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Ahnungslosigkeit und Auslieferung
ОглавлениеMan hat den Versuch unternommen, aus der Unvorhersehbarkeit der Zukunft ein pronatales Argument zu formen. Da man nur mutmaßen – niemals aber wissen – könne, wie es Kindern in der Zukunft wohl ergehen mag, seien wir auf Ahnungen angewiesen und dürften uns nicht anmaßen, über das Schicksal erhaben zu sein (siehe D. Thomä, Eltern, S.34). Von daher sei es prinzipiell gerechtfertigt, so zu handeln, dass ein weiterer Mensch zu existieren beginnt. Was dieses Argument nicht berücksichtigt, ist, dass wir durchaus nicht auf Mutmaßungen beschränkt sind. Der Volksmund weiß: Aus Kindern werden Leute. Und alle Leute haben ihr Pensum zu leisten, Krankheiten zu erleiden, müssen Abschied nehmen und sterben. Diese Einsicht wird latent von allen gewusst, weshalb die pronatale Ahnungslosigkeit nur vorgeschützt ist.
Eine klarsichtige Auflistung mancher Übel, denen Eltern ihre Kinder ausliefern, hat George Eliot (1819–1880) in ihrem Roman Adam Bede zusammengestellt:
„»Yes,« said Hetty, rather frightened. »But why should you think I shall be in trouble? Do you know of anything?«
Hetty had seated herself as she tied on her cap, and now Dinah leaned forwards and took her hands as she answered –
»Because, dear, trouble comes to us all in this life: we set our hearts on things which it isn't God's will for us to have, and then we go sorrowing; the people we love are taken from us, and we can joy in nothing because they are not with us; sickness comes, and we faint under the burden of our feeble bodies; we go astray and do wrong, and bring ourselves into trouble with our fellow-men. There is no man or woman born into this world to whom some of these trials do not fall, and so I feel that some of them must happen to you.«“ (George Eliot, Adam Bede, S. 156f)