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Bekenntnis: Natal-ethisches Bekenntnis künftiger Eltern

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Wir wollen nur Gutes für uns und unser Kind, und gut ist es, zu leben und möglichst vieler Freuden teilhaftig zu werden, weshalb wir das Kind zeugen. Schlecht wäre es, nicht zu leben. Gleichwohl sind wir uns dessen bewusst und nehmen in Kauf, dass unser Kind:

1. auch mit allen für unsere Gattung typischen negativen Anlagen, Fähigkeiten und Bedürfnissen ausgestattet sein wird, einschließlich derer zum Schädigen, Töten (etwa im Krieg), oder Morden; zu Habgier und Neid (Existenzneid);

2. geboren und Teil der Menschheit wird, obwohl die Vergangenheit zeigt, dass die Anthropogenese als humane Selbstgestaltung der Gattung gescheitert ist;

3. einem überwiegend unbeherrschbaren bionomen, sozionomen und wirtschaftlichen-politischen Schicksal sowie Naturereignissen ausgeliefert wird, wozu alle Leiden und das jederzeit mögliche Sterben auf vielfache Weise{28} gehören;

3.1. nach jahrelangem Ausbildungsdrill zu einer etwa 40-jährigen, fast täglichen Arbeitsfron zum Lebensunterhalt gezwungen wird, bei ungewisser Sicherheit hoher Lebensqualität;

3.2. nicht nur in periodisch wiederkehrenden Krisenzeiten, sondern allzeit der Möglichkeit beraubt werden kann, sich den Unterhalt zu dem Leben, das wir ihm schenkten, verdienen zu können: „arbeitslos“ werden zu können;

3.3. bei wünschenswert hoher Lebensqualität notwendigerweise anderen Menschen lebenswichtige knappe Ressourcen entzieht und durch sein bloßes Dasein, Angepasstsein und Mitmachen mit der Mehrheit die Qualität unverzichtbarer Ressourcen wie Luft und Wasser verschlechtert;

3.4. keine Instanz haben wird, vor der sein Anspruch auf hohe Lebensqualität (bei guter Gesundheit!) und Entschädigung für seine Leiden einzuklagen wären (Indirekte Antinatalismen – AnspruchsantinatalismusGesundheit);

4. der Miterzeuger weiterer Generationen von ebenso leidempfindlichen und leidzufügenden Menschen werden kann (Konkatenation);

5. zu seinen Lebzeiten und vielleicht schon als Kind (!) das Sterben seiner Großeltern und Eltern sowie zahlreicher anderer Verwandter und Freunde oder von Haustieren mitbekommt und verarbeiten muss (Nächstentoderfahrungen);

6. bei Nichtannahme des von uns wohlmeinend „geschenkten“ Lebens keine probate Möglichkeit haben wird, uns das Leben „zurückzugeben“, sondern dass es dieses Leben brutal und mit ungewissem Ausgang „sich selbst nehmen“ müsste;

7. zumindest am Ende seines Lebens – über Tage, Wochen, Monate oder Jahre – ausführlich dokumentierte Qualen durchmachen muss.{29}

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