Читать книгу Halbe-Halbe, einmal und immer - Kathrin Brückmann - Страница 20
18 – Sophie bezog ein kleines,
Оглавлениеnoch nicht renoviertes Zimmer im Obergeschoss des Hauses, gegenüber dem Kinderzimmer. Weil sie frühes Aufstehen gewohnt war und weil sie anfangs etwas brauchte, das sie von ihrem Unglück ablenkte, übernahm sie es, die Morgenroutine der Familie abzuwickeln. Während Sabine im Bett bleiben konnte, bereitete Sophie Frühstück für Holger und Marie, machte das Kind für den Kindergarten fertig und fuhr es hin.
An einem dieser Morgen bedankte sich Holger. Sophie wehrte ab. »Ich muss mich bedanken«, sagte sie. »Wer weiß, wo ich ohne euch wäre. Ihr helft mir sehr, da ist es doch das Mindeste, dass ich mich ein bisschen nützlich mache.«
»Ehrlich gesagt, Sophie, bin ich froh, dass du hier bist, jetzt wo Bine so unbeweglich ist und kurz vor der Entbindung steht. Du bist sozusagen zur richtigen Zeit gekommen. Ich gehe ruhiger aus dem Haus, wenn ich weiß, dass du auf sie aufpasst.«
»Mach dir keine Sorgen, Holger«, sagte Sophie. »Ich passe auf.«
Sie erzählte Sabine später von der Unterhaltung. Die zuckte die Schultern. »Welche Sorgen? Schwangerschaft und Entbindung sind vielleicht mühsam, aber keine Krankheiten«, sagte sie. »Da muss man sich erst mal keine Sorgen machen. Wenn es gefährlich wäre, gäbe es nicht jedes Jahr hundert Millionen neue Menschen auf der Welt.«
»Du siehst das aber wirklich sehr entspannt. Hoffentlich schaffe ich das auch, wenn ich endlich einmal an der Reihe bin.«
»Weißt du was?«, sagte Sabine. »Du wirst mich in den Kreißsaal begleiten und mir bei der Entbindung die Hand halten.«
»Ich?«
»Klar. Du. Da kriegst du mal live mit, wie das ist, was du dir wünschst.«
»Aber … willst du nicht Holger dabeihaben?«
»Gott bewahre, nein! Der muss das nicht miterleben. Ich will nicht, dass mein Mann zusieht – oder irgendein Mann, wenn es sich vermeiden lässt – wie ich schwitzend und stöhnend unter mörderischen Schmerzen mit weit gespreizten Beinen ein Kind aus meiner überdehnten Vagina presse. Und all das, was da sonst noch aus mir rauskommt.«
»Du kannst einem echt Laune machen«, sagte Sophie.
»Das ist kein Anblick, den Holger im Kopf haben sollte, wenn ich Samstag abends im Bett zu ihm hinüberrücke. Ich will nämlich noch zwanzig Jahre Sex haben, und darum soll mich mein Mann auch und gerade untenrum hübsch und lecker finden, verstehst du?«