Читать книгу 10 Minuten für die Selbstliebe - Kim Fleckenstein - Страница 6

Meine Geschichte

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Mit 25 Jahren hatte ich einen schweren Autounfall. Man sagt ja immer, dass bei einem solchen Nahtoderlebnis das ganze Leben an einem vorbeizieht. Aber als ich damals eingeklemmt in meinem völlig zerstörten Wagen festsaß, blutend und vor Schmerz schreiend, ging mir nur eines durch den Kopf: Ich muss meinem Vater unbedingt sagen, dass ich nicht schuld an diesem Unfall bin.

Ich verlor die Besinnung und erwachte irgendwann allein zwischen piepsenden Maschinen auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Auch in diesem Moment dachte ich an meine Eltern: Ich wäre fast gestorben. Jetzt MÜSSEN sie mir endlich sagen, dass sie mich lieben.

ICH LIEBE DICH!

Diese drei Worte habe ich weder von meiner Mutter noch von meinem Vater jemals gehört. Auch nach diesem Unfall nicht. Obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte.

Was ich erst später erfuhr: Als mein Vater nachmittags von meinem Unfall hörte, wartete er bis zum frühen Abend und holte meine Mutter wie geplant von der Arbeit ab. Er fuhr mit ihr zum Einkaufen und sagte ihr erst dann, dass sie noch in die Klinik müssten, weil ich einen schweren Autounfall gehabt hätte.

Was sind wir nur für eine Familie? Diese Frage stellte ich meiner Mutter vor einigen Jahren. Daraufhin sagte sie: „Wir sind keine Familie und wir waren nie eine.“

Eines möchte ich klarstellen: Es geht mir nicht darum, meine Eltern an den Pranger zu stellen. Mir ist heute sehr wohl bewusst, dass sie so gehandelt haben, weil sie es für richtig hielten. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, aber die haben sie nicht gewählt. Die Gründe dafür sind vielfältig: mangelnde Einsicht, Ablehnung elementarer Gefühle, die Angst davor, sich selbst zu hinterfragen – und vor allem eine zu geringe Selbstliebe. Denn auch meine Eltern sind von ihren Eltern geprägt und waren deren Erziehung verfallen.

Meine Mutter sagte mir einmal, dass sie die drei Worte „Ich liebe dich“ für die verlogensten der Welt hält. Sie und mein Vater stammen aus Familien, in denen es so etwas wie Liebe oder Selbstliebe kaum gab. Und es ist schwierig, etwas von jemandem einzufordern, das derjenige selbst nie erfahren hat.

All das durfte und musste ich lernen zu akzeptieren. Ansonsten wäre ein Leben, so wie ich es heute führe, nicht möglich gewesen. Ich musste lernen loszulassen. Von den Erwartungen, die ich an meine Eltern stellte. Und von der Hoffnung, jemals ihren Erwartungen zu entsprechen. Denn das tue ich bis heute nicht. Diese Gedanken musste ich zulassen, um mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen zu können. Denn nur wenn ich das tue, kann ich auch liebevoll in der Gegenwart leben. Um mit mir als Person, mit meiner Kindheit, meiner Jugendzeit und auch mit meinen Eltern Frieden schließen zu können.

Dieses Kapitel ist keine Abrechnung, sondern eine Erzählung meines bisherigen Lebens. So wie ich es gesehen habe und wie ich es heute sehe. Ich muss Ihnen von einigen wichtigen Erlebnissen berichten, damit Sie mein Buch verstehen können. Damit Sie wissen, warum ich von manchen Geschehnissen in einer Art berichte, die sich vielleicht hart anhört. Aber ich habe nun mal alles genauso empfunden. Und ich habe keine Lust, meine Gefühle aus irgendwelchen gesellschaftlichen Konventionen heraus anders darzustellen.

Es geht hier nicht darum zu jammern, sondern darum, Ihnen zu zeigen, wie ich zu dem Menschen wurde, der ich heute bin: selbstreflektiert und achtsam, aber alles andere als perfekt. Und das ist für mich völlig okay so.


MEINE ERKENNTNIS

Wir alle tragen seit unserer Geburt ein Päckchen mit Chancen zur Persönlichkeitsentwicklung in uns. Ich habe es aufgemacht, alles rausgenommen und bin dabei, es bis aufs letzte Fitzelchen zu verarbeiten.

10 Minuten für die Selbstliebe

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