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Beipackzettel zu möglichen Nebenwirkungen der bitteren Pille „Leben“
ОглавлениеWer jemandem das Leben verabreicht, sollte zuvor diesen Beipackzettel zu möglichen Nebenwirkungen gründlich gelesen haben:
„Denn schon in seinen Anfängen bezeugt das irdische Leben, wenn es mit seinen unzähligen schweren Übeln überhaupt noch den Namen Leben verdient, daß das gesamte Geschlecht der Sterblichen verdammt worden ist. Darauf weist hin eine geradezu schauerliche Unwissenheit, die Mutter all des Irrtums, der sämtliche Adamskinder umfängt wie ein düsterer Schlund, so daß sich der Mensch nur mit Mühe, unter Schmerz und Angst herausarbeiten kann. Und nicht minder auch die Liebe zu so vielen nichtigen und schädlichen Dingen, und was daraus entspringt: nagende Sorge, Beunruhigung, Trauer, Furcht, unsinnige Freude, Zwist und Streit, Krieg, Nachstellung, Zorn, Feindschaft, Falschheit, Schmeichelei, Betrug, Diebstahl, Raub, Untreue, Hochmut, Ehrgeiz, Neid, Totschlag, Verwandtenmord, Grausamkeit, Wildheit, Liederlichkeit, Schwelgerei, Frechheit, Unverschämtheit, Schamlosigkeit, Hurerei, Ehebruch, Blutschande und all die vielen widernatürlichen Unzuchtssünden bei beiden Geschlechtern, die auch nur zu nennen schandbar ist, Gottesschändung, Häresie, Gotteslästerung, Meineid, Unterdrückung von Unschuldigen, Verleumdung, Hintergehung, Rechtsverdrehung, falsches Zeugnis, ungerechtes Urteil, Gewalttätigkeit, Spitzbüberei, und noch gar vieles der Art, was mir nur eben nicht einfällt, aber vom irdischen Leben der Menschen unzertrennlich ist. Mag das immerhin nur bei bösen Menschen vorkommen, es entspringt doch aus derselben Wurzel des Irrtums und verkehrter Liebe, mit der jedes Adamskind geboren wird. Wem wäre es auch unbekannt, mit welch großem Mangel an Wahrheitskenntnis, der ja gerade bei den kleinen Kindern klar ersichtlich ist, und mit welch großem Überschuß an nichtigem Begehren, der sich dann im Knabenalter zu zeigen beginnt, der Mensch in das Leben eintritt, so daß er, wollte man ihn nach seinem Belieben leben und tun lassen, was er möchte, mehr oder weniger auf all die erwähnten und nicht erwähnten Schandtaten und Niederträchtigkeiten verfiele.“{27}
Für weitere Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie bitte die nächste philosophische Praxis.