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Alleinseinsbewältigung
ОглавлениеZu den Beweggründen für Fortzeugungen gehört fraglos die Alleinseinsbewältigung. Um als Einzelner oder als Paar nicht länger allein zu sein, handelt man so, dass ein weiterer Mensch zu existieren beginnt, dem nun selbiges Alleinsein droht. Weshalb Thomas Bernhard in seinem Roman „Frost“ formuliert: „Ein Alleinsein erzeugen, weil man nicht mehr allein sein will, das ist verbrecherisch.“ (Bernhard, Die Romane, S. 28) In ihrem Letzter-Mensch-Roman „Die Wand“ lässt Marlene Haushofer bekenntnishaft die letzte alleinseiende Person zu Wort kommen, deren Äußerung die ungeheure Schuld anspricht, die mit jeder scheinbar selbstverständlichen Fortpflanzung einhergeht: „Ich habe aufgehört, das Leben und den Tod weiterzugeben. Auch das Alleinsein, das uns so viele Generationen begleitet hat, stirbt mit mir aus.“ (Haushofer, Die Wand, S. 104)