Читать книгу 10 Minuten für die Selbstliebe - Kim Fleckenstein - Страница 9

Immer wieder Tadel statt Trost

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Mit 14 blieb ich nach dem Unterricht noch gerne mit Klassenkameraden auf dem Schulgelände. Eines Tages spielte ich mit ein paar Jungen Fußball. Das Wetter wurde immer schlechter, aber das störte uns nicht. Erst als die Wolken bedrohlich dunkel wurden und mit einem Mal ein unglaubliches Gewitter ausbrach, flüchteten wir vom Fußballplatz. Einige von uns fanden es sinnvoll, eine Abkürzung zu nehmen. Sie führte über einen hohen Eisenzaun mit zentimeterlangen Eisenspitzen. Wir kletterten hoch – was natürlich extrem dumm von uns war, aber so leichtsinnig waren wir als Jugendliche eben – und es passierte, was passieren musste: Ich rutschte am pitschnassen Zaun ab und eine der Eisenspitzen, an denen ich mich hochgezogen hatte, bohrte sich zwischen Ring- und kleinem Finger meiner rechten Hand ins Fleisch.

Ich schrie und blutete ganz fürchterlich. Meine Mutter wurde gerufen und brachte mich ins Krankenhaus. Dort schnitt man den Ring, den ich damals trug, auf. Denn meine Hand war so angeschwollen, dass er nicht mehr runterging. Die fünf Zentimeter lange Wunde musste genäht werden.

Mit einem dicken Verband wurde ich nach Hause geschickt und setzte mich dort aufs Sofa. Ich dachte, mein Vater würde mich in irgendeiner Form trösten, wenn er heimkäme. Schließlich war ich nicht absichtlich hängen geblieben. Als er die Diele betrat, blickte er fragend auf meinen Verband. „Was ist passiert?“ Nachdem ich ihm die Kurzversion erzählte hatte, atmete er völlig entnervt aus, schmiss seinen Autoschlüssel in die Schale und hielt mir einen Vortrag über Dummheit.

Ich weiß, dass Eltern in so einer Situation oft wütend reagieren, weil sie sich Sorgen machen und daran denken, was noch alles hätte passieren können. Aber das war mir damals erstens nicht bewusst und zweitens half mir diese Standpauke überhaupt nicht weiter. Mir ging es dadurch nur noch schlechter. Nicht nur, weil die Wunde pochte, sondern weil mir der dringend benötigte Trost fehlte.

10 Minuten für die Selbstliebe

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