Читать книгу Kuss der Wölfin - Band 1-5 (Spezial eBook Pack über alle Teile. Insgesamt über 1300 Seiten) - Katja Piel - Страница 37

Оглавление

31. Kapitel

Zurück in den Wäldern bei Bedburg, Sommer 1590

«Bin ich umsonst gestorben?»

Adam dachte nicht mehr oft an sein früheres Leben. Kein Platz für Selbstmitleid. Immerhin war er seinen Weg gegangen. Er war längst nicht mehr nur deshalb des Teufels, weil es ihn nach Männern gelüstete. Der Damm war gebrochen. Er brauchte dieses Gefühl der Macht. Nur wenn andere starben, fühlte er sich wirklich lebendig. Die Fährte hatte ihn einmal mehr an den Waldrand geführt. Nun verließ er den schützenden Schatten des dunklen Waldes. Die Dunkelheit umhüllte ihn, er durchquerte langsam ein Weizenfeld, strich mit seinen Fingern über die Stängel, spürte in jedem Korn das Leben und riss alle ab, die er fassen konnte. In der Ferne erkannte er mehrere Häuser, aus deren Schornsteinen Rauch emporstieg. Vermutlich saßen sie am gemütlichen Feuer, erzählten sich Geschichten, tranken warmes Bier. Hass glomm in ihm auf. Es sollte sein Leben sein. Eine Familie, Nachfahren, die zu ihm aufschauten, eine Frau, die es nicht erwarten konnte, dass die Kinder schliefen, um sich ihm hinzugeben. Er, ein Mann, der Lust aus einem weiblichen Körper gewinnen konnte. Dennoch waren ihm Männer lieber, wenn er tötete. Sie schrien nicht so schrill.

Die Krallen des Wolfs schlugen von innen gegen seine Haut, als er seinen Körper an ihn übergab und sich nach vorne krümmte. Seine Hände gruben sich in die feste Erde, seine Muskeln dehnten sich über den neu entstandenen Knochen. Mit einem Knurren schüttelte er sich. In geduckter Haltung näherte er sich dem ersten Haus, schnupperte. Gut. Eine größere Familie, das Mädchen gerade alt genug, um zum Wechsel zur Frau zu stehen. Geifer lief ihm aus dem Maul. Vielleicht erwischte er sie, noch bevor sie zu schreien begann. Er nahm Anlauf und warf sich mit Wucht gegen die Tür. Der kümmerliche Riegel zersprang in tausend Stücke, und der Schwung trug Adam bis mitten in den Wohnraum. Er blieb stehen und fletschte die Zähne, als plötzlich alles drunter und drüber ging. Das Mädchen wurde von mehreren Armen durch ein Fenster gezogen. „Schnell. Bringt sie in Sicherheit!“, rief ein bärtiger Mann. Adams Blick fiel auf ein blutiges Stück Fleisch, das auf dem Tisch lag. Unter dem Tisch hatte sich eine Lache gebildet. Blut tropfte hinab. Es wirkte lächerlich, denn Adam würde sich niemals durch Tierblut anlocken lassen. Mit wilden Augen sah sich Adam um. In der gegenüberliegenden Ecke des Raumes standen Bogenschützen und hielten Pfeile auf ihn gerichtet. Jetzt hatte er die Gewissheit, dass es sich um eine Falle handeln musste. Er wich zurück, um Schwung zu holen, dann stieß er sich ab und sprang auf den Bogenschützen, der ihm am nächsten stand. Ein brennender Schmerz schoss durch seine Schulter. Er jaulte auf und ging zusammen mit seinem Opfer zu Boden. Hinter ihm war wildes Geschrei. "Schießt! Schießt!" Adam drehte sich mit seinem Opfer und brachte es vor sich wie einen Schild. Der Mann war schreckensstarr. Einige der Bogenschützen senkten die Bögen. "Nicht ...", presste das Opfer heraus. Seine Angst stank. Sein Puls dröhnte in Adams Ohren. Er riss das Maul auf, versenkte die Zähne in der narbigen Haut des Mannes und riss ihm die Kehle heraus. Das Blut sprudelte ihm ins Maul. Er schüttelte sein Opfer, bis es sich nicht mehr bewegte, und dann noch so lange, bis der Kopf abriss. Mit einem feuchten, hohlen Geräusch schlug der Schädel auf dem Boden auf und rollte den anderen Männern vor die Füße.

"So schießt doch!", schrie einer verzweifelt. Ein Pfeil wurde abgeschossen und landete neben Adam in der Wand. Einige andere trafen ihn und durchbrachen sein Fleisch. Er nahm den Schmerz und fügte ihn seiner Raserei hinzu. Auf zwei Beinen, das enthauptete Opfer wie eine leblose Puppe hinter sich her schleifend, näherte er sich den Männern. "Ins Herz!", schrie einer. "Ins Herz!"

"Heilige Maria Mutter Gottes, steh uns bei ..."

"Weiche, Teufel!" Die Männer riefen panisch durcheinander, einer war aus dem Fenster gehechtet und floh, übrig blieben nur noch drei, die auf ihn zielten. Schweißgeruch lag in der Luft. Einer schickte einen Pfeil los, der Adam an der Schulter traf. Adam zerrte an dem Pfeil, doch der steckte fest und riss nur umso stärker an seinem Fleisch. Wütend packte er einen massigen Kerl und hob ihn von den Füßen, während die anderen ziellos Pfeile in seine Richtung schickten. Gegen seinen Rücken, auf die Hinterläufe. Adam biss den Oberschenkelknochen des Mannes durch und riss ihm das Bein ab. Blut spritzte, als der Mann brüllend zu Boden ging.

„Jesus, Maria, Mutter Gottes ..." Bis zu den Heiligen kam er nicht mehr, Adam war bereits auf ihm, zerfetzte sein Hemd und blickte auf ein großes, hölzernes Kreuz, das auf seiner Brust lag. Der Mann zitterte unter ihm, versuchte, ihn von sich herunter zu schieben, aber Adam war wie erstarrt, sah hinunter auf das Kreuz, bis ihn ein Pfeil aus nächster Nähe traf und zur Seite warf.

Es wurde dunkel, dann wieder hell. Ein Licht tat sich über ihm auf. Er war umgeben von einem Schwarm aus Kreuzen, an allen hing Jesus, der ihn mit flehenden Augen ansah. „Bin ich umsonst gestorben? Lass es nicht zu … lass es nicht zu.“ Immer und immer wieder. Adam wollte sich verkriechen, doch schließlich stieg Jesus von seinem Kreuz zu ihm hinab, setzte sich auf seinen Bauch, tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust. „Soll es so enden? Bin ich umsonst gestorben?“ Adam kniff die Augen zusammen, der Körper, der auf ihm saß, fühlte sich real an. Das Gesicht des Gottessohnes war schön und ebenmäßig, sein Haar blond und lockig. Warmes Blut tropfte von der Dornenkrone auf Adam hinunter. Warm und voller Hoffnung. „Verstehst du mich nicht? Warum bin ich gestorben? Umsonst? Lass es nicht zu, Adam…“ Die Stimme wurde leiser. Adam schloss die Augen. Als er sie erneut öffnete, war das Licht verschwunden, aber auf ihm saß noch immer jemand. Jemand, der einen Pfeil auf ihn richtete ...

Kuss der Wölfin - Band 1-5 (Spezial eBook Pack über alle Teile. Insgesamt über 1300 Seiten)

Подняться наверх