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Kapitel 4

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Anna


Julian. Das war mein erster Gedanke als ich heute früh meine Augen öffnete, und es hat sich bis jetzt nicht geändert. Es ist schon bald zehn und ich bin mir immer noch nicht sicher ob mein Outfit stimmt. Normalerweise mache ich da nicht so ein Drama, aber heute will ich einfach gut aussehen. Meinen Bikini habe ich schon an, ich schlüpfe in meine kurze weiße Jeansshorts und das pink-weiße Tanktop. Ich überlege noch ob diese Kombi nicht doch zu knapp ist, als ich meinen Vater von unten rufen höre.

„Anna!“

Ich zucke kurz zusammen. Was will er denn genau jetzt? Ich muss gleich los, Julian warten zu lassen kommt nicht in Frage. Ich öffne meine Zimmertüre.

„Ja?“

„Komm runter, wir fahren in den Ort, dein Fahrrad ist fertig!“, ruft er herauf.

Ich atme kurz ein. Dafür habe ich jetzt absolut keine Zeit mehr.

„Jetzt? Ähmmm...Ich kann auch selbst vorbeischauen, wenn ich zum See gehe“, rufe ich hinunter.

„Komm jetzt runter, wir fahren hin, oder willst du mit mir diskutieren?“ Seine Stimme klingt genervt über meinen Einwand.

Shit. Wenn ich jetzt mit ihm zum Fahrradgeschäft fahren muss, komme ich mit Sicherheit zu spät zu meiner Verabredung. Ich kann Julian nicht einmal Bescheid sagen, ich weiß gar nicht wie ich ihn erreichen kann. Mist – Mist – Mist. Ich schnappe meine Badetasche und laufe die Stiege hinunter. Mein Vater sieht mich mit einem Blick an, der mir kurz den Atem stocken lässt.

„Wie schaust du denn aus? Was hast du vor?“, meint er musternd.

„Nichts…Warum? Ich gehe baden… Wie immer“, stammle ich.

Er schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung wie deine Mutter einverstanden sein kann, dass du dich so anziehst. Kürzer und enger geht nicht mehr?“

Bevor ich etwas dazu sagen kann, schaut Mama aus der Küche.

„Geh Heinrich…Es ist Sommer und sie ist ein junges Mädchen. Schau doch wie hübsch sie ist“, meint sie mit weicher Stimme.

Mein Vater zieht schnaufend die Augenbrauen hoch. „Ich kann dir genau sagen was mit den Mädchen passiert, die so rumlaufen.“

Ich sage nichts darauf und blicke zu Boden.

„Gar nichts passiert Heinrich“, verteidigt mich Mama immer noch, aber er lässt nicht locker.

„Und ich muss diesen Aufzug auch noch finanzieren.“ Er schüttelt abwertend den Kopf. „Los. Fahren wir.“

„Kann ich das Fahrrad nicht allein abholen? Ich muss sowieso in die Richtung…“

Er unterbricht mich. Die Tonlage seiner Worte ist jetzt ein bisschen erhoben. „Du fährst jetzt mit mir. Was ist denn heute los mit dir? Und was ist das für ein grauslicher Lippenstift?“

Ich versuche ruhig zu blieben. Kein Streit. Nur Lipgloss, es ist nur Lipgloss. Wortlos schlüpfe ich in meine Flip-Flops und wische meinen Mund in ein Taschentuch. Mama lächelt und streicht über meine Schulter. Immer noch wortlos folge ich ihm zum Auto und steige ein. Es ist fünf Minuten vor zehn. Ich schaffe es niemals mehr pünktlich mit dem Fahrrad vom Dorf zurück an die Stelle an der wir uns treffen wollen. Er wird denken ich komme nicht. Mein Magen fühlt sich komisch an. Mein Herz auch. Meine Knie sind ein wenig weich.

„Angurten Anna“, blafft mich mein Vater an.

Ich lege den Gurt an und versuche mir nichts anmerken zu lassen, auch wenn ich am liebsten schreien würde. Er fährt hoch und verlässt unsere Einfahrtsstraße. Ich schaue vorsichtig auf. Mein Herz klopft. Scheiße. Julian steht bereits an dem Platz wie ausgemacht. Ich bekomme kaum Luft.

„Was macht denn der da?“, murmelt mein Vater.

Ich sage nichts, könnte ich gar nicht, mein Puls pumpt unregelmäßig im Hals. Ich senke meinen Blick. Im letzten Moment bevor wir an ihm vorbeifahren, hebe ich meinen Kopf und sehe ihn an. Unsere Blicke treffen sich kurz. „Mach jetzt nichts… Bitte mach nichts…“, flehe ich wortlos in meinen Gedanken. Schnell senke ich meinen Blick wieder. Er steht nur da. Keine Reaktion. Ich riskiere einen Blick in den Seitenspiegel, er sieht uns nach. Ich bekomme kaum Luft.

„Kennst du den?“, fragt mein Vater und sieht dabei mit verengtem Blick in den Rückspielgel.

Ich schüttle den Kopf. Meine Hände schwitzen und zittern.

„Sprichst du heute nicht?“

„Doch…Sicher…“, murmle ich uns sehe wieder kurz in den Seitenspiegel. Langsam verschwindet er in der Ferne. Scheiße. Keine Ahnung was er jetzt denkt.

„Solltest du nicht besser mit dem Mathe lernen anfangen, statt jeden Tag am See herumzuhängen? Wir hatten doch eine Abmachung?“

Ich nicke ohne ihn anzusehen. Eine Abmachung. Mein Zeugnis war sehr gut. Ich bin eine der besten Schülerinnen meiner Klasse. In Mathematik habe ich allerdings das Gut knapp verfehlt. Der Stoff der letzten Schularbeit lag mir gar nicht und darum habe ich meine Jahresnote versaut. Ein Befriedigend. Sonst habe ich lauter Sehr gut. Mathe lag mir noch nie. Er ist ausgezuckt. Ich würde zu viel herumfliegen statt zu lernen und mich ablenken lassen. Ich wollte ja schließlich unbedingt auf diese Schule, die sowieso keinerlei Zukunftsperspektive verspricht. Also muss ich lernen, keine miesen Noten. Kein Befriedigend in Mathe.

„Ich lerne. Wie abgemacht“, sage ich leise.

Er nickt seufzend. Vorsichtig riskiere ich wieder einen Blick in den Seitenspiegel. Mein Herz bleibt fast stehen, als ich Julian etwas entfernt hinter uns herfahren sehe. Er kommt immer näher, ich schaue nicht mehr zurück, aber ich höre, dass das Geräusch der Vespa immer weiter zu uns aufschließt. Papa schaut in den Rückspiegel. Bevor er etwas sagen kann, fange ich schnell ein Gespräch an.

„Kann ich im Herbst mit dem Führerschein anfangen?“

„Ja. Habe ich doch gesagt.“

Ich nicke und versuche zu lächeln. „Dann würde ich mich demnächst bei der Fahrschule anmelden.“

Er nickt und fährt auf die Ortsstraße. Wir biegen rechts ab, aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Julian links abbiegt. Richtung See. Fuck. Er glaubt bestimmt, ich will nichts mehr von ihm wissen oder so. Ich fühle mich bei dem Gedanken daran ganz schlecht. Mein Magen krampft sich zusammen. Wir parken vor dem Fahrradgeschäft und steigen aus, meine Knie sind ein bisschen wackelig. Ich gehe mit gesenktem Blick hinter meinem Vater her. Wenn ich mein Fahrrad habe, werde ich einfach zum See fahren. Er ist bestimmt dort. Hoffentlich ist er nicht böse, weil ich ihn aus dem Auto kaum angeschaut habe, aber ich werde es ihm erklären.

„Anna, sag mal was ist denn heute nur los mit dir? Was trödelst du so?“ Er schiebt mich genervt in das Geschäft.

„Ich komme schon“, murmle ich.

Ich habe das Gefühl es dauert ewig bis wir dran sind. Im Laden ist es schwülwarm und mir inzwischen fast ein wenig schlecht. Endlich bringt ein Lehrling mein Fahrrad. Es war ziemlich kaputt und die Reparatur entsprechend teuer.

„Danke Papa“, sage ich als er mir das Fahrrad vor das Geschäft schiebt.

Er zieht die Augenbrauen hoch und nickt. „Pass jetzt besser auf. Wenn du so mit dem Auto umgehst, überlege ich mir das mit dem Führerschein noch einmal.“

„Ich pass auf“, sage ich kleinlaut. Ich passe immer auf meine Sachen auf, aber für den Fahrradunfall konnte ich wirklich nichts, es ist einfach passiert. Ob es mir gut geht, hat ihn gar nicht interessiert.

Wieder nickt er.

„Kann ich jetzt zum See?

„Fahr schon“, murmelt er.

Meine Knie zittern wieder. Ich steige auf und fahre los. Das Fahrrad läuft einwandfrei. In meinem Kopf dreht sich alles wirr. Wenn er jetzt mit seinem Freunden am See ist, weiß ich nicht, ob ich mich traue hinzugehen. Was wenn Janine auch wieder dort ist? Vielleicht will er jetzt gar nichts mehr von mir wissen und ignoriert mich. Ich biege zum See ein.

„Anna!“, höre ich meinen Namen. Ich bremse ab und halte an. Julian. Das ist seine Stimme. Das „Anna“ klingt aus seinem Mund so besonders. Sofort schlägt mein Herz Purzelbäume. Er steht unter der großen Eiche im Schatten und lächelt mich an. Ich steige ab und schiebe mein Fahrrad ihn seine Richtung. Er kommt mir entgegen. Ich lächle auch, was er weiterhin erwidert.

„Hi…Entschuldige…Ich…“, stammelnd suche ich nach Worten.

„Wolltest du mich versetzen?“, fragt er vorsichtig.

Ich schüttle schnell den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Mein Vater…“

„I was shocked…You ignored me…“, murmelt er und atmet dabei durch.

„Nein, ich konnte nicht. Tut mir leid.“ Ich senke meinen Blick. Mein Herz klopft. Dann sehe ich vorsichtig wieder auf und lächle ihn an. Ich lächle so, dass er einfach spüren muss, wie sehr ich in mag. „Fahren wir jetzt zu dem Platz am See?“

„Wenn du das noch willst?“, meint er schulterzuckend.

„Ich habe mich so darauf gefreut.“ Ich spüre wie sich meine Wangen röten. „Wirklich.“

Er legt seinen Kopf zur Seite und sieht mich an. „Ich mich auch Anna.“

Etwas erleichtert atme ich durch.

„Fährst du nicht mit mir?“, fragt er und schaut auf mein Fahrrad.

„Doch…Würde ich schon gerne. Mein Vater wollte es unbedingt heute holen fahren. Darum konnte ich auch nicht pünktlich bei unserem Treffpunkt sein.“ Wieder senke ich meinen Blick. „Er würde nicht erlauben, dass ich mich mit dir treffe und schon gar nicht, dass ich mit dir fahre.“

Julian nickt zaghaft, so als ob er nicht ganz versteht, aber er sagt nichts.

„Ich lasse es an der Wegzweigung die zum See führt stehen, dann fahre ich bei dir mit“, meine ich darum schnell.

„Ok“, entgegnet er. „Ich fahre langsam vor und warte dort auf dich. Du meinst ein Stück nach vor und dann links, oder?“

„Ja genau“, nicke ich.

„Then let´s go!“, fordert er mich auf.

Ich fahre los, er fährt langsam an mir vorbei. Ich glaube er ist etwas angepisst über die Tatsache, dass ich vorhin im Auto einfach weggeschaut habe. Das erkenne ich an der Tonlage seiner Worte und auch am Ausdruck seiner Augen. Und er lächelt mich heute nicht so an wie sonst. Aber was hätte ich denn tun sollen? Mir ist so warm vor Aufregung und das schwüle Wetter lässt mich zusätzlich schwitzen. Es ist nicht weit bis zu der Stelle an der er schon auf mich wartet. Ich steige vom Fahrrad, stelle es in den Fahrradständer und sperre es ab. Um an den Platz am See zu kommen, müssen wir durch ein kleines Waldstück fahren, eine Schotterstraße führt dort hin. Er reicht mir den Helm, ich steige auf und bin plötzlich irgendwie erleichtert, auch wenn mein Herz immer noch klopft.

„Halt dich fest“, sagt er und fährt los.

Ich schließe meine Hände um seine Hüften, sein Shirt ist ein bisschen feucht, es ist aber auch wirklich schwül heute. Er greift nach meiner Hand und zieht sie ein Stück weiter um seine Mitte. Ich gehe darauf ein und schlinge meine Hände ganz darum. Diese Geste erleichtert mich ein wenig, vielleicht ist er doch nicht böse auf mich. Es ist toll. Der Fahrtwind, auch wenn man auf der ungefestigten Straße nicht so schnell fahren kann, ist angenehm und kühlt meine erhitze Haut ein wenig.

„Bleib da vorne stehen“, rufe ich ihm zu.

Ich kenne eine tolle, ganz ruhige und wunderschöne Badestelle ein paar Meter von hier. Er hält an, ich steige ab. Er nimmt den Helm ab, mein Blick hängt an ihm. Vor allem an seinen Augen. Wie immer.

„Hier ist es so schön“, zeige ich ihm den Platz und gehe ein paar Schritte voraus. Er kommt mir nach und nickt bestätigend.

„Bleiben wir hier?“, frage ich nach.

„Ja…“ Er wirft seine Sachen zur Seite, schlüpft aus seinem Shirt und der kurzen Hose und läuft Richtung Wasser. „Ich muss da jetzt rein…Es ist so heiß“, stöhnt er.

Ich sehe ihm hinterher und stelle meine Tasche ab. Er stürzt sich förmlich ins Wasser, ich muss kopfschüttelnd lachen. Langsam fällt ein wenig Anspannung von mir ab. Ich packe erst einmal mein Handtuch aus und lege es auf eine schöne sonnige Stelle in der Wiese.

„Anna! Komm schon rein!“, ruft er und taucht erneut unter.

Irgendwie bin ich aber trotzdem nervös. Ganz allein mit ihm hier. Ich kenne ihn doch gar nicht, auch wenn er so süß ist. Zögerlich ziehe ich mein Top über den Kopf und zupfe an meinem Bikinioberteil.

„What are you waiting for?“Julian hebt fragend seine Hände, kommt dann aber aus dem Wasser und auf mich zu.

„Ich komme ja schon.“

Schnell schlüpfe ich aus meiner Shorts. Er greift nach meiner Hand und zieht mich zum Wasser. Ich habe gar keine Zeit zu überlegen ob es kalt ist, denn ich bin so schnell drinnen und habe gleichzeitig Julians Hände an meinen Hüften, dass es keine Zeit zum Nachdenken gibt. Er presst seinen Oberkörper an meinen. Ich bekomme eine Gänsehaut, aber nicht vom kalten Wasser. Ohne Vorwarnung presst er seine Lippen auf meine, zuerst etwas zu stürmisch für meinen Geschmack, doch dann wird der Kuss sanft und innig. Die Gänsehaut ist immer noch da. Er drückt sich noch etwas fester an mich. Ich bekomme kaum Luft. Seine Hände streichen meinen Rücken sanft hoch, langsam löst er seine Lippen von meinen, vorsichtig öffne ich meine Augen. Er streicht zärtlich über meine Wange.

„Ich habe dich nicht ignoriert“, sage ich leise und lege vorsichtig meine Hände an seinen Hüften ab. „Tut mir leid…“

„Ist schon ok. Was ist mit deinem Vater?“ Er zieht mich wieder fester an sich.

„Das ist kompliziert…Er ist streng und hat seine Prinzipien.“

„Prinzipien?“ Er zieht die Augenbrauen hoch.

„Control Freak“, seufze ich.

„Oh. Ok.“ Er streicht sanft durch meine Haare und lächelt mich wieder an. Ich könnte schmelzen bei diesem Blick.

„Now you are here“, flüstert er und küsst mich erneut.

Keine Ahnung wie lange wir im Wasser bleiben. Lange. Mir ist schon kalt, aber es ist so schön ihm nahe zu sein. Nachdem wir uns endlich irgendwie von einander lösen können, wickle ich mich in mein Badetuch und lege mich in die Sonne.

„Erzähl mir etwas von deiner Familie“, frage ich ihn.

Er legt sich neben mich und streicht mit seiner Hand über meine.

„Was willst du denn wissen?“

Ich zucke mit den Schultern. „Alles.“

Er schmunzelt und verdreht dabei die Augen. „Meine Mum kommt aus Deutschland, das habe ich dir ja schon erzählt. Sie hat sich in meinen Dad und sein Hotel verliebt, damals gehörte es allerdings noch meinen Großeltern. Inzwischen führen sie es in dritter Generation am Loch Leven. Kennst du das?“

Ich schüttle den Kopf.

„Ein schöner See in den schottischen Lowlands. Unser Hotel ist nicht weit vom See. Ich habe eine ältere Schwester, Catriona. Sie studiert noch, arbeitet aber schon im Hotel mit und wird es einmal weiterführen. Wie du ja schon weißt, interessiere ich mich nicht so für die Gastronomie. Ich möchte einfach nur mein Studium so schnell als möglich abschließen und dann neue Flugzeugtechniken entwickeln.“

Ich hänge an seinen Lippen. Es ist fesselnd wie er erzählt. Mit seinem Akzent und den manchmal etwas verdrehten Worten klingt einfach alles aus seinem Mund zauberhaft.

„Und du? Hast du Geschwister?“

„Ja. Zwei Brüder. Paul und Sebastian, aber die arbeiten beide im Ausland und sind viel älter als ich.“

„A little sister…“, grinst er und sieht mich dabei lange an.

Ich nicke etwas schüchtern, was dem intensiven Blick zu schulden ist.

Er schaut mich noch kurz an, dann zieht er sein Handy aus der Hosentasche seiner Shorts die neben ihm liegt.

„Schau, so sieht es bei mir zu Hause aus.“

Er öffnet die Fotogalerie und zeigt mir ein paar Bilder vom Hotel und der Umgebung. Es ist unglaublich. Wie aus einem Fotoband. Ich stelle mir vor, welche tollen Fotos man dort machen kann. Das Licht ist atemberaubend.

„Wow…Und du machst Urlaub in der Steiermark? Das ist doch traumhaft“, stelle ich fest.

„Ja…aber es immer wo anders schöner als zu Hause. Ich finde die Steiermark wunderschön. Es ist grün und trotzdem warm wie im Süden. Ich mag, wie es hier riecht und die Menschen sind freundlich.“ Er streicht sanft über meine Haut. „Und ich mag dich.“

Ich spüre wie sich meine Wangen röten. Mich. Er mag mich.

„Gibst du mir deine Handy Nummer? Dann kannst du mich das nächste Mal anrufen, wenn es Troubles mit deinem Control Freak Dad gibt.“

Ich seufze hörbar. „Ich habe Handyverbot.“

„Was hast du?“ Er richtet sich ein Stück auf.

„Kein Handy im Moment.“ Ich schließe etwas beschämt meine Augen. Keine Ahnung was er von mir denken wird. Handyverbot. Als hätte ich sonst etwas angestellt.

„Warum?“, fragt er vorsichtig nach.

„Eine schlechte Note in Mathe. Mein Vater meint, ich muss mich mehr auf die Schule konzentrieren, als auf meine Freunde. Ich lasse mich zu sehr ablenken.“

„Was heißt schlechte Note? So schlimm?“

„Eine drei“, murmle ich.

„Seriously? Das ist nicht wahr, oder? Ich war schon froh eine drei geschafft zu haben in manchen Fächern. In Mathe war ich allerdings immer gut. Ich kann dir Nachhilfe geben, obwohl ich finde, bei einer drei braucht man keine Nachhilfe.“ Er zuckt verständnislos mit den Schultern.

Ich seufze erneut.

„Ist doch egal“, meint er bestärkend.

„Nein ist es nicht. Ich habe sonst nur gute Noten, aber ich habe mich nicht genug angestrengt.“

„Hast du bestimmt. Und eine drei ist eine gute Note.“ Er greift wieder nach meiner Hand, aber diesmal so, dass ich mich über ihn beugen muss, weil er mich an sich zieht. „You are perfect Anna…“

Ich muss lächeln. Er ist perfekt. Er zieht mich noch weiter an sich und zum ersten Mal ergreife ich die Initiative und küsse ihn. Es ist wunderbar ihn zu küssen. Wie seine Zunge um meine spielt, wie er schmeckt, wie er sich anfühlt. Ich sauge ihn auf und kann mich schon wieder kaum von ihm lösen. Seine Hände gleiten zart über meine nackte Haut am Rücken. Ich schaffe es einfach nicht eine Gänsehaut zu unterdrücken.

„Ist dir noch kalt?“, fragt er vermutlich darum.

„Nein…Das machst du…“, entgegne ich verlegen und löse mich von ihm.

Meine Worte scheinen ihm zu gefallen. „Oh…Ich?“, grinst er.

Ich nicke nur und verdrehe dabei die Augen. Der Tag mit ihm allein ist traumhaft und vergeht für meinen Geschmack viel zu schnell. Wir haben viel geredet, aber auch viel geschmust. Sehr viel geschmust. Meine Lippen sind schon ganz taub, aber das nehme ich auf jeden Fall ganz locker in Kauf. Wir fahren zurück zum Platz an dem mein Fahrrad steht. Jetzt schmiege ich mich wie selbstverständlich an ihn. Ganz fest umarme ich ihn. Ich will ihn nicht loslassen, auch wenn ich weiß, dass es nur noch ein Stück ist. Ich will mich nicht von ihm trennen. Sanft drücke ich meine Nase in seinen Rücken und atme ein. Er riecht so gut. Unglaublich gut. Viel zu schnell sind wir bei meinem Fahrrad. Ich steige ab und gebe ihm den Helm, er steigt auch ab und nimmt seinen ebenfalls ab.

„Sehen wir uns morgen wieder?“ Sein Blick macht mich wahnsinnig.

„Ja sicher. Ich würde auch jetzt lieber bei dir blieben“, murmle ich etwas verlegen, was ihn zum Lächeln bringt.

„Dann bleib doch bei mir“, flüstert er.

Ich zucke mit den Schultern und atme durch.

„Schon gut Anna. Ich weiß. Dein Dad.“

Ich nicke wortlos und lege gleichzeitig meine Arme um seinen Hals.

„Ich mag dich auch Julian. Sehr sogar“, hauche ich.

Dann küssen wir uns lang. Es fällt mir schwer mich von ihm zu trennen und trotzdem mache ich es irgendwann. Wie in Trance strample ich nach Hause. Es ist ein ganz warmes Gefühl in meinem Bauch. Ein Gefühl, das ich so nicht kenne. Ich versuche nicht zu vergessen wie er riecht und wie er sich anfühlt. Ich will auch nicht vergessen, wie sich seine Hände auf meiner Haut anfühlen. Mein Herz klopft und es zieht in meinem Bauch. Ich mag ihn nicht nur, ich bin verliebt. Ziemlich verliebt.












Und du bist nicht da

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