Читать книгу 10 Minuten für die Selbstliebe - Kim Fleckenstein - Страница 7
Auf der Suche nach meinem inneren Kind
ОглавлениеEs fiel mir lange schwer, mich an meine Kindheit zurückzuerinnern. Mein Gehirn spuckte nur Fragmente aus. Das kommt daher, weil ich mich in unserer Familie nie richtig wohlgefühlt und vieles verdrängt habe. Erst als ich anfing, mich ausführlich mit meinem inneren Kind zu beschäftigen, konnte ich mich an Situationen erinnern, die mich verstehen ließen, weswegen ich mein damaliges Leben im wahrsten Sinne zum Kotzen fand. Und warum das zu einer jahrelangen Bulimie-Erkrankung führte. Aber dazu später …
Ich habe einen älteren Bruder und eine Halbschwester aus der ersten Ehe meiner Mutter. Mein Vater sagte einmal: „Wenn deine Mutter und ich noch mal wählen könnten, würden wir nie wieder drei Kinder bekommen.“ Ich war die Jüngste und nie geplant.
Ich träumte von liebevollen Eltern. Da ich die nicht hatte, wäre ich als Zwölfjährige am liebsten aufs Internat gegangen. Doch das wurde mir untersagt. Meine Mutter und mein Vater arbeiteten beide und so wuchs ich als Schlüsselkind auf. Nach der Schule zog ich durch unsere Wohngegend und lud mich selbst bei Freunden zum Mittagessen ein.
Lange Zeit dachte ich, dass ich das getan hätte, weil es bei uns mittags nichts Warmes zu essen gab. Aber daran lag es nicht. Ich entkam dadurch vielmehr der beklemmenden Atmosphäre zu Hause. Die wurde geprägt durch die Kühle, die emotionale Distanz und die große Strenge meines Vaters. Gekuschelt oder geschmust wurde bei uns so gut wie nie.
Belohnt wurde ich nur für Leistung. Ich weiß noch, dass ich mir einen Plattenspieler wünschte und ihn auch bekam, weil ich einen bestimmten Notendurchschnitt erreicht hatte. Mein Vater wollte unbedingt, dass seine Kinder Abitur machen und dass mindestens eines von ihnen studiert – weil ihm selbst als junger Mann beides verwehrt geblieben war.
Allerdings war ich kein Überflieger und so mangelte es mir an Anerkennung. Die hätte ich sowieso viel lieber für mich als Person bekommen anstatt für meine Schulnoten. Ich hatte oft schlechte Laune, weil ich innerlich mit allem so unzufrieden war. Ich war mies drauf, weil ich einfach nur das Gefühl der Anerkennung und des Willkommenseins haben wollte.