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Parfait

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Wenn mein Kopf mal wieder übervoll war, ging ich oft runter zum See, tauchte tief ein ins Wasser wie ein Delfin, bis ich wieder klar denken konnte, und rief mir in Erinnerung, dass ich Parfait Nduwimana war – in Gottes Hand.

»Kommt«, rief ich den anderen zu. »Wer will schwimmen lernen? Es ist so ein schöner Tag.«

»Da sind Krokodile im Wasser«, sagte Gloria. »Du bist wohl verrückt!«

»Nicht da, wo ich schwimme«, sagte ich.

»Wir kriegen alle Bilharziose«, sagte Douce.

»Und Blutegel an den Beinen«, sagte Pierre.

»Wir kommen mit und gucken dir zu, wie wärs?«, sagte Gloria. »Komm, Wilfred, du auch.«

Wilfred sah sie an und sagte kein Wort.

»Pierre?«

»Mal sehen.« Pierres Stirn war wie üblich zerfurcht, als tobte dahinter ein Krieg.

»Zion?«

»Wenn Parfait geht, gehe ich auch.«

Es war eine ziemliche Strecke den Hügel runter, aber der See glitzerte, Schmetterlinge flatterten herum, und fast fühlten wir uns wieder wie eine Familie, wie wir so in einer Reihe durch den Sonnenschein spazierten.

Gloria und Douce hatten sich untergehakt, aber sie sangen nicht mehr zusammen wie früher. Wilfred humpelte nebenher, immer noch das Seil am Fußgelenk, dahinter Zion in seinem rot-weißen Nylon-Fußballhemd, von dem er sich einbildete, es hätte mal David Beckham gehört. Pierre folgte mit einigem Abstand.

»So ähnlich wärs, wenn wir nach Spanien laufen«, sagte ich zu ihnen. »Aber da schwimmen wir dann im türkisen Meer, richtig im Atlantik. Und machen Picknick am gelben Sandstrand. Und trinken spanischen Wein.«

»Wie wollen wir denn den weiten Weg schaffen?«, sagte Douce. »Ich schaff das auf keinen Fall.«

»Wir gehen in kleinen Etappen«, sagte ich. »Und ihr habt immer Zeit zum Ausruhen, versprochen. Und wenn ihr mal zu müde seid, rasten wir eben einen Tag.«

»Wir müssen das ja nicht jetzt entscheiden«, sagte Gloria.

»Aber wir müssen gehen«, sagte Zion mit diesem fest entschlossenen Blick. »Ich kapier nicht, warum ihr nicht wollt. Wir gehen nach Europa und fangen ein neues Leben an, mit einem eigenen Haus am Strand, wo wir dann alle drin wohnen. Und wir feiern Feste und trinken spanischen Wein. Was hält euch hier bloß? Ich verstehs einfach nicht.«

»Wir wissen doch gar nicht, wie es in Europa ist«, sagte Douce leise. »Vielleicht ist es schlimmer als hier.«

»Nichts ist schlimmer als hier«, sagte Zion. »Und ich gehe auf jeden Fall mit Parfait mit. Wenn ihr nicht wollt, lasst es bleiben.«

»Es ist viel zu weit«, sagte Gloria.

»Gott hat uns Beine gegeben«, sagte Zion. »Was glaubst du, wofür die sind, wenn nicht zum Gehen?«

Ich legte Zion den Arm um die Schultern und drückte ihn.

»Gib ihnen Zeit, mein Kleiner«, sagte ich.

»Ich meins ernst«, sagte er. »Wenn es nach mir geht, sind wir morgen weg. Ich will, dass wir wieder glücklich sind.«

Die andere Hälfte der Augusta Hope

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