Читать книгу 10 Minuten für die Selbstliebe - Kim Fleckenstein - Страница 11

Wie ich die Sucht stoppte

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Es gibt Geburtstagsgeschenke, die möchte man einfach nicht haben, bekommt sie aber trotzdem. Als ich 18 wurde, eröffnete mir meine Mutter, sie werde sich von meinem Vater trennen. Schließlich sei ich nun volljährig – nur darauf habe sie gewartet. Sie setzte ihr Vorhaben nie in die Tat um. Dafür gibt es mehrere Gründe. Mit Liebe haben sie meiner Meinung nach allerdings nichts zu tun, denn ich weiß ja, wie meine Mutter zu diesem Gefühl steht.

Im Laufe der Jahre machte ich meine ersten Beziehungserfahrungen, die alle katastrophal verliefen. Rückblickend wundert mich das überhaupt nicht: Entweder tat ich mich mit jungen Männern zusammen, die eine ähnlich dominante Persönlichkeit hatten wie mein Vater. Oder sie waren das genaue Gegenteil von ihm – und dann butterte ich sie unter. Heute weiß ich außerdem, dass meine Beziehungsprobleme immer etwas mit der Beziehung zu mir selbst zu tun hatten.

Mit 22 Jahren hatte ich einen Freund, dessen Familie gut betucht war. Wir gingen mindestens drei bis vier Mal pro Woche mit seinen Eltern chic essen. Natürlich wollte ich nicht jedes Mal im Restaurant auf die Toilette gehen und mich übergeben. Ich schämte mich wahnsinnig für meine Sucht. So sehr, dass ich beschloss, damit aufzuhören. Ich tat es von einem auf den anderen Tag.

Das hört sich für Sie jetzt vielleicht völlig utopisch an. Aber es war so. Ich bin ein sehr rationaler Mensch. Und ich glaube, man braucht manchmal eine gehörige Portion Rationalität, um einen besseren Abstand von persönlichen Problemen zu bekommen. Ich machte mir damals ganz klar bewusst: Ich will mir nicht mehr den Finger in den Hals stecken. Und wenn für mich Schluss ist, ist Schluss.


MEINE ERKENNTNIS

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch ein ungewünschtes Verhalten einstellen kann. Und zwar sobald er selbst es wirklich will – nicht, wenn andere versuchen, ihm das einzureden. Er selbst muss seine Entscheidung als unumstößliche Tatsache akzeptieren. So wie ich. Mein Beschluss lautete: Ich erbreche mich nicht mehr. Punkt!

Ich beschränkte mich von da an darauf, im Restaurant möglichst wenig zu essen. Die Sucht, wieder zu erbrechen, konnte ich so zwar erfolgreich beenden. Aber mein starkes Verlangen nach Liebe bekam ich nicht in den Griff. Ich versuchte erneut, es auf die falsche Art und Weise zu stillen – führte damit aber nur eine Suchtverlagerung herbei.

Mit 23 verliebte ich mich in einen Mann, der mich immer wieder spüren ließ, wie toll er mich fand. Ich bekam endlich all die Aufmerksamkeit, die ich mir wünschte, und sagte daher auch Ja, als er mich um meine Hand bat. Obwohl ich tief in mir drin wusste, dass er nicht der Richtige für mich war.

Ich ging zu meinen Eltern, um sie über meine bevorstehende Hochzeit zu informieren. Ich hoffte, sie würden mich davon abhalten. Mir endlich sagen, wie sehr sie mich liebten. Und mir versprechen, mit mir zusammen meine Probleme anzugehen. Ich wollte sie wachrütteln, doch das funktionierte nicht. Stattdessen kam nur ein knappes: „Hast du dir das auch gut überlegt?“

Nein, das hatte ich natürlich nicht. Noch auf dem Standesamt fragte ich mich: Warum machst du das nur? Nach nur anderthalb Jahren war die Ehe am Ende. Mittlerweile habe ich mich bei meinem Exmann für mein Handeln damals entschuldigt und ihm erklärt, warum unsere Liebe von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Er ist wieder verheiratet und ein glücklicher Vater. Ich freue mich von Herzen für ihn.

10 Minuten für die Selbstliebe

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