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5 – Sophie suchte zum ersten Mal

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in ihrem Leben Arbeit. Es war eine neue Erfahrung für sie, und es erwies sich als überraschend frustrierend. Die Jobbörsen im Internet und die Computer der Arbeitsagentur zeigten wochenlang immer die gleiche Handvoll Jobs in ihrer Stadt und Region, für die sie vielleicht oder vielleicht auch nicht qualifiziert war. Auch in den Zeitungen fand sie nichts Passendes. Die Firmen, die sie anschrieb, antworteten nicht, und wenn doch, dann bekam sie knappe Standardabsagen. Sie las Bewerbungsratgeber, aber deren Geschäftsmodell, stellte sie fest, bestand offenbar darin, Arbeitssuchenden einzureden, dass es an ihrer eigenen bewerbungstechnischen Unfähigkeit lag, wenn sie nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden, oder dabei scheiterten (weshalb sie Bewerbungsratgeber brauchten).

Eigentlich gab es Jobs – Vierhundertfünfzigeuro-Jobs ohne Ende. Leiharbeitsfirmen, die weit unter Tarif bezahlten, stellten immer Leute ein, und die Speditionen, bei denen sich Sophie bewarb, suchten Kurier- und Auslieferungsfahrer mit eigenem Fahrzeug als Subunternehmer. Aber einen normal bezahlten und sozialversicherten Vierzigstundenjob für eine Speditionskauffrau, den fand sie nicht. Natürlich gab sie die Suche nicht auf. Es konnte ja jederzeit irgendwo etwas genau für sie Passendes angeboten werden. Doch als immer wieder eine erfolglose Woche verstrich, als nach dreißig ergebnislosen Bewerbungen, Mails und Anrufen der Januar fast vorüber war, beschlich sie immer häufiger die Befürchtung, dass sie am Ende doch noch als Vierhundertfünfzigeuro-Hilfskraft oder für 1.300 brutto in einem Callcenter mit Schichtdienst oder hinter der Kasse eines Discounters landen würde.

Jens schien ganz zufrieden damit, dass Sophie viel zu Hause war. Wenn er von der Arbeit kam, fand er die Wohnung warm, aufgeräumt und sauber, den Kühlschrank gefüllt und meistens auch ein Abendessen vorbereitet. War sie unterwegs, machte es ihr nichts aus, seine Anzüge in die Reinigung und seine Hemden in die Wäscherei zu bringen und sie wieder abzuholen. Nachdem er sich versichert hatte, dass sie, obwohl sie kein Arbeitslosengeld bekam (denn sie hatte ja selbst gekündigt), die Hälfte der Miete für die gemeinsame Wohnung weiterzahlen konnte, hörte er auf, sie nach ihren Fortschritten bei der Jobsuche zu fragen.

Halbe-Halbe, einmal und immer

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