum kann es nicht auch sein eigner Würgengel sein? (Jean Paul Siebenkäs)61
Die erste Nennung eines literarischen Werkes in der Auslöschung, einem Roman über Literatur, ist der Siebenkäs von Jean Paul. Murau räsoniert bereits einen Tag später, ob "es nicht verkehrt gewesen [sei], völlig falsch, Gambetti den Siebenkäs gegeben zu haben" (A 543). Den Auftrag an Gambetti, Jean Paul zu lesen, stellt Murau, der "Verzieher [...] des kommenden Philosophen und Revolutionär[s]" (A 209), mehrmals in Frage. Murau weiß, daß er "die Rolle des Onkel Georg" (A 208) für Gambetti spielt, also diesen "aus der Welt seiner Eltern vertreibe" (A 208), wie es der Onkel mit Murau tat. Gambetti läuft mit einem Buch Jean Pauls unterm Arm durch Rom und will "am liebsten alles in die Luft sprengen" (A 513). Dann stellt er sich Gambetti "in seinem Arbeitszimmer vor [...], sich ganz seiner Neigung, der deutschen Literatur also, hingeben[d]" (A 543) und den Siebenkäs lesend:
Und wie er doch nichts anderes im Kopf hat, als die Welt zu zersägen und in die Luft zu sprengen. (A 543)
Dem Siebenkäs kommt ein Potential zerstörender und anarchischer Kraft zu, dessen Bedeutung genauer untersucht werden soll.