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Der Vorwurf der Kinderfeindlichkeit

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„Antinatalisten sind dagegen, dass weitere Kinder das Licht der Welt erblicken, deshalb sind Antinatalisten gegen Kinder.“ So oder ähnlich lautet eine routinemäßig gegen Antinatalisten in Anschlag gebrachte Formel. Es ist eine Formel, die das Anliegen des Antinatalismus verzerrt. Nicht gegen Kinder spricht sich der Antinatalismus aus, sondern dafür, dass bereits existierende Menschen eine etwaige Entscheidung, Nachkommen zu haben, revidieren. Nicht gegen existierende Kinder argumentiert der Antinatalismus, sondern für Nachkommenlosigkeit.

Als Philosophie der Nachkommenlosigkeit ist der Antinatalismus nicht gegen Kinder, sondern vielmehr an den Leiden orientiert, die Kinder durchmachen müssen, nachdem sie zu existieren begonnen haben. Die antinatalistische Moraltheorie bezieht einen erheblichen Teil ihrer Motivation aus den Leiden von Kindern und plädiert dafür, dass die Welt zunächst kindergerecht (und menschengerecht) gemacht werden müsste, bevor es moralisch vertretbar sein könnte, so zu handeln, dass weitere Kinder zu existieren beginnen. Solange die Welt nicht so menschengerecht eingerichtet ist, wie es in manchen Utopien und Paradiesvorstellungen ausgemalt wurde, sollte im Sinne der antinatalistischen Moraltheorie von der Fortzeugung abgesehen werden (Weltanpassungspriorität). Wäre es möglich, morgen eine Utopie des Wohllebens zu verwirklichen, in der Menschen keine Übel mehr widerfahren können, so hätte der Antinatalismus einen Teil seines moralischen Impetus und seiner Daseinsberechtigung verloren. Statt gegen Kinder zu sein, rufen Antinatalisten dazu auf, zu bedenken, was man einem weiteren Menschen zumutet, wenn man so handelt, dass ein neuer Mensch zu existieren beginnt. Ontologisch paradox ausgedrückt: Antinatalisten sind für das Recht von Kindern auf Nichtexistenz.

Antinatalismus

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