Читать книгу Und du bist nicht da - Kerstin Teschnigg - Страница 15

Kapitel 12

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Julian


Anna sieht mich ein wenig schüchtern an. Ich könnte sterben für diesen Blick. Wie sie ihre dunklen Wimpern aufschlägt und mich so zaghaft anlächelt, während sie ihr Spiegelei isst. Ich glaube es ist, weil ich ihr gestern gesagt habe, dass ich sie liebe. Ich liebe sie wirklich und was ich in ihrer Nähe fühle bestätigt meine Worte.

„Schmeckt sehr gut Anna“, lächle ich ebenfalls.

Sie nickt, immer noch ein bisschen schüchtern. „Die Eier sind von unseren Hühnern.“

„Toll“, nicke ich und schiebe mir die letzte Gabel voll in den Mund.

„Magst du noch etwas?“

Ich lege meine Hand auf ihr Knie unterm Tisch. Ja…Ich möchte vieles…Essen ist gerade nicht dabei auch wenn das Frühstück lecker war.

„Danke ich bin satt“, himmle ich sie an. Ihre Wangen werden ein bisschen rot.

Da ihre Mutter in Nebenzimmer ist, nehme ich meine Hand wieder von ihrem Bein. Ihre Mum ist nett. Anna sieht ihr ähnlich. Ich kann gar nicht verstehen, wie sie dabei zusehen kann, was ihr Mann seiner Tochter antut. Vermutlich hat sie keine Wahl. In der Grundschule war ein Mädchen in meiner Klasse die auch geschlagen wurde. Auch ihre Mutter wurde regelmäßig verprügelt. Ich erinnere mich dumpf an die blauen Flecken auf den Schienbeinen des Mädchens. Schon damals konnte ich es nicht verstehen. Wenn ich in Annas Gesicht blicke, fühle ich so viel Wut auf diesen mir unbekannten Mann. Wie kann man so etwas tun? Im Grunde ist er schwach, auch wenn er seine Stärke an ihr auslässt. Nur schwache Männer schlagen Frauen. Er ist ein Arschloch.

„Wollen wir fahren?“, reißt sie mich auch meinen Gedanken.

„Ja sicher. Was machen wir denn?“, antworte ich schnell und versuche meinen Groll hinunterzuschlucken, was beim Blick auf die blaue Stelle unter ihrem Auge nur schwer gelingt.

„In der Nähe gibt es so einen tollen Aussichtsfelsen. Ich dachte wir könnten da hin wandern. Hast du ordentliche Schuhe an?“

„Turnschuhe“, entgegne ich neugierig.

„Ja das geht. Also wollen wir?“

Ja ich will. Egal was. Ich würde einfach alles mit ihr und für sie tun. Gestern Abend habe ich noch mit Mama telefoniert. Ich habe ihr von Anna erzählt. Keine Ahnung ob sie mir glaubt wie ernst es mir ist. Trotzdem war sie neugierig. Ja es ist mir ernst, nur weiß ich noch nicht, wie sie von ihren Qualen in diesem Haus befreien kann.



Und du bist nicht da

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