Читать книгу Antinatalismus - Karim Akerma - Страница 112
Babyklappe
ОглавлениеAm Torno des einstigen Hamburger Waisenhauses fand sich folgende Inschrift aus dem Jahr 1709:
„Auf dass der Kindesmord nicht künftig werd verübet,
Der von tyrannischer Hand der Mutter oft geschicht,
Die gleichsam Molochs{23} Wut ihr Kindlein übergibet,
Ist dieser Torno hier auf ewig{24} aufgericht.“ (Aus: Kindheit im Gedicht, S. 318. Fund GK)
Nach dem Vorbild italienischer Findelhäuser wies das Hamburger Waisenhaus eine Drehlade (ital. Torno) auf. Wegen zu starker Nutzung wurde das Hamburger Torno allerdings bereits im Jahr 1714 wieder abgeschafft.
Schauen wir uns genauer um, so finden wir überall „Klappen“, hinter denen die neu Geborenen verschwinden. Kaum hat man (Frau!) sie nach monatelanger Mühsal unter unsäglichen Schmerzen (Gebärterror) zur Welt gebracht, will man die Kleinen auch schon wieder loswerden. Sie werden im Kindergarten abgestellt wie Pfrangsche Blumen in die Vase. Zwischendurch verschwinden sie in Lernanstalten und besseren Arbeitslagern. Gibt es dort keinen Platz mehr, bestraft man die Menschen für ihr ungefragtes Gezeugtwordensein mit Zwangsarbeit zu Niedriglöhnen. Für das letzte Lebenszehntel bis -viertel ist häufig eine spezielle „Altenklappe“ vorgesehen: unsere Gerontoloager!
Die Verklappung von Jung und Alt demonstriert, wie häufig der Mensch dem Menschen unerwünscht oder er mit Seinesgleichen überfordert ist und dass die Menschheit schwer an ihren Alt- und Junglasten trägt – ohne dass man die Perpetuierung dieser Entwürdigungen hinterfragte.