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Was sie nachher tun: die Weiterverwendung von Reden

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Buddha zog ein halbes Jahrhundert lang von Ort zu Ort und verkündete seine Lehre. Eine Gruppe von Mönchen begleitete ihn, und diese Mönche prägten sich ein, was der Meister zu sagen pflegte. Als er 483 v.Chr. starb, konnten sie die Reden und Aussprüche mit großer Genauigkeit aus dem Gedächtnis wiedergeben, und auch in den folgenden Jahrhunderten wurden diese kaum verändert von Mund zu Mund weitergegeben.57 Es gehört zur Tradition des öffentlichen Redens, dass seine Produkte mehr Bestand haben, als es die flüchtige Form vermuten ließe. Die Reden die Buddha vor zweieinhalbtausend Jahren hielt, wurden in einer Form festgehalten, die es leichter machte, sie weiterzugeben.58 Eine Mnemotechnik, eine Methode, das Gedächtnis zu aktivieren, war entwickelt worden, die der schriftlichen Aufzeichnung ebenbürtig war.59 Lange bevor die buddhistischen Mönche lesen und schreiben konnten, konnten sie sich auf einen Wortlaut für die Reden berufen, der für sie alle als gesichert galt.

Auch in unserer Kultur haftet einer mündlichen Rede noch immer an, dass sie zur Weiterverwendung und Weiterwirkung dienen soll. Sie hat einen bestimmten Wortlaut, ist in gewissem Sinne ein Text, auf den sich Redner und Zuhörende berufen können. Im Parlament oder bei Gerichtsverhandlungen wird mitgeschrieben. Ein Protokoll wird erstellt, aufbewahrt und liegt zur Einsicht vor. Aber auch da, wo Mitschriften nicht üblich sind, wie in der Predigt, oder wo nur unvollständige Aufzeichnungen entstehen, wie bei der Vorlesung, kann der Redner auf seine Worte verpflichtet werden.

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