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I.2Die globalen Herausforderungen

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Wissenschaftlich hat die Menschheit hinreichend Fakten und Wissen gesammelt, um den gegenwärtigen Zustand als eine große Nachhaltigkeitskrise beschreiben zu müssen. Im letzten Abschnitt wurden mehrere Kipp-Punkte in unterschiedlichen Bereichen – ausgelöst durch menschliches Handeln – herausgearbeitet, die dies deutlich machen können. Es gibt sehr unterschiedliche Beschreibungen dieser globalen Herausforderungen. Sie sind global, weil sie alle Länder, alle Menschen, den gesamten Planeten betreffen. Aber sie lassen sich sowohl eher zusammenfassend als auch im Detail beschreiben. Ich wähle hier einen zusammenfassenden Weg, weil es bereits hinreichend gelungene Analysen zu den nachfolgenden Bereichen gibt, so dass meine knappe Beschreibung nur dazu dienen soll, den Horizont der Herausforderungen zu Beginn meiner Argumentation zu verdeutlichen. In den folgenden Kapiteln des Buches wird es dann um die wesentlichen Denk- und Verhaltensweisen gehen, die die Menschen sich sowohl historisch als auch durch den vorherrschenden Kapitalismus angeeignet haben – siehe dazu insbesondere den zweiten Band – und um die Frage danach, inwieweit diese bestimmen, wie und ob wir die Herausforderungen der Nachhaltigkeitskrise annehmen und was nötig wäre, um uns zu einer Veränderung unseres Handelns zu bewegen.

Schaubild 2 zeigt in einem vereinfachten Überblick, welche wichtigen Aspekte aus meiner Sicht zu beachten sind, wenn heute von globalen Herausforderungen in Hinblick auf die Nachhaltigkeit gesprochen wird.


Schaubild 2: Aspekte gegenwärtiger globaler Herausforderungen

Seit dem 20. Jahrhundert gibt es Massenvernichtungswaffen, die auf einen Schlag nahezu alles Leben auf dem Planeten vernichten können. Soziale Ungerechtigkeit treibt Menschen in Hunger, Armut und Verelendung, sie erzeugt Konflikte und Kriege, die immer zur Definition von Zukunft beitragen. Gleichzeitig hat die Bevölkerungsdichte weltweit so stark zugenommen, dass bei wachsender Globalisierung Vertreibung, Flucht und Migration stets übergreifende Ereignisse sind, die nicht mehr allein lokal stattfinden. Auch wenn die Welt globaler geworden ist, so ist sie nach wie vor durch Nationalismus und zahlreiche Abgrenzungen der Länder gegeneinander geprägt. Kriege und Konflikte sind eine treibende Kraft geblieben, um im Kampf um Ressourcen, Überlegenheit, religiöse Doktrinen und ideologische Rechtfertigung Macht zu gewinnen und auszuüben. Der Kapitalismus mit seiner Gier nach Gewinnen um jeden Preis führt nicht nur zu immer mehr sozialer Ungerechtigkeit, sondern treibt zugleich alle anderen genannten Aspekte mit an und trägt mit seinem Hunger nach Energien und Ressourcen entscheidend zum negativen Fußabdruck bei. Das wirtschaftliche Wachstum macht dabei Erfolge bei der CO2-Einsparung schnell wieder zunichte. Ökonomische Blasen, zu denen ein exponentielles Geldwachstum und Immobilienblasen gehören, tragen dazu bei, dass sich Krisen verstärken und der negative Fußabdruck mit voller Kraft angetrieben wird. Nicht nur in den Klimaveränderungen an sich zeigt sich die Krise der Nachhaltigkeit, all die aufgeführten Aspekte stehen in einem dynamischen Zusammenhang, der sich nicht isoliert betrachten lässt, auch wenn dies aus analytischen Gesichtspunkten heraus immer wieder versucht wird.

Die nachfolgende Darstellung gibt einen einführenden Überblick, bevor ab Teil II die Frage beantwortet werden soll, welche Vorstellungsund Denkmuster uns hindern, umfassend durch unsere Beobachtungen zu einer Änderung unseres Verhaltens zu kommen, und welche davon geeignet sind, uns noch stärker nicht nur zu Lippenbekenntnissen, sondern auch zu wirklichen Taten anzutreiben.

Der entgrenzte Mensch und die Grenzen der Erde Band 1

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